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project: equinoX Forum / The 10 Year Plan - Liebe mich, wenn du dich traust

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#1 16.February 2016 17:57:57

jogiwan
drama-princess
Ort: graz (austria)
Registriert: 23.January 2006
Beiträge: 2256

The 10 Year Plan - Liebe mich, wenn du dich traust

Nach einem missglückten Date in einem schicken Restaurant, bei dem sein bester Freund wieder einmal als Retter in der Not einspringen muss, schließen der hoffnungslose Romantiker Myles (Jack Turner) und der draufgängerische Polizist Brody (Michael Adam Hamilton) in einem Anfall von Überschwänglichkeit einen Pakt: sollten die Beiden in zehn Jahren noch immer keinen fixen Partner haben, werden sie einander heiraten, um so dem drohenden und ewigen Single-Dasein ein Schnippchen zu schlagen. Neun Jahre, 10 Monate und 29 Tage später hat sich an der partnerschaftlichen Situation der Beiden nicht viel geändert und während der mittlerweile erfolgreiche Anwalt Myles noch immer auf der Suche nach seinem „Prince Charming“ ist, genießt der smarte Brody nach wie vor sein Single-Leben mit aufregenden Dates in vollen Zügen.

Als Brody bewusst wird, dass der Ablauf dieser Frist kurz bevor steht und er befürchtet, dass sein bester Freund doch irgendwie auf die Einhaltung des „10-Jahres-Plans“ bestehen könnte, beschließt er mit seinem Arbeitskollegen Richard (Moronai Kanekoa) die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Innerhalb eines Monats muss ein fester Partner für den besten Freund gefunden werden, der sich mit seiner Kollegin Diane (Teri Reeves) ebenfalls Gedanken über das bevorstehende Datum macht und die ganze Sache jedoch eher locker sieht. Nachdem ein weiteres Date in die Binsen geht, überredet Brody seinen Freund dazu, selbst aktiv zu werden und drängt ihn zu einem Profil bei einer Online-Dating-Plattform, wo dieser zwar nicht unbedingt seinen „Mr. Wright“ finden soll, aber die Zeit bis dahin zumindest auf sexuelle Weise überbrücken soll.

Der smarte Anwalt ist wenig erfreut und dennoch lässt er sich kurze Zeit später zu einem Date mit dem jungen „Hunter“ ein, der sich wider Erwarten als durchaus sympathisch und paarungsbereit entpuppt. Nach der wilden Nacht mit Hunter erscheint Myles jedoch nicht wie üblich im Büro und antwortet auch nicht auf Anrufe, sodass sich Terry an Brody wendet, der sich ebenfalls große Sorgen um seinen ansonsten so ordnungsliebenden Freund macht. Als dieser lächelnd wieder auftaucht, hält im Brody eine Standpauke, dass er nicht so einfach bei wildfremden Männern übernachten kann und warnt vor den Gefahren seines ungewohnt sorglosen Verhaltens.

Myles nimmt die Bedenken seines Polizisten-Freundes auch eher erheiternd zur Kenntnis, während es wohl auch Brody verwundert, dass er bei sich und seinem Freund Myles mit zweierlei Maß nimmt. Wenig später scheint Myles auf den Geschmack gekommen zu sein, während auch Brody immer mehr bewusst wird, dass ihm sein Freund doch mehr zu bedeuten scheint, als er sich eigentlich bewusst. Als sich Brody jedoch unwissentlich auch mit dem Date von Myles trifft und Brody in einem Anflug von schlechten Gewissen seinem besten Freund davon berichtet, ist dieser von Brody tief enttäuscht und beschließt sein bisheriges Leben voller unglücklicher Dates und Stadt Los Angeles für immer den Rücken zu kehren…

Bis vor wenigen Jahren waren relevante Filme mit schwuler Thematik ja mit wenigen Ausnahmen ja vorwiegend der dramatischen Ecke zugeordnet und in unzähligen und eigentlich sehr  ernüchternden Filmen mussten homosexuelle Menschen neben der obligatorischen und  gesellschaftlicher Outing-Problematik auch herbe Schicksalsschläge oder noch viel ärgere Sache über sich ergehen lassen. Nicht selten bedeutete das Outing oder die Liebe zu einem Objekt der Begierde in derartigen Filmen auch den Tod für den Protagonisten und es hatte den Anschein, als wären die Figuren in diesen Filmen auch immer mit einem Fuß in der Opferrolle. 

Mit steigender Akzeptanz von homosexuellen Menschen in der Gesellschaft hat sich das Bild des von homosexuellen Figuren in derartigen Filmen aber glücklicherweise ziemlich geändert und die Darstellung gleichgeschlechtlich lebender und liebender Menschen in sogenannten „Gay-Themed-Movies“ zeugt mittlerweile von mehr Selbstbewusstsein und Normalität. Vermehrt drehen sich solche Filme um Menschen, die mit ihrer gleichgeschlechtlichen Sexualität fest im Leben stehen und sich und sich um solche Dinge wie Outing, Akzeptanz und dergleichen keine großartigen Gedanken mehr machen muss. Statt dem Eingestehen der eigenen Sexualität spielen in solchen Streifen auch vermehrt zwischenmenschliche Dinge im homosexuellen Alltag eine größere Rolle in denen auch das geänderte Dating-Verhalten der schwulen Community durch steigende Vernetzung eine große Rolle spielen.

Die sympathische US-Komödie „10 Year Plan“ handelt ebenfalls von zwei schwulen Freunden, die fest im Leben stehen und ihr Outing längst hinter sich haben und dennoch unterschiedlicher nicht sein könnten. Während sich Myles nach einer festen und monogamen Beziehung sehnt, ist Brody überzeugter Single, der sich seine Zeit zwischen Job und Fitnesscenter auch lieber mit knackigen Männern vertreibt. Als die beiden in jungen Jahren einen Pakt schließen, der vorsieht, dass sie einander ehelichen, wenn sie in zehn Jahren noch immer Single sein sollten, denkt keiner der Beiden daran, dass dieser Pakt jemals in Erfüllung gehen sollte. Doch die Zeit schreitet unbarmherzig voran und so will es das Schicksal, dass sich kurz vor Ablauf dieser Frist keiner der Beiden in einer fixen Beziehung befindet.

Zugegeben, Ecken und Kanten sucht man in J.C. Calcianos 2014 entstandener Gay-Komödie ja eher vergebens und „The 10 Year Plan“ geht auch eher in Richtung „Feelgood-Movie“, das sich perfekt für den Abend zu zweit eignet, aber auch in Single-Haushalten großen Spaß machen wird. Das liegt vor allem an den sympathischen Darstellern, die in der Indie-Komödie auch sichtlich Spaß an der Darstellung ihrer Figuren haben. Statt irgendwelcher dramatischen Probleme ist „10 Year Plan“ auch eher oberflächlich gehalten und präsentiert selbstsichere und optimistische Charaktere, die sich auch durch negative Erfahrungen nicht aus der Bahn werfen lassen und letzten Endes – welch große Überraschung – auch zueinander finden.

Manchmal darf es halt auch ein bisschen romantischer sein und „10 Year Plan“ will auch gar nicht mehr sein als eine unterhaltsame und leicht kitschige Komödie für Interessierte und Aufgeschlossene, die für knapp 90 Minuten die Schlechtigkeit dieser Welt ausblenden und eine Geschichte sehen möchten, die für ihre sympathisch angelegten Figuren auch ein dementsprechendes Happy-End bereithält. Aufgrund des spaßigen Ereignisse kann man das dem Streifen seine Oberflächlichkeit auch gerne verzeihen und dass es aber nicht allzu seicht wird, dafür sorgen dann schon der sexuelle Unterton, die witzigen Dialoge und den nicht minder sympathisch angelegten Nebenfiguren, mit denen sich auch das heterosexuelle Publikum identifizieren kann.

Auch darstellerisch gibt es in der amerikanischen Indie-Komödie nicht viel zu bemängeln und weder Jack Turner als Myles, noch Michael Adam Hamilton als Brody sieht man an, in welchem rekordverdächtigen Tempo der unterhaltsame Streifen im sonnigen Los Angeles abgedreht wurde. Regisseur und Drehbuchautor J.C. Calciano, der hierzulande auch durch seine spaßigen Sketch-Comedy-Webserie „Steam Room Stories“ bekannt sein dürfte hat mit „The 10 Year Plan“ jedenfalls eine kurzweilige Gay-Komödie geschaffen, die mit bunten Bildern, hübschen Menschen und etwas anzüglichen Humor und nackter Männerhaut auch perfekt auf die angepeilte Zielgruppe zugeschnitten ist. 

CMV-Laservision bringt den Streifen unter dem Titel „The 10 Year Plan – Liebe mich, wenn du dich traust“ in solider Bildqualität auf DVD, wobei der Streifen im englischen Original mit optionalen, deutschen Untertiteln, die man aber mit normalen Sprachkenntnissen nicht unbedingt benötigt. Auch das Bonusmaterial kann sich durchaus sehen lassen und bietet neben einem Audiokommentar mit Hauptdarsteller Jack Turner und Regisseur J.C. Calciano auch noch Interviews mit Cast & Crew, ein „Behind the Scenes“-Featurette, Musikvideo und sonstige Dinge, rund um die Herstellung des Streifens.

Unterm Strich bleibt eine sympathische Schönwetter-Gay-Komödie, in der etwaige Probleme und Fallstricke des schwulen Lifestyles ausgeblendet werden und in der attraktive Menschen im schicken Ambiente auf nette Weise zueinanderfinden. Zwar geht die Geschichte über zwei unterschiedliche Menschen bzw. eine Freundschaft, die in Liebe endet zuweilen etwas zu sehr in Richtung modernes Märchen und bleibt sehr an der Oberfläche verhaftet, aber was bei Rosemunde Pilcher im sonntäglichen Schmachtfetzen für das Heteropublikum vollkommen in Ordnung geht, muss natürlich auch J.C. Calciano und seinem humorvollen Gute-Laune-Film erlaubt sein.


It´s fun to stay at the YMCA...

*** Gretl... the prince !!! ***

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