project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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In einer kleinen Stadt am Rhein wird eine junge Frau kurz vor ihrer Hochzeit ermordet und neben grauenvollen Verstümmelungen wird ihr auch das Herz aus der Brust gerissen. Die Bevölkerung ist schockiert und während sich die aufgebrachte Allgemeinheit auf die Suche nach dem Mörder macht und der örtliche Bürgermeister (Luis Induni) versucht die Gemüter zu beruhigen, werden einheimische Stimmen laut, die von einer alten Legenden berichten, nach denen sich die sagenumwobene und hübsche Loreley in Vollmondnächten aus den Untiefen des Rheins erhebt, sich in eine wilde Bestie verwandelt und Jagd auf junge Frauen macht um mit dem Verzehr ihrer Herzen ihre Unsterblichkeit zu verlängern.
Während ein Großteil jedoch eher an eine weniger übernatürliche Erklärung der schrecklichen Tat glaubt, steigt jedoch die Unsicherheit in der Bevölkerung und auch die Lehrerin Elke (Silvia Tortosa), die an Mädchenpensionat unterrichtet ist um ihre Schützlinge besorgt und beschließt für Schule einen Aufpasser zu engagieren. Als jedoch der erfahrene Jäger Sigurd (Tony Kendall) in der abgelegenen Schule am Rhein erscheint ist Elke jedoch zuerst wenig begeistert über den jungen Playboy, der den Schülerinnen den Kopf verdreht und auch sichtlich die Aufmerksamkeit der jungen Frauen genießt. Elke stellt daher strenge Regeln auf, nach denen sich Sigurd zu halten hat und quartiert den Mann in der Garage ein, der das ablehnende und forsche Verhalten der hübschen Lehrerin eher erheiternd zur Kenntnis nimmt.
Nichtsdestotrotz dreht Sigurd weiter seine Runden und auch das Leben in der Schule geht vorerst seinen gewohnten Gang weiter, als jedoch ein weiterer und nicht minder grausamer Mord die Stadt in Aufruhr versetzt und der Jäger trifft in der Nähe des Mädchenpensionats am Fluss immer wieder auf eine hübsche Frau (Helga Liné) mit magischer Anziehungskraft trifft, die wie nicht von dieser Welt scheint. Kurz darauf wird Sigurd auch den etwas zerstreuten Professor van Landen (Àngel Menédez) angesprochen, der dem staunenden Mann in seinem Labor in einer abenteuerlichen Versuchsreihe beweisen möchte, dass die Legende der Loreley und ihrer Verwandlung keinesfalls nur dem Reich der Legenden zuzuordnen ist und der Bedrohung auch nur mittels moderner Technologie beizukommen ist.
Van Landens Ausführungen sind dem Jäger aber doch eine Spur zu abenteuerlich und Sigurd verbringt seine Zeit weiterhin mit dem Bewachen der Mädchenschule um Übergriffe zu verhindern, die sich fortan auch immer wieder ereignen. Er verliebt sich in die hübsche Elke, die mittlerweile ebenfalls von dem smarten Playboy angetan ist und sich aber gleichzeitig auch immer mehr im Einfluss der mysteriösen Frau vom Flussufer verliert. Bei einem Treffen in einem Abbruchhaus stellt sich diese auch ohne Umschweife als Loreley vor und nachdem auch der Professor auf brutale Weise ums Leben kommt, beginnt der smarte Mann genauer nachzuforschen und bringt so nicht nur sich selbst, sondern auch die Mädchenschule und vor allem seine neue Liebe in größte Gefahr…
Regisseur Amando de Ossorio kennt man hierzulande ja vor allem durch seine „Reitenden Leichen“-Filme, die sich in Fankreisen wohl auch aufgrund ihrer etwas fragwürdiger Behandlung durch deutsche Zensoren immer noch großer Beliebtheit erfreuen. Der spanische Regisseur hat aber neben seinen vier Filmen über untote Tempelritter mit dem Urwald-Hexen-Abenteuer „Woodoo – Inferno des Grauens“, dem charmant-haarsträubenden Exorzisten-Rip-Off „Der Exorzist und die Kindhexe“ und „The Loreley’s Grasp“ noch mindestens drei weitere Streifen geschaffen, die einer Entdeckung genauso lohnen und Letzterer ist ja dank neuer Synchronisation und hübschen HD-Transfer ja seit einiger Zeit wieder vermehrt in den Fokus der deutschsprachigen Euro-Horrorfans gerückt, wo dieser auch durchwegs sehr positiv aufgenommen wird.
De Ossorio bleibt ja auch hier seinen bekannten Trademarks treu und präsentiert in „The Loreley’s Grasp“ Mythologie und Horror mit viel Lokalkolorit und eine originelle Geschichte welche den rheinländisch-pfälzischen Mythos der dauerkämmenden und Gold-haarigen Nixe, die arglose Schifffahrer in ihr Verderben lockte mit Elementen des Monsterfilms und griechischen Mythologie kombiniert und lässt die Figur der Loreley in Vollmondnächten als eine Art Werwolf-Echse auf junge Frauen los um deren Herzen auf doch recht unkonventionelle Weise zu erobern. Herausgekommen ist dabei ein unterhaltsames Stück Euro-Horror, das nicht mit kruden Entwicklungen und inhaltlichen Überraschungen geizt und dabei auch noch ziemlich blutig um die Ecke biegt.
Die Geschichte von „The Loreley’s Grasp“ ist dabei zwar nicht unbedingt spannend ausgefallen und ab einen gewissen Punkt selbst für unerfahrene Zuschauer vorhersehbar, bietet aber ansonsten alles, was man sich von einem europäischen Horrorstreifen dieser Entstehungsperiode erwartet. Die Frauen sind hübsch anzusehen, die Männer cool und ohne Rücksicht auf Verluste modebewusst und auch die Morde sind angesichts der FSK-16-Freigabe ja überraschend brutal ausgefallen. Außerdem verfügt der Streifen neben seinen deutschen Handlungsorten am Rhein, auch über eine seltsam entrückte und unwirklich erscheinende Stimmung, die sich zeitlich nicht so recht festzumachen lässt und dem Streifen aus dem Jahr 1974 zusätzlichem Charme verleiht.
Inszenatorisch ist De Ossorios Streifen ja eher kostengünstig und dennoch solide ausgefallen und die Verwandlungen von Mensch zu Mini-Godzilla und umgekehrt sind ja von leicht durchschaubarer Natur. Dafür wird hübsch geschmoddert und sogar ein Säuremord wird dem abgebrühten Zuschauer präsentiert, den auch Lucio Fulci nicht besser hinbekommen hätte. Zwar hätte man dem grünen und schuppigen Monster durchaus mehr Screentime gewünscht und so richtig bekommt man das Vieh ja selbst im turbulenten Finale nicht vor die Linse, aber ansonsten wurde in dem Horrorstreifen von der Crew um den spanischen Regisseur eigentlich alles richtig gemacht.
Auch darstellerisch präsentiert sich die spanische Produktion von der guten Seite bzw. den italienischen Darsteller Tony Kendall bzw. Luciano Stella mit bürgerlichen Namen, der als passionierter Jäger die hübschen Frauen des Mädchenpensionats bewacht und sich einerseits in die hübsche Silvia Tortosa („Horror Express“) und die in Deutschland geborene Schauspielerin Helga Liné verlieben darf. Diese ist ja auch wie üblich das Highlight des Streifens und agiert wieder so wunderbar, dass es wenig verwunderlich ist, dass ihre Künste nach ihrer Karriere als Horror-Starlet auch von Regisseur Pedro Almodóvar beansprucht wurden. Auch der Rest des Casts ist passend besetzt und als Diener Alveric gibt es auch noch Luis Barboo zu sehen, der trotz unüberschaubarer Filmografie den Freunden von spanischen, europäischen und insbesondere den Werken von Jess Franco bekannt vorkommen wird.
Auch die DVD aus dem Hause „Shock Entertainment“ ist sehr schön geworden und präsentiert den Streifen, der – warum auch immer - nie in deutschen Lichtspielhäusern angelaufen ist nach einer limitierten VÖ als Mediabook und zeitgleich zur BR-Veröffentlichung auch ungekürzt und mit „neuer“ Retro-Synchro, die auch sehr stimmig ausgefallen ist. Dass die deutsche Synchro nicht schon in den Siebzigern angefertigt worden ist, ist nicht zu erahnen und auch in Punkto Bildqualität bietet die Scheibe, die neben der spanischen Originalfassung auch die englische Sprachfassung an Bord hat, keinen Anlass zur Kritik. Auch die Cover-Gestaltung fügt sich harmonisch zum Rest und nur beim Bonusmaterial wurde etwas gespart und neben Trailer und Bildergalerie gibt es lediglich die spanischen Title-Credits und den Trailer zu dem japanischen Streifen „Daimajin 1“.
Unterm Strich bleibt ein unterhaltsames und kurzweiliges Werk aus der spanischen Genre-Kiste, das Freunde von Euro-Horror und Fans von Amando de Ossorio auch sicherlich nicht enttäuschen wird. Eine originelle Geschichte mit viel deutschem Flussfahrts-Flair und Fachwerk-Charme in Kombination mit nackter Haut, etwas Gore und einem für europäische Verhältnisse eher untypischen Monster macht „Die Bestie im Mädchenpensionat“ auch zu einem kleinen Grusel-Highlight, dass auch aufgrund seines Handlungsortes, entrückter Stimmung und einem bunten Genre-Cocktail aus Crossover-Mythologie, lasziver Sinnlichkeit und handfestem Tier-Horror auch sehr positiv aus der Masse vergleichbarer Produktionen herauszustechen vermag. Dass der ganzen Sause dann auch noch so eine schöne Synchro verpasst wurde und auch unbeschadet durch die Gremien der FSK gereicht wurde ist außerdem ein schönes Zeichen, dass von den zahllosen Fans auch entsprechend honoriert werden sollte.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9832
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