project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Im Jahre 1917 ist die die Lower East Side in New York fest in den Händen kriminellen Vereinigungen und in „Little Italy“ unterdrückt die italienische Mafia die einfache Bevölkerung des Stadtteils mit brutaler Gewalt und blankem Terror. Als der junge Sohn einer Einwandererfamilie Charly Luciano (Christian Slater) eines Tages mit ansehen muss, wie der Pate Faranzano (Michael Gambon) seinen Vater demütigt, als dieser aufgrund seiner kranken Schwester das geforderte Schutzgeld nicht mehr bezahlen kann, beschließt erst selbst ins organisierte Verbrechen einzusteigen um nicht unter die Räder zu kommen.
Durch Zufall gerät er mit seinem Freunden Frankie (Costas Mandylor) und Bugsy (Richard Grieco) an Meyer Lansky (Patrick Dempsey), der als kleinkrimineller Gangster aus dem jüdischen Umfeld ebenfalls ähnliche Pläne hat und gemeinsam steigt man ein paar Jahre später mit der Hilfe von dem Geschäftsmann Arnold Rothstein (F. Murray Abraham) in den Alkoholschmuggel an, der während der Prohibition ein lukratives, wenn auch streng verbotenes Geschäft ist. Die Gruppe um Charly verdient mit dem Import von Whiskey in den nachfolgenden Monaten ein Vermögen und erregt so natürlich auch das Aufsehen der beiden Paten Guiseppe Masseria (Anthony Quinn) und Faranzano, die dem Treiben der Nachwuchsgangster auch nicht länger zusehen möchten.
Es kommt zu einem nächtlichen Anschlag auf Charly und Meyer durch den Auftragskiller Mad Dog Coll (Nicholas Sadler), den die beiden jedoch überleben und zu einem Treffen mit dem mächtigen Faranzano, der vorschlägt, dass die Gruppe um Charly zukünftig mit seinen Leuten zusammenarbeiten und auch ihren fairen Anteil erhalten soll. Obwohl auch eine Zusammenarbeit startet und Faranzano auch zu Meyers Hochzeit eingeladen ist, plant Charly, der sich mittlerweile in das Showgirl Mara (Lara Flynn Boyle) verliebt hat, jedoch die beiden mächtigen Paten gegenseitig auszuspielen und landet prompt zwischen den verfeindeten Fronten…
Der „Mobsters“ bzw. „Die wahren Bosse – Ein teuflisches Imperium“ ist ein amerikanischer Gangster-Streifen aus dem Jahre 1991, der den Weg der Gangster Charly „Lucky“ Luciano, Meyer Lansky, Frank Costello und Bugsy Siegel aus den Straßen von „Little Italy“ bis hin zum berüchtigten „National Crime Syndicate“, welches in den Dreißiger-Jahren in New York gegründet wurde und als Zusammenschluss der einflussreichsten, kriminellen Vereinigungen der Staaten das Ende gegenseitiger Bandenkämpfe einläutete und längere Zeit mit gemeinsamen Kräften das ganze Land und die Polizei in Atem hielt.
Der Streifen basiert dabei auf dem Buch „The Testament of Lucky Luciano“ von Martin A. Gosch und Richard Hammer aus dem Jahre 1974, dass im Großen und Ganzen auch der Wahrheit entsprechen soll und von Michael Maher und Nicholas Kazan für den Streifen zu einem Drehbuch verarbeitet wurde. Dabei zeichnet der Film das Leben des 1897 in Sizilien geborenen Sohn einer Auswandererfamilie in dem Zeitraum von 1917 bis 1930 nach und zeigt, wie dieser mit einer Mischung aus diplomatischen Geschick, krimineller Energie und dem gegenseitigen Ausspielen von Protegés aus der Unterwelt zu einem der mächtigsten Männer der Vereinigten Staaten werden konnte.
Zwar wirkt der Streifen von Regisseur Michael Karbelnikoff mit seinen vielen Charakteren, Zeitsprüngen und unüberschaubaren Handlungselementen zwischendurch wie eine dicht gedrängte Nummern-Revue, aber „Mobsters“ präsentiert sich dabei in bester Tradition großer Klassiker des Gangster- und Mafiafilms wie z.B. „Es war einmal in Amerika“ oder auch „Der Pate“. Neben viel harten Jungs, Mafia-Geplänkel, Verfolgungsjagden und Schießereien gibt es auch viel Dreißiger-Jahre-Charme und hübsche Locations, die den Zuschauer in die Blütezeit des organisierten Verbrechens und der Zeit der Prohibition zurückversetzen.
Inhaltlich gibt es auch nicht viel zu bemängeln und wer derartige Streifen mag, bekommt hier auch die volle Bandbreite an Handlungselementen präsentiert, die man sich als Fan erwartet. Auffällig ist aber auf jeden Fall die Besetzung, die mit sehr jungen Darstellern und etwas „cleanen“ Look auch immer etwas an ein Prominenten-Schaulaufen auf einer MTV-Gala erinnert. Wenn man sich im Netz die Portraits der tatsächlichen Gangster so ansieht, wirken Christian Slater, Richard Grieco und Patrick Dempsey vielleicht auch etwas zu sehr nach gängigen Schönheitsidealen gecastet und auf heutige Verhältnisse umgelegt ungefähr so, als hätte man mit Robert Pattinson, Zac Efron und Channing Tatum das Remake eines Sergio-Leone-Klassiker gedreht. Auch der bekannte Kritiker Roger Ebert zeigte sich bei seiner damaligen Kinokritik aufgrund der jugendlichen Darsteller etwas irritiert, was durchaus nachvollziehbar ist.
Technisch gibt es hingegen nicht viel zu meckern und Hauptaugenmerk bei dem Mafiafilm und 23 Millionen Dollar-Produktion wurde neben seinem eindrucksvollen Cast inklusive Anthony Quinn, Lara Flynn Boyle, Chris Penn und F. Murray Abraham in den Nebenrollen auf die Ausstattung gelegt, die zweifelsfrei sehr hübsch ausgefallen ist und stets stimmig wirkt. Der ganze Streifen ist zwar nicht sonderlich spannend, aber recht routiniert in Szene gesetzt und statt einer tiefergehenden Charakterisierung oder moralischer Wertung gibt es trotz Authentizitätsanspruch vereinfachte und gestraffte Entwicklungen mit Schwerpunkt Action, die bisweilen auch recht ruppig ausgefallen ist.
„Explosive Media“ bringt „Die wahren Bosse – Ein teuflisches Imperium“ bislang eher etwas untergegangenen und unterschätzten Gangsterstreifen aus dem Jahre 1991 neben seinem ursprünglichen Titel „Mobsters“ auch erstmalig in HD-Abtastung, die sich auch wirklich sehen lassen kann. Die Bild- und Tonqualität ist abseits der etwas gewöhnungsbedürftigen Synchronstimme von Patrick Dempsey sehr gelungen und auch das Bonusmaterial kann sich mit entfallenen Szenen in englischer Sprache, drei Kinotrailern zum Film, Wendecover, sowie einer Bildergalerie durchaus sehen lassen.
Unterm Strich bleibt ein durchwegs gelungener Gangster-Streifen, der sich recht nah an der Lebensgeschichte des Gangsters Charly „Lucky“ Luciano inspiriert, der in Zeit m ersten Drittel des 20 Jahrhunderts von New York aus eine beeindruckende Karriere auf der falschen Seite des Gesetzes hingelegt hat. Regisseur Michael Karbelnikoff bastelt darauf aufbauend einen routiniert abgedrehten, schön ausgestatteten und episodenhaften Gangster- und Mafiafilm in der Tradition vergangener Jahrzehnte, der zwar die ambivalente Figuren nicht tiefergehender beleuchten vermag, aber neben einem eindrucksvollen Cast, Brutalität und viel Dreißiger-Jahre-Flair dennoch recht unterhaltsam ausgefallen ist.
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@ Jochen,
vielen Dank für das Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9767
D
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