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Der chinesische Schauspieler Chin (Siu-Ho Cin) ist nicht nur finanziell am Ende, sondern auch innerlich ausgebrannt und den Mann quälen der Verlust seines Sohnes und die Tatsache, dass seine ohnehin nicht berauschend verlaufene Karriere am Ende ist. Als er sich in einem ziemlich heruntergekommenen und düsteren Wohnkomplex ein Apartment mietet, versucht Chin noch am Tag seiner Ankunft seinem Leben ein Ende zu setzten und versucht sich mit einem Seil am Deckenventilator zu erhängen. Mit seinem Selbstmordversuch ruft Chin in der durch Gewalt vorbelasteten Wohnung jedoch unwissentlich zwei böse Geister auf den Plan, die von seinem Körper Besitz ergreifen und dem Nachbarn Yao (Anthony Chan) im letzten Moment gebannt werden können, der auch Chin das Leben rettet.
Von Yao erfährt Chin auch mehr über Geistererscheinungen und die etwas seltsamen Bewohner der Wohnungen und auch, dass dieser wie seine Vorfahren ein ausgebildeter Vampirjäger ist, der jedoch mangels Aufträge mittlerweile ein Lokal führt. Dort treffen sich auch täglich die Mieter um Yaos vorzüglichen Klebereis zu speisen, der in früheren Zeiten dazu verwendet wurde, um böse Vampire zu bannen. Doch diese Zeit ist lange vorbei und statt Vampire zu jagen, steht Yao am Herd und bereitet Speisen für die eher ärmlichen Bewohner zuzubereiten, die sich gegenseitig mit Gefälligkeiten helfen, wie z.B. die herzensgute Tante Mui (Hee Ching Paw), die nicht nur als Näherin die Löcher in den Klamotten der anderen Bewohner stopft und sich auch um die Kinder kümmert, während die Eltern zur Arbeit gehen.
Als Tung (Richard Ng), der Mann von Tante Mui eines Nachts durch einen Sturz im Treppenhaus zu Tode kommt, kann diesen den Verlust über ihren Gatten nicht verwinden und sucht voll der Trauer Rat bei dem zwielichtigen Meister Gar, der sich der schwarzen Magie verschrieben hat. Dieser verspricht Tante Mui ihren Gatten Tung binnen sieben Tagen ins Leben zurück zu holen und schafft es durch eine List die bösen Geister aus Chins Wohnung zu fangen und mit ihren Zorn den verstorbenen Gatten in einen blutrünstigen Vampir zu verwandeln. Doch davon ahnen die restlichen Bewohner nichts und auch Chin ist mehr damit beschäftigt, sich um die psychisch labile Feng und ihren Sohn Pak zu kümmern, die in der Vergangenheit in dem Apartment von Chin ebenfalls schreckliche Dinge erleben musste.
Nach einigen Tagen mehren sich jedoch die Vorzeichen, dass etwas Düsteres auf die Bewohner des Wohnkomplexes hereinbrechen wird und auch Yao spürt die zunehmende Präsenz eines Vampirs und demensprechend alarmiert. Tante Mui versucht jedoch weiterhin das plötzliche Verschwinden ihres Gatten zu verschleiern, während Gar weiter sein übles Spiel mit der trauernden Frau treibt. Als er auch noch befiehlt, den zunehmend aus seinem Todesschlaf erwachenden Tung das Blut eines Kindes zu kredenzen, lockt die verzweifelte Mui den kleinen Pak in ihre Wohnung und setzt so eine Kette vor furchtbaren Ereignissen in Gang. Tung erwacht als blutrünstiger Vampir und obwohl sich Yao, Feng und Chin beherzt mit all ihrem Wissen und Kraft in die Schlacht werfen, scheint der Kampf gegen das dämonische und mächtige Wesen nahezu aussichtslos…
Mit seinem Regie-Debüt „Rigor Mortis – Leichenstarre“ entführt uns der chinesische Regisseur, Schauspieler und Musiker Juno Mak in eine fremde und übernatürliche Welt mit bösen Geistern, Flüchen, Vampiren und präsentiert ein Update chinesischer Genre-Filmen aus den Achtzigern, in denen sich sogenannte „springende Vampire“ bei Freunden des etwas abseitigen Kinos großer Beliebtheit erfreute. Obwohl dieses Genre aber ehrlich gesagt bislang spurlos an mir vorüber gegangen ist, überrascht „Rigor Mortis - Leichenstarre“ als offensichtlich recht gelungenes Update, das dem Zuschauer eine visuell ansprechende Mischung aus Horror, Fantasie, Action und Drama präsentiert, die zwar inhaltlich etwas sperrig , aber auch kurzweilig und überraschend düster daherkommt und Fans von fantastischen Filmen auch nicht enttäuschen sollten.
Exotische Horrorfilme haben bei mir ja generell einen Stein im Brett und „Rigor Mortis“ geht ja nun einmal voll in diese Richtung und verbindet chinesische Mythologie, mit Vampir-Action, die sich in der asiatischen Variante auch anders bekämpfen lassen und mit „Dracula“ und „Carmilla Karnstein“ auch herzlich wenig zu tun haben. Statt Todessehnsucht und sexuellen Unterton gibt es im Falle von „Rigor Mortis“ rachsüchtige Geistergestalten, vermodernde Vampire, böse Flüche und Zwischenwelten, mit denen die Figur des depressiven und abgehalfterten Schauspielers in einem Apartment-Block konfrontiert wird, in dem es ohnehin nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Dabei wird die Handlung mit zunehmender Laufzeit immer konfuser und gipfelt in einem Action-lastigen CGI-Finale, bei dem kein Stein auf dem anderen bleibt.
Für einen Debüt-Film ist der Streifen meines Erachten überraschend gut gelungen und Juno Mak, der dem deutschen Zuschauer noch am ehesten als schweigsamer und gewaltbereiter Rächer aus dem nicht minder düsteren Streifen „Revenge – A Love Story“ bekannt sein dürfte, überrascht durch wenig Zugeständnisse an den Grusel-Mainstream. Zwar verzettelt sich der dramatische Horror-Streifen durchaus in seinen zahlreichen Handlungssträngen, bei denen es wohl auch nicht schadet, wenn man den Hintergrund ein bisschen besser kennen würde, aber die seltsame Welt mit noch seltsameren Figuren, die von Juno Mak in diesem 2013 entstandenen Werk kreiert wird, ist zumindest mal ganz was anderes und auch optisch ein absolutes Highlight. Mit seinen erwachsenen und tragischen Figuren und seinem sehr düsteren Ambiente ist „Rigor Mortis - Leichenstarre“ jedenfalls weit von irgendwelchen Teenie-Horror-Filmchen und mit „Cat. III“-Freigabe auch inhaltlich wesentlich härter als J-Horror, die man ebenfalls als Vergleich heranziehen könnte.
Technisch gibt es nicht viel zu meckern und auch wenn ich mit übermäßigem Einsatz von Farbfiltern und CGI so meine Probleme habe, wirken beide Elemente bei dem Streifen mit sehr künstlichen Settings und fast schon surrealistisch anmutenden Settings als durchaus stimmig. Statt dem Zuschauer alles am Silbertablett zu servieren, bleibt „Rigor Mortis – Leichenstarre“ auch stets auf Distanz und überlässt es dem Zuschauer, wie er die Figuren und Handlungselemente interpretieren möchte. Darin liegt dann auch – je nach Sichtweise – die Stärke oder Schwäche des Streifens und wer als Konsument Wert auf eine nachvollziehbare und durch-erklärte Handlung legt, wird bei Juno Maks Streifen sicher nicht gänzlich zufrieden sein.
Darstellerisch verlässt sich Juno Mak auf Genre-Helden vergangener Tage und Siu-Ho-Chin, Anthony Chan und Richard Ng kennt der Genre-Fan auch zahlreichen Action-Filmen aus der Achtziger-Kiste, zu einer Zeit, als chinesische Filme sich noch großer Beliebtheit erfreuten. Hee Ching Paw erhielt für ihre Darstellung der Tante Mui auch eine Nominierung als beste Darstellerin bei den Asian Film Awards, wo der Streifen auch für seine visuellen Effekte, den Schnitt und Kamera nominiert wurde. Auch international schein Juno Mak den Geschmack des Genre-Publikums getroffen zu haben, was zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen auf unterschiedlichen Filmfestivals und generell gute Kritiken beweisen.
„Ascot Elite“ bringt diesen übernatürlichen Vampir-Action-Streifen, der von der FSK in seiner ungekürzten Form überraschendweise mit einem FSK16-Siegel bedacht wurde, ungekürzt sowohl als DVD und Blu-Ray-Disc „dank“ Bonusmaterial jedoch mit roten FSK-18-Siegel. Mir lag zur Beurteilung die DVD vor und auch da ist das Bild bereits sehr gut und bietet keinen Anlass zur Kritik und auch die deutsche Synchronisation empfand ich als sehr gelungen. Daneben gibt es ohnehin noch das kantonesische Original samt optionalen Untertiteln und auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen. So gibt es ein kurze Making-Of, in dem Darsteller und Regisseur zu Wort kommen und neben Artwork Galerie, Original- und deutschem Trailer gibt es auch noch eine ausgiebige Trailershow mit insgesamt 12 Titeln.
Unterm Strich bleibt ein gelungener Horror-Action-Streifen mit überraschend düsterer Atmosphäre, sperriger Erzählweise und viel exotischem Hui-Bui. Juno Maks Regie-Debüt und modernes Update von Genre-Ware aus vergangenen Jahrzehnten ist ja nicht nur optisch ein ziemliches Highlight, sondern weiß sich auch durch seine etwas sperrige Erzählweise, erwachsenen Figuren, einer gesunden Portion Härte und entrückten Settings, die sich wohltuend von üblichen Teenie-Horrorwerken abgrenzen. Meinen Geschmack hat das Multitalent bei seinem durchaus unkonventionellen und düsteren Regie-Debüt jedenfalls durchwegs getroffen und die zahlreichen und durchwegs positiven Kritiken zeugen davon, dass ich mit dieser Meinung nicht alleine bin.
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@ Jochen,
vielen Dank für das Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9762
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