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Aufgrund ihrer religiös-fanatischer Mutter Margaret (Julianne Moore) wächst die junge Carrie (Chloe Grace Moretz) nicht wie jeder normale Teenager heran und statt sich für die Dinge zu interessieren, die Mädchen ihres Alters normalerweise machen, wird Carrie von ihrer Mutter zu Demut und Gebeten gezwungen, die das Mädchen vor den teuflischen Verlockungen der Welt fernhalten sollen. Als Margaret der häusliche Unterricht von Carrie von der Behörde untersagt wird, muss Carrie in eine öffentliche Schule wechseln und schafft es die Sechzehnjährige nicht, sich in die Klasse zu integrieren und wird wegen ihrer Andersartigkeit auch offen feindselig ausgegrenzt.
Als Carrie kurz vor dem jährlichen Schulball nach einer Sportstunde überraschend und vollkommen unvorbereitet ihre Periode bekommt und glaubt an einem unbekannten Leiden erkrankt zu sein, demütigt Chris (Portia Doubleday) und ihre Klassenkolleginnen das junge Mädchen vor allen anderen, filmt die groteske Szene und erst durch das beherzte Eingreifen von der Sportlehrerin Ms. Desjardin (Judy Greer) wird Carrie aus der peinlichen Situation gerettet. Als jedoch das Video die Runde macht und Chris als Verursacherin entdeckt wird, erntet diese einen Verweis und darf nicht zur Schule, was das angesagte Mädchen nur noch wütenden auf die Außenseiterin macht.
Die ebenfalls an den Schikanen beteiligte Sue (Gabreilla Wilde) tut es jedoch leid und sie beschließt, Carrie eine Freude machen, in dem sie ihren Freund Tommy (Ansel Elgort) bietet, mit der Außenseiterin auf den Ball zu gehen, ohne zu ahnen, dass Carrie mit dem Eintreten ihrer Periode auch telekinetische Fähigkeiten entdeckt. Als sich Carrie nach einiger Überredungskunst tatsächlich bereit erklärt, mit Tommy auf den Ball zu gehen, bricht für ihre Mutter jedoch eine Welt zusammen und Margaret versucht mit allen Mitteln ihrer Tochter den Besuch des Balls auszureden, die jedoch ihr Unterfangen auch mit ihren neuen und übersinnlichen Fähigkeiten entsprechend untermauert.
Am Abend des Balls strahlt Carrie mit hübschem Kleid an der Seite von Tommy und bekommt endlich auch die positive Anerkennung, nach der sie sich bislang vergeblich gesehnt hat. Auch Tommy findet durchaus Gefallen an der bescheidenen Art und als die Beiden auch noch zum Ball-König und Königin gewählt werden, scheint für die junge Carrie ein Traum in Erfüllung zu gehen. Doch in dem Moment, an dem ihr die Mitschüler zujubeln wird Carrie Opfer eines furchtbaren Streichs, den Chris mit ihrem Freund als Rache für den Verweis inszeniert hat. Der Abend endet in einer Katastrophe und in dem Moment ihrer größten Demütigung besinnt sich Carrie ihrer neuen Kräfte und sorgt dafür, dass diesen Abend so schnell niemand vergessen wird…
Mit Remakes von Filmen ist es ja immer so eine Sache und wenn man einer bestimmten Geschichte nicht wirklich etwas Maßgebliches hinzufügen kann, stellt sich natürlich immer automatisch immer die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Das ist leider auch bei „Carrie“ nicht anders und schon bei der ersten Info, über ein geplantes Remake war die Aufregung groß, da Brian die Palmas Version ja gemeinhin und vollkommen zurecht als großer Klassiker des Horror-Genres gilt, der nicht nur den Autor der Romanvorlage schlagartig berühmt machte, sondern auch Jahrzehnte nach seiner Erstaufführung immer gut funktioniert und sich mit eindrucksvollen Schauspieler-Leistungen, erinnerungswürdigen Momenten und einem Split-Screen-Schulballmassaker in die Herzen der Genre-Fans manövriert hat.
Eigentlich habe ich an dieser Stelle dann ja auch fast ein schlechtes Gewissen, dass die nächsten Absätze doch etwas verhalten ausfallen und dadurch der Eindruck entstehen könnte, als würde es sich bei Kimberly Peirces Neuverfilmung des gleichnamigen Stephen King-Romans um einen unterdurchschnittlichen oder gar schlechten Film handeln. Das ist sicherlich nicht der Fall und doch ist das 2013er-Update des Streifens doch ziemlich unnötig und bietet abgesehen von besseren Telekinese-Effekten aus dem Rechner, die auch weit häufiger als im Original zum Einsatz kommen auch wenig bis gar nichts, was Brian de Palma mit der ersten King-Adaption der Filmgeschichte nicht irgendwie besser, gruseliger und vor allem atmosphärischer hinbekommen hat. Die Regie von Kimberly Peirce bleibt blass und im Schatten Brian de Palmas und es ist auch verwunderlich, dass die US-amerikanische Regisseurin, die immerhin mit der Verfilmung „Boys don’t cry“ berühmt wurde, die Figur der unterdrückten Schülerin nicht interessanter herausarbeiten konnte.
Die Geschichte, die sich laut Marketing-Angaben näher an die Buchvorlage halten soll, ist ja im Grunde nahezu dieselbe und lediglich in ein moderneres Setting gebettet, in dem auch Handys und Computer vorkommen und das Thema Mobbing in den Köpfen der Zuschauer etwas präsenter ist. Dank moderner Tricktechnik ist es der aktuellen Version auch möglich, Dinge zu zeigen, die im Jahre 1976 aufgrund bestimmter Limitierungen einfach nicht realisierbar waren. Aber das war es dann auch schon mit den Unterschieden und Peirces Streifen ist mit seinem „schönen“ Look und trotz „R-Rating“ irgendwie einfach viel zu brav und es ist offensichtlich, dass diese „Carrie“-Version auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten ist und wenn man sich die Bewertungen der IMDB nach dem Alter der benotenden Personen aufschlüsselt ist es auch ersichtlich, dass „Carrie“ in der Altersgruppe unter 18 am besten anzukommen scheint.
Irgendwie stehen dann auch die Schauspieler auf verlorenen Posten und wo Sissy Spacek ihre Außenseiterrolle mit roten Haaren und Sommersprossen mit jeder Pore ihrer viel zu mageren Erscheinung verkörpert hat, wirkt Chloe Grace Moretz einfach viel zu hübsch und brav, sodass zumindest ich ihr die Rolle der gemobbten Schülerin einfach nicht abnehme. Auch den religiösen Fanatismus bzw. die Intensität von Piper Lauries Darbietung, die dafür sowohl für Oscar und Golden Globe nominiert war, erreicht auch die ansonsten sehr geschätzte Julianne Moore zu keiner Sekunde. Auch der Rest des Casts in der Neuauflage wirkt im Vergleich zu Darstellern bei Namen wie Nancy Allen, John Travolta und Amy Irving eher austauschbar und keiner der Akteure schafft meines Erachtens besondere Akzente zu setzen.
Technisch gibt es bei der DVD aus dem Hause „MGM/20th Century Fox“ aber nichts zu meckern und die Bild- und Tonqualität ist sehr gut und neben der deutschen Synchro ist auch die englische Sprachfassung an Bord, sowie optionale Untertitel an Bord. Im Bonusmaterial gibt es ein zwanzigminütiges „Making-of“, sowie eine etwas verlängerte Version des mittlerweile schon legendären, originellen und ziemlich spaßigen „NY-Coffee-Shop-Prank“, der als viraler Werbeclip für den Streifen auf Youtube mittlerweile schon über 57 Millionen Klicks erreicht hat. Abgerundet wird die ganze Sache dann noch mit dem englischen Kinotrailer.
Unterm Strich bleibt ein handwerklich solides Remake, dass zwar auf technischer Seite sicher gut gelungen ist, aber über dessen Notwendigkeit man aufgrund des übergroßen Originals durchaus streiten könnte. Kimberly Peirces Version der Geschichte bietet im Grunde abgesehen von den ausgereifteren Telekinese-Tricks aus dem Rechner im Grunde nichts, dass man bei Brian de Palma und seiner Verfilmung aus dem Jahr 1976 nicht mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser gesehen hätte. Der Streifen ist zwar sicherlich okay, aber auch auf ein Publikum zugeschnitten, dass die Vorlage nicht kennt und sich die dramatische Rache-Story mit der Extraportion Telekinese aus der Feder von Stephen King auch lieber in einem zeitgemäßen High-School-Setting mit viel Tricktechnik anschauen möchte.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9755
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