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Der Regisseur Jonathan Stryker (John Vernon) ist ein charismatischer, wie unberechenbarer Mann, dem als erfolgreicher Regisseur die Frauen reihenweise verfallen. Als er plant, den Roman „Audra“ zu verfilmen, der von einer liebenden Frau handelt die anschließend dem Wahn verfällt, überredet er seine Muse Samantha (Samantha Eggar), sich in bester „Method Acting“-Manier in eine geschlossene Klinik einweisen zu lassen. Dort soll die erfolgreiche Schauspielerin für ihre fordernde und schwierige Rolle vor Ort recherchieren um danach die psychisch angeschlagene Frau auch entsprechend glaubhaft verkörpern zu können.
Der kurze Trip in die Welt der Psychoanalyse entpuppt sich für Samantha jedoch als verhängnisvoll, als sich auch ihre Persönlichkeit als durchaus labil entpuppt und die behandelnden Ärzte nicht bereit sind, die Schauspielerin so ohne weiteres wieder gehen zu lassen. Auch das Umfeld in der Klinik eignet sich nicht dazu, den Gesundheitszustand von Samantha zu verbessern und der Aufenthalt verlängert sich unplanmäßig, was auch Stryker dazu bewegt, sein Herzensprojekt mit einer anderen Hauptdarstellerin zu verfilmen. Zu diesem Zweck lädt Stryker unter großem Interesse der Medien sechs Schauspielerinnen in sein abgelegenes Landhaus in den Bergen einzuladen, wo diese für die Rolle der „Audra“ vorsprechen sollen.
Davon erfährt jedoch auch Samantha und während sich die unterschiedlichen Darstellerinnen an dem winterlichen Ort einfinden und eine der eingeladenen Aktricen auf dem Weg dorthin auf mysteriöse Weise verschwindet, erscheint auch Samantha beim gemeinsamen Abendessen überraschend auf der Bildfläche und pocht auf der Einhaltung der Vereinbarung ihres ehemaligen Liebhabers und der ihr zugedachten Rolle. Stryker reagiert auf das Auftauchen seiner ehemaligen Hauptdarstellerin jedoch verhalten und auch die anderen Darstellerinnen fiebern hoffnungsfroh dem Casting-Prozess entgegen und sind zu diesem Zwecke auch bereit ihre körperlichen Reize und noch mehr einzusetzen, um bei dem Regisseur zu punkten.
In dem abgelegenen Haus kommt es auch bald zu einem subtilen und später sehr offenen Konkurrenzkampf unter den weiblichen und höchst unterschiedlichen Darstellerinnen, die einerseits mit ihrer Jugend, andererseits mit Bekanntheitsgrad und jahrelanger Erfahrung punkten können. Stryker nimmt die Bemühungen der Damen um seine Aufmerksamkeit und die Seitenhiebe an die schauspielernde Konkurrenz amüsiert zur Kenntnis und lässt sich mit seiner Entscheidung auch entsprechend Zeit. Doch die unbeschwerte Lage ändert sich schlagartig, als eine maskierte Person auf dem abgelegenen Anwesen die Entscheidung im Casting-Prozess in die eigenen Hände nimmt und die Anzahl der potentiellen Bewerberinnen auf brutale Weise dezimiert.
Der sogenannte Slasher-Film als die scheinbar beliebteste Strömung im modernen Horrorfilm erfreut sich ja schon seit Jahrzehnten uneingeschränkter Beliebtheit und egal ob John Carpenters wortkarger Maskenträger auf Babysitter Jagd macht, Camps an Wochentagen von Massenmördern heimgesucht werden oder Wes Craven mit seinem ironischen „Scream“ gleich ein ganze Genre revolutioniert – das Interesse des Publikums ist ungebrochen und kann trotz immensen Output von derartigen Filmen scheinbar nicht genug bekommen. Das liegt wohl auch daran, dass das Spektrum dieser Filme aber auch sehr breitgefächert ist und von Low- bis Big-Budget, von „straight“ bis „weird“, vom Teenie- bis Backwood-Slasher ist alles möglich und die Variationen der Filmemacher und Ideen der Drehbuchautoren sind auch schier unendlich.
Der kanadische Streifen „Curtains – Wahn ohne Ende“ von Regisseur Richard Ciupka aus dem Jahr 1983 wird zwar dem Slasher-Genre zugeordnet, aber hebt sich mit seiner entrückten Grundstimmung und seiner seltsam erzählten Geschichte von anderen Werken aus dieser Schublade ab und wird auch in der Slasher-Fangemeinde durchaus kontrovers aufgenommen. Wer sich einen „straighten“ Slasher erwartet, wird im Falle von Richard Ciupkas Streifen auch keine große Freude haben und was für die eine Seite die Stärken des Films ausmachen, wird auf der anderen Seite als Schwäche gesehen und es scheint, als würde sich das Werk auch prompt zwischen die Stühle setzen.
Die Story über einen exzentrischen Regisseur, dem etwas sonderbaren Casting in einem abgelegenen Landhaus und seiner Muse erinnert einerseits auch eher an ein Psychodrama und ehe man sich versieht, schwenkt „Curtains“ schon wieder in Richtung Satire auf den harten Schauspielalltag. Dazu gibt es einen ominösen Killer, der mit einer gruseligen Masken Jagd auf die hoffnungsfrohen Bewerberinnen macht und eine Auflösung, die gewohnt etwas haarsträubend ausgefallen ist. Dabei kommt auf jeden gelungenen Moment wie die Eislauf-Szene und die theatralischen Szenen-Übergänge, ein etwas weniger gelungener wie der vermeintliche Einbruch und vor allem im Mittelteil verzettelt sich Regisseur Ciupka in einen einzigen Handlungsstrang, der auf den Verlauf des restlichen Films aber keine nennenswerte Auswirkung hat. Generell hat man bei „Curtains – Wahn ohne Ende“ den Eindruck, als wäre erzählerisch stets ein etwas umständlicher Weg gewählt worden und sowohl der Auftakt, als auch der Mittelteil und das Ende wirken insgesamt nicht ganz homogen.
Anscheinend waren die Dreharbeiten laut amerikanischer Wikipedia-Seite auch etwas schwierig und während der Regisseur eher in Richtung „Arthouse-Thriller“ tendierte, wollten die Produzenten einen klassischen Slasher, wie sie zur Zeit der Dreharbeiten um 1980 auch an den Kinokassen gefragt wurden. Die Dreharbeiten wurden anscheinend mehrfach unterbrochen und letzten Endes kam „Curtains“ auch erst 1983 in die amerikanischen Kinos, wo dieser jedoch nach dem ersten Slasher-Boom kaum Beachtung fand. Danach war der Streifen so gut wie nicht verfügbar und auch nur sporadisch verfügbar, ehe sich das US-Genre-Label „Synapse“ dem zu Unrecht
untergegangenen Streifen annahm und ihm eine „Special-Edition“ spendierte.
In Deutschland wurde der Streifen ohne vorhergehenden Kinostart ursprünglich gleich direkt auf VHS veröffentlicht und landete im Jahre 1988 zu allem Überfluss auch noch auf dem Index, wo „Curtains – Wahn ohne Ende“ erst nach 25 Jahren wegen Zeitablauf wieder gestrichen wurde. Der schöne, amerikanische Transfer dürfte wohl auch die Vorlage für die deutsche Veröffentlichung sein und das Berliner Label „CMV-Laservison“ bzw. dessen Ableger „New Visions Films“ bringt diesen sympathisch-schrulligen und etwas verschrobenen Slasher nun wahlweise auf DVD oder Blu-Ray, sowie im Rahmen der „Trash-Collection“, wo der durchaus interessante Streifen meiner bescheidenen Meinung nach aber nur begrenzt etwas zu suchen hat. Die Bildqualität lässt keine Wünsche offen und auch der Originalton überzeugt, während die deutsche Tonspur doch mit einem starken Hintergrundrauschen aufwartet.
Unterm Strich bleibt eine ungewöhnliche und durchaus interessante Mischung aus Slasher, Drama und Parodie, die sich erzählerisch dann aber immer wieder mal selbst ein Bein stellt und auf jeden gelungenen Moment, kommt mindestens einer, der weniger gelungen ist. Trotzdem überwiegt auch hier auch wieder die Freude, diesen seltenen und bislang auch stark unterschätzten Streifen endlich in entsprechend schöner Qualität zu sehen. Die Kiste der Slasher kennt zwar sicherlich ein paar bessere Vertreter, aber auch viele, die wesentlich weniger originell um die Ecke biegen und Richard Ciupkas Vertreter ist ein Werk, dass sich qualitätstechnisch in der Mitte einpendelt. Für Slasher-Neueinsteiger ist „Curtains“ dann vielleicht auch nicht die beste Wahl, für alle Fans des Genres ist der winterliche Beitrag dann mit seinem doch überraschenden und unvorhersehbaren Ende aber sicher eine gute Wahl.
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