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Der sechzehnjährige Russel (Cameron Deane Stewart) besucht die Goodkind Highschool, ist nach außen hin ein Musterschüler, bei seinen Freunden beliebt und soll – wenn es nach seinem Vater geht – irgendwann einmal die Elite-Uni Yale besuchen. Doch Russel ist schwul und gerade dabei, erste Erfahrungen zu machen, als er auf einem mehrtägigen Schulausflug dem sportlichen Quarterback Kevin (Justin Deeley) näherkommt und dabei von der Mitschülerin Min (Ally Maki) beobachtet wird. Diese lädt den verunsicherten, jungen Mann nachmittags zum sogenannten „Geography Club“ ein, der sich als Art von Min gegründeter Selbsthilfegruppe für homosexuelle Schüler entpuppt.

Doch Russel ist noch nicht soweit sich seine Neigung einzugestehen und sich seiner Umwelt zu offenbaren und nimmt auch nur die Rolle des Beobachters ein, während Min mit ihrer Freundin Terese (Nikki Blonsky) und dem schwarzen Ike (Alex Newell) über Probleme in ihrem Alltag diskutieren und gemeinsam Spaß haben. Durch seinen Jugendfreund Gunnar (Andrew Caldwell) kommt er notgedrungen zu einem Date mit der hübschen Trish, die Gefallen an dem zurückhaltenden Schulkameraden findet und diesen ohne Umschweife offenbart, dass sie Interesse an ihm hätte. Auch in der Schule läuft es eigentlich recht gut und durch Kevins Einsatz landet Russell im Football-Team, wo er auch prompt sportliche Erfolge feiert und neue Freunde findet, die jedoch auch den Mitschüler Brian mobben, der ebenfalls im „Geography Club“ Zuflucht findet.

Als Russel jedoch Trish zurückweist und daraufhin von deren Freundin Kimberly in der Schule ein denunzierendes Foto verbreitet wird, muss Russell am eigenen Leib erleben, was es heißt, gemobbt zu werden. Als er auch noch wegen seiner Homosexualität aus dem Football-Team gekickt wird und sich auch Kevin von ihm abwendet beschließt Russel in die Offensive zu gehen und beschließt mit Min den bislang geheimen „Geography Club“ als Anlaufstelle für homosexuelle und gemobbte Schüler öffentlich zu machen und erhält dabei wenig später auch Hilfe von unerwarteter Seite.

Während der Name Brent Hartinger hierzulande wohl eher weniger bekannt sein dürfte, erfreut sich der amerikanische Schriftsteller in den Staaten aufgrund seiner auf ein jugendliches Publikum zugeschnittene Romane über homosexuelle Teenager großer Beliebtheit. Sein 2003 veröffentlichte Roman „Geography Club“ ist dabei der Auftakt einer ganzen Reihe von Büchern unter dem Titel „The Russel Middlebrook Series“ über die Erlebnisse des homosexuellen Schülers und den Vorgängen an der Goodkind Highschool  , die im Jahre 2013 von dem Regisseur Gary unter dem gleichnamigen Titel verfilmt wurde.

„Geography Club“ behandelt mit Themen wie sexueller Identitätsfindung, „Coming Out“ und Mobbing an amerikanischen Schulen auch Dinge, die heutzutage durch sozialer Netzwerke leider  aktueller denn je sind und zeigt anhand der Erlebnisse des sympathischen Teenagers Russel die durchaus schwerwiegenden Entscheidungen, die man in dieser schwierigen Phase des Lebens treffen muss. Dabei bleibt „Geography Club“ jedoch vom Grundton positiv und vermeidet zu dramatische oder zu negative Ereignisse und regt mit seiner oftmals nicht bis zum Ende gesponnenen  Handlungssträngen auch eher zum Nachdenken und entsprechende  Diskussionen an.

Obwohl der Schwerpunkt natürlich auf der Figur des homosexuellen Russel gelegt ist, finden in der auf amerikanische High-School-Verhältnisse zugeschnitzte Geschichte auch zahlreiche heterosexuelle Figuren vom besten Freund über die Zicke bis hin zum Football-Player und sind auch von ihrem ethnischen Background so gestaltet, dass wohl jeder im jugendlichen Publikum eine positive oder auch negative Identifikationsfigur finden kann. Herausgekommen ist auch ein Streifen, der sich durchaus für den schulischen Einsatz eignet und eindringlich zeigt, dass man als homosexueller Jugendlicher mit seiner Situation nicht allein ist.

Noch vor einigen Jahren gab es ja noch keine Vernetzung durch das Internet, wie wir das heutzutage kennen und auch keine „It’s getting better“-Bewegung, die homosexuellen  Jugendlichen den Mut macht, zu sich selbst zu stehen. Während in den Staaten aber bereits durch traurige Anlassfälle ein Bewusstsein für diese Teenager in ihrer schwierigen Phase ihres Lebens geschaffen wurde, ist die Lage zwar hierzulande immer noch etwas schwierig und selbst eine entsprechende Aufklärung in Schulen würde von konservativen Kräften noch immer am liebsten völlig unterbunden sehen.

Insofern ist es schon wichtig, dass es solche Filme wie „Geography Club“ gibt, auch wenn der Streifen sicher nicht gänzlich geglückt ist und ihm sein eher schmales Budget auch anzusehen ist. Inhaltlich wirkt der Streifen etwas unrund und seltsamerweise findet das familiäre Umfeld von Russel keine Beachtung, während auf der anderen Seite augenscheinlich versucht wird, so viel Handlungsstränge und Charaktere wie möglich in das Werk zu packen. Die Ereignisse und Charaktere, die in der Buchvorlage vermutlich nachvollziehbarer gestaltet werden, bleiben bei der eher kurzen Laufzeit von knapp 80 Minuten eher etwas auf der Strecke und wichtige Dinge wie das Mobbing von Brian werden für mein Empfinden zu kurz angerissen und/oder auch nicht zu Ende geführt..

„Geography Club“ ist ja auch auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten und daher ist es auch wenig verwunderlich, dass sexuelle Dinge nur am Rande gezeigt werden und ein über eine Gurke gestülptes Kondom und ein kurzer Kuss zwischen zwei Männern ist dann auch schon das Höchste der Gefühle. In Amerika gab es für Gary Entins Streifen ein PG-13-Rating, während hierzulande das grüne FSK12-Siegel vergeben wurde. Dank sympathischer Darsteller und solider Inszenierung gibt es auch abgesehen von den kleinen Kritikpunkten auch nicht viel zu meckern und für einen positiven Film aus der Gay-Kiste ist „Geography Club“ auch sehr gelungen.

CMV-Laservision bringt den amerikanischen Streifen aus der „Coming-of-Age“-Kiste in solider Bild- und Tonqualität, wobei „Geography Club“ im englischen Original mit deutschen Untertiteln präsentiert werden, die englische und umgangssprachliche Redewendungen aber oftmals etwas sperrig übersetzt. Als Bonus gibt es neben dem englischen Trailer und der selbstlaufenden Bildergalerie auch noch ein 13minütiges Interview-Feature, in dem zahlreiche  Darsteller und Produzent Michael Huffington kurz zu Wort kommen. Abgerundet wird die DVD dann neben dem obligatorischen Wendecover noch mit vier weiteren Trailern aus dem Programm des Berliner Labels.

Unterm Strich bleibt ein sympathischer kleiner Streifen über homo- und heterosexuelle  Highschool-Teenager, die auf der Suche nach der eigenen Identität große und kleine Hindernisse überwinden müssen und ein Streifen der seine ernsten Themen mit nachvollziehbaren Charakteren auf eine recht positive Weise transportiert. „Geography Club“ soll betroffenen Jugendlichen Mut machen und ist dabei bewusst sehr nett, zugänglich, sowie lebensbejahend gehalten und bietet in der richtigen Runde auch sicher genügend Anregungen für entsprechende Diskussionen. Ein Film mit wichtiger Botschaft, der einem jungen Publikum auch empfohlen werden kann und mit seinem soliden Erscheinen auch ein etwas älteres Publikum nicht enttäuschen sollte.