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Baron von Weser (Cameron Mitchell) ist ein exzentrischer Mann, der mit seinem getreuen Personal auf einer abgelegenen und ansonsten menschenleeren Insel wohnt, auf der er durch das Klima begünstigt seinen botanischen Experimenten, insbesondere der Kreuzung von fleischfressenden und giftigen Pflanzen nachgeht. Als er seine Insel, sein Schloss und auch sein Gewächshaus überraschend auch für Touristen öffnet, findet sich wenig später auf der europäischen Insel eine amerikanische Reisegruppe aus unterschiedlichsten Personen ein, die nach einem langen Fährentransfer und der Abholung durch dem Chauffeur Alfredo (Ricardo Valle) diese einmalige Gelegenheit als erstes wahrnehmen möchten und sich auch nicht an der Tatsache stören, dass die restlichen Bewohner die Insel einst Hals über Kopf verlassen haben.
Doch schon die Ankunft der interessierten Gruppe, bestehend aus dem Abenteurer James (George Martin), der hübschen Betty (Elisa Montés), dem Botaniker Julius (Hermann Nehlsen), der alternden Jungfer Myrtle (Matilde Munoz Samedro), und dem Society-Paar Cora (Kai Fischer) und Jim Robinson (Rolf von Nauckhoff) steht unter einem schlechten Stern und als Alfredos Wagen das Anwesen erreicht, läuft der Koch des Hauses geradewegs vor das Auto und wird von diesem überfahren. Dass das Opfer jedoch auch seltsam blass aussieht und Wunden im Gesicht, wird von dem zufällig ebenfalls anwesenden Baron mit einer unheilbaren Krankheit erklärt, die den Koch offensichtlich auch zu dieser Verzweiflungstat trieb und der Baron bittet die geschockten Besucher sich das Geschehene nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen um den Ausflug auf der Insel doch noch im entsprechenden Maß genießen zu können.
Die Fauna der Insel ist auch ein wahrer Schatz und wenig später überwiegt bereits die Freude über die ungewöhnlichen und farbenfrohen Pflanzen, die sich vor den überraschten Augen der Erholungssuchenden präsentieren und vor allem Julius ist angesichts der schier unmöglich-scheinenden Kreuzungen seines Botaniker-Kollegen hellauf begeistert. Später am Abend wartet aber bereits die nächste Überraschung auf die Besucher, als das vom Baron kredenzte vegetarische Büffet mit unerwarteten Geschmacksnuancen aufwartet und fast alle in kulinarische Verzückung versetzt, während sich die dem Alkohol nicht abgeneigte Cora eher nach anderen Genüssen bzw. in die starken Arme Alfredos sehnt.
Nach einem nächtlichen Ausflug wird Cora am nächsten Tag von ihrem Gatten tot im Zimmer gefunden und als auch Alfredos lebloser Körper mit seltsamen Malen gefunden wird, verdächtigt Myrtle den Botaniker Julius der schrecklichen Taten, der sich jedoch zu Unrecht verdächtigt fühlt und seine Unschuld beteuert. Als auch die Telefonleitung und das einzige Boot der Insel zerstört werden, hat James alle Hände voll zu tun um die verschreckte Betty und die restlichen noch lebenden Besucher zu beruhigen und wenig später scheint mit dem stummen Butler Waldi (Mike Brendel) auch der tatsächliche Täter gefunden zu sein. Während dieser die Flucht ergreift und von James und den Baron verfolgt wird, geschehen jedoch weitere und sehr seltsame Dinge auf der Insel, die noch ein weiteres und auch sehr tödliches Geheimnis für die überraschten Besucher bereit hält…
Der 1924 in New York geborene Schauspieler und Regisseur Mel Welles ist im Bewusstsein der internationalen Horrorgemeinde wohl vor allem durch seine Rolle des Gravis Mushnick in Roger Cormans Gruselkomödie „The Little Shop of Horror“ aus dem Jahr 1960 verankert. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler war der sprachbegabte Tausendsassa aber auch hinter der Kamera aktiv und der werte Herr drehte im Zeitraum von 1967 bis 1977 auch einige erlesene Genre-Filme in europäischer Koproduktion von denen der berühmt-berüchtigte „Lady Frankenstein“ wohl der Bekannteste ist. „Das Geheimnis der Todesinsel“ auch bekannt unter Titeln wie „La Isla de Muerta“ oder auch „Maneater of Hydra“ war aber Welles‘ erster Ausflug in den Regie-Sessel und präsentiert sich mit thematischer Ähnlichkeit zu Cormans Genre-Klassiker, überraschend viel Schmodder und zahlreichen Genre-Stars der damaligen Zeit.
Die Geschichte über einen seltsamen Baron, der auf einer menschenleeren Insel zweifelhafte Kreuzungen durchführt, ist ja so etwas wie die botanische Variante von „Die Insel des Dr. Moreau“ und zeigt ein paar Jahre nach dem Erfolg von „Little Shop of Horror“ und einige Jahrzehnte vor M. Night Shyamalans „The Happening“ und Carter Smiths Urlaubs-Schocker „Ruins“ sehr eindringlich, dass sich die artenreiche Pflanzenwelt für den Menschen auch durchaus von der etwas feindseligen Seite präsentieren kann. Dabei wird gegen Ende auch ganz tief in die Trickkiste gegriffen und ein Bedrohungsszenario kreiert, dass selbst den geeichten Genrefreund mühelos aus den Latschen kippen lässt.
Zugegeben, Zuschauer mit weniger Wohlwollen und Humor-befreite Menschen können die Geschichte von „Das Geheimnis der Todesinsel“ natürlich auch ganz doof finden und der Filmkonsument bekommt auch bis zum haarsträubenden Schmodder-Finale auch nur ein klassisches „Whodunnit“-Bedrohungsszenario mit dem üblichen Figurenkarussell präsentiert, das auch immer mit einem Fuß im soapigen Kitsch steht. Der aufgeschlossene Zuschauer hat ja auch gleich einmal eine Ahnung, in welche Richtung die ganze Blumeninsel-Sause gehen könnte und dennoch lässt sich Welles mit der Auflösung seiner Geschichte viel Zeit und präsentiert erst am Ende den Grund, warum der sympathische Streifen innerhalb der „Trash-Collection“ auch besten aufgehoben ist..
Entgegen anderslautender Stimmen ist „Das Geheimnis der Todesinsel“ meines Erachtens auch eine sehr unterhaltsame Sache, der neben seiner naiven Gruselgeschichte auch gesellschaftskritische Töne beinhaltet und selbst auch auf eine zart-aufkeimende Liebesgeschichte zwischen dem starken Helden, der selbst in Krisenzeiten den Überblick behält, und der verängstigten Quoten-Schönheit nicht vergisst. Der Streifen zeigt auch bereits die Tendenzen weg vom klassischen Grusel mit knarrenden Türen und Nebelschwaden hin zu mehr blutigen Schauwerten und Schock-Momenten, die man sich in einer Produktion aus dem Jahr 1967 vielleicht nicht unbedingt erwarten würde.
Auch darstellerisch macht „Das Geheimnis der Todesinsel“ alles richtig und präsentiert den amerikanischen Schauspieler Cameron Mitchell in einer zwielichtigen Rolle, die ihm auch auf den Leib geschrieben scheint. Die restlichen Darsteller der deutsch-spanischen Koproduktion stammen dann aus den beiden Ländern und der Freund deutscher Werke darf sich an Kai Fischer („Die Nichten der Frau Oberst“ als mannstolles Society-Luder und Rolf von Nauckhoff („Liane, das Mädchen aus dem Urwald“ als ihr Gatte erfreuen. Auch der in Kiel geborene Hermann Nehslen macht als Botaniker eine gute Figur, wie auch der spanische Darsteller George Martin als smarter James und die hübsche Elisa Montés als schützenswerte Beth.
Die DVD selbst ist leider nicht ganz so gelungen und kommt einerseits als Nummer 118 der Trash-Collection und als Kaufhaus-Variante mit selben Cover, FSK16-Freigabe und Amaray-Hülle. Die Qualität ist okay, aber wie man im Netz vernehmen und auch auf dem Schirm sehen kann, scheint das Bildformat nicht ganz korrekt zu sein und an manchen Szenen gibt es auch ein paar auffällige Schnitte, die wohl davon zeugen, dass die deutsche Fassung mit knapp 84 Minuten für die seinerzeitige Kinoauswertung wohl etwas gestrafft wurde. Das ist natürlich schade, aber aufwendige Restaurierungen würden sich für einen derartigen Film in dieser Welt auch leider niemals rentieren. Abgerundet wird die ganze Sache dann noch mit einer Bildergalerie und vier Trailern zu anderen Werken aus dem Hause CMV-Laservision.
Unterm Strich bleibt ein sympathischer Monster-Grusler mit Botanik-Einschlag, der Fans von etwas naivem Euro-Horror aus den Sechzigern sicher nicht enttäuschen wird. Die Story über einen Urlaubsabenteuer der etwas anderen Art auf einer abgelegenen Insel ist mit seinem doch etwas ungewöhnlichen Bedrohungsszenario sehr originell und bietet gediegene Spannung mit „Mad Scientist“-Thematik, die gegen Ende von ein paar ungewohnt herben und fast schon splattrigen Momenten unterbrochen wird. Ob man „Das Geheimnis der Todesinsel“ dabei eher trashig, gruselig oder ungemein liebenswert empfindet, liegt wohl ohnehin im Auge des Betrachters und mir hat die deutsch-spanische Koproduktion auf jeden Fall bestens gemundet.
Mel Welles hat bei seinen ersten Ausflug auf den Regiestuhl jedenfalls für damalige Verhältnisse und Produktionsbedingungen alles richtig gemacht und die große Freude über die Veröffentlichung überstrahlt auch mühelos kleinere Mängel der DVD und die bestenfalls durchschnittliche Bildqualität.
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