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Die Bevölkerung der etwas verschlafenen, amerikanischen Kleinstadt Wheelsy ist mit der anbrechenden Jagdsaison so beschäftigt, dass auch ein Meteoritenabsturz in einem nahen Waldstück selbst von dem frisch zum Chief beförderten Polizisten Bill (Nathan Fillion) und seinem Kollegen Wally (Don Thompson) nicht registriert wird. Als der reiche Geschäftsmann Grant (Michael Rooker) jedoch nach der körperlichen Zurückweisung seiner hübschen Frau Starla (Elizabeth Banks) sich nahe der Absturzstelle außerehelich mit Brenda (Brenda James) vergnügen möchte, wird Grant kurzerhand vor den entsetzten Augen der Kellnerin von einer schleimigen Masse attackiert und ein außerirdischer Parasiten ergreift von dem Körper und seinem Gehirn Besitz.
Grant beginnt sich daraufhin nicht nur seltsam zu verhalten, auch körperlich hat der unschöne Zwischenfall entsprechende Auswirkungen, die von dem forschen Jäger vor seiner besorgten Frau Starla jedoch mit einer allergischen Reaktion gerechtfertigt werden. Starla bleibt jedoch skeptisch und als die Haustiere in der näheren Umgebung und wenig später auch Kellnerin Brenda spurlos verschwindet, beginnt auch Bill mit seinen Ermittlungen, die den Polizisten geradewegs zu Grant führen, der mittlerweile gänzlich die Kontrolle über seinen Körper verloren hat und vor den Augen der Polizisten zu einem schleimigen Tentakelmonster mutiert, seine schockierte Frau attackiert und wenig später spurlos im Wald verschwindet.
Um in der beschaulichen Kleinstadt ein größeres Aufsehen und eine verständliche Pani zu vermeiden wird von Bürgermeister MacReady (Gregg Henry) ein Krisenteam um Bill gebildet und durch verschwundenes Weidevieh kommt der Trupp auch rasch auf die Spur des Wesens, dass bis zu einer abgelegenen Scheune im Wald verfolgt werden kann. Dort wird inmitten von unzähligen Tierkadavern auch die vollkommen aufgeblähte Brenda gefunden, die von Grant als Brutstätte für außerirdische Wesen missbraucht wurde und vor den Augen der entsetzten Mannschaft hunderte schleimige und schneckenähnliche Wesen in die Welt setzt, die blitzschnell in einige der anwesenden Polizisten eindringen und in der näheren Gegend verschwinden.
Während sich die Infizierten daraufhin in Zombie-ähnliche Wesen verwandeln und Jagd auf die restliche Bevölkerung machen wird auch die junge Kylie (Tania Saulnier) von den außerirdischen Wesen attackiert und kann eine Infektion im letzten Moment verhindern, während für die restliche Familie jede Hilfe zu spät kommt. Durch die Beinahe-Infektion erhält Kylie jedoch einen Einblick in die Wirkungsweise und Pläne des Aliens und gibt auf ihrer Flucht dem Polizisten Bill auch den entscheidenden Hinweis, dass alle Wesen kollektiv mit ihrem ursprünglichen Wirt verbunden sind. Als Bill auch noch erfährt, dass sich das Wesen mit Starla weiter fortpflanzen möchte macht sich der pragmatische Polizist auf den Weg um die Frau zu finden, auf die er auch schon längst ein Auge geworfen hat und nebenher auch noch die ganze Welt zu retten…
Eine gut funktionierende Horrorkomödie zu drehen zählt wohl zu den größten Herausforderungen der Filmlandschaft und zwischen den beiden doch sehr gegensätzlichen Polen wie Humor und Horror eine ausgewogene Mischung zu finden oftmals ein schier unmögliches Unterfangen, an der schon viele gescheitert sind. James Gunn macht mit seinem 2006 gedrehten „Slither“ aber fast alles richtig und präsentiert dem Zuschauer mit seinem Sci-Fi-Splatter-Sause auch einen schwer unterhaltsamen Film, der überraschend blutig und überdreht-spaßig daherkommt, dem Genre-Film der Achtzigerjahre huldigt und sich auch noch über allerlei Klischees lustig macht, ohne dabei die Ernsthaftigkeit aus den Augen zu verlieren, die für einen nervenzerrenden Horrorfilm notwendig ist.
Herr Gunn ist ja auch augenscheinlich ein großer Fan splattriger Werke aus den Achtzigern und so ist es auch wenig verwunderlich, dass sein Langfilmdebut aus seiner Bewunderung dieser nicht immer unumstrittenen Filme aus der Horrorecke keinen Hehl macht. So erinnert „Slither“ gleichermaßen an das Original und Remake von „Der Blob“, Stuart Gordons „From Beyond“ und auch den Zombies von George A. Romero wird neben vielen anderen Verweisen Tribut gezollt. So wurden die Figuren der Polizisten auch bekannte Nachnahmen verpasst und jede Straße und jedes Schild ist in irgendeiner Form eine Hommage an Regisseur, Darsteller und Rollennamen von Filmen dieser Entstehungsperiode und Ecke.
„Slither“ schmoddert mit ekligen Effekten auch gemütlich dahin und ist in der vorliegenden Form auch ein hübsches Paradebeispiel wie handgemachte und am Computer erstellte Spezialeffekte eine funktionale Symbiose eingehen können. Die Effektmeister konnten offensichtlich aus dem Vollen schöpfen und im interessanten und mitgelieferten „Making-Of“ kann man die interessante Entstehung dieser Effekte auch verfolgen und es ist mitunter gar nicht mal so einfach die handgemachten von den digital erstellten Tricks zu unterscheiden, die teilweise auch ineinander fließen. Selbst die Gremien der FSK hatte da ein Einsehen und erteilten dem doch sehr blutigen und überraschend ekligen Werk eine 16er-Freigabe, was angesichts der gezeigten Schauwerte nicht ganz selbstverständlich, wenn nicht überraschend ist.
Auch inhaltlich ist „Slither“ sehr passabel ausgefallen und bietet das übliche Figuren-Karussell aus derartigen Filmen, die auch bewusst sehr klischeelastig ausgefallen ist. Die turbulente wird teils ernsthaft, teils ironisch erzählt und bietet neben Schmodder auch jede Menge Überraschungen, die den Zuschauer auch entsprechend bei Laune halten. James Gunns Gespür für etwas abseitigen Nerd-Witz, der auch seine Superhelden-Persiflage „Super – Shut up Crime“ zu einen herrlich bösen Spaß machte, kommt hier jedenfalls auch voll zum Tragen und man darf schon gespannt sein, wie sich seine heiß-ersehnte Umsetzung von Marvels „Guardians of the Galaxy“ machen wird, die demnächst in den Kinos anlaufen wird und jetzt schon Höchstnoten auf der IMDB einfährt.
Darstellerisch ist „Slither“ ebenfalls sehr gelungen und lebt vor allem von der tollen Darbietung von Michael Rooker, der hier Make-up-technisch auch einiges über sich ergehen lassen musste und der trotz seiner Rolle als Bösewicht dennoch die Sympathien des Publikums sicher sind. Genauso wie Elizabeth Banks als junge Ehefrau Starla, die jedoch von einem Polizisten als Helden in Form von Nathan Fillion gerettet werden muss, der auch als Ruhepol durch die turbulente Handlung führt. Auch die Nebendarsteller wurden gut gewählt und sowohl Tania Saulnier als toughe Kylie und Brenda James als Gebärmaschine wissen genauso zu gefallen wie Charakterdarsteller Gregg Henry als schmieriger Bürgermeister.
Die neue Blu-Ray-Disc von Koch-Media bringt das schleimige Spektakel mit dem noch immer sehr seltsamen Untertitel in sehr guter Bild- und Tonqualität und neben einem Audiokommentar mit dem Regisseur und Darsteller Nathan Fillion gibt es auch noch tonnenweise Extras, die jeden Fan des Film zufriedenstellen sollte. So gibt es mehrere Featurettes, in denen die Entstehung der Effekte näher beleuchtet wird, ein Videotagebuch von Troma-Legende Lloyd Kaufman und zahlreichen entfallene und erweiterte Szenen, sowie Trailer, Bildergalerie. Ein kleiner Tipp ist außerdem auch, nicht gleich beim Abspann aufzuspringen, sondern auch noch auf die allerletzte Szene zu warten.
Unterm Strich ist „Slither“ nicht nur eine humorvolle Hommage an das Horror-Genre, sondern dabei auch noch ein schwer unterhaltsamer Film, der auch bei der x-ten Erneut-Sichtung noch immer mühelos begeistern kann. Mit seiner Mischung aus ekligen Creature-Design, ironischem Unterton, überspitzten Momenten und sympathischen Figuren die am augenzwinkernden Klischee-Tablet serviert werden hat Herr Gunn jedenfalls meinen Geschmack und auch meinen Humor getroffen und obwohl „Slither“ noch nicht einmal ein Jahrzehnt am Buckel hat, zählt James Gunns kurzweiliges Werk auch dank großer Fanbase in der überschaubaren Kiste der Alien-Invasion-Horrorfilmen zu den absoluten Highlights, dass auch den Vergleich mit Klassikern nicht zu scheuen braucht.
Beitrag geändert von jogiwan (28.July 2014 20:25:01)
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9829
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