project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der in England geborene und homosexuelle Jack (David W. Ross) lebt seit vielen Jahren in New York, arbeitet mit seiner besten Freundin Ali (Jamie-Lynn Singer) bei einem Fotografen und kümmert sich seit dem tragischen Unfalltod seines älteren Bruders Peter rührend um dessen Witwe Mya (Alicia Witt) und seine Nichte Tara (Jessica Tyler Brown), die ihren leiblichen Vater nie kennenlernen konnte. Als er eines Tages von seiner Betreuerin der US-Einwanderungsbehörde überraschend erfährt, dass sein Antrag auf eine Greencard abgelehnt wurde und er die Staaten ohne Aussicht auf baldige Wiedereinreise verlassen muss, schlägt die Betreuerin dem verzweifelten Jack als letzte Möglichkeit vor, eine Scheinehe einzugehen, die für den sympathischen und lebensfrohen Schwulen ein Bleiberecht bedeuten würde.
Obwohl Jack von Zweifeln geplagt ist, scheint eine Scheinehe aber die letzte Möglichkeit zu sein im Land und seinen Freunden zu bleiben und die lesbische Ali willigt ein, den hübschen Mann zu heiraten, obwohl sich die Beiden mit der überstürzten Aktion strafbar machen.
Da jederzeit vom zuständigen Amt Kontrollen möglich sind, ziehen die beiden nach einer hoffnungslos unromantischen Hochzeitsfeier zusammen um so auch äußerlich den Schein einer intakten Ehe zu wahren, während der schwule Jack und auch die lesbische Ali im Geheimen weiterhin ihr bisheriges Leben führen.
Die Situation verschlimmert sich jedoch, als Jack in dem spanischen Architekten Mano (Maurice Compte) seinen Seelenverwandten findet und sich in ihn verliebt, während Ali sich zunehmend von ihrem Freund bzw. Ehemann vernachlässigt fühlt. Eine überraschende und ruppige Kontrolle der Einwanderungsbehörde lässt Ali zunehmend an der Richtigkeit dieser Scheinehe zu zweifeln und auch ihre Ex-Freundin rät der mittlerweile verunsicherten Ali, diese schleunigst aufzulösen. Als auch noch Manos einen privaten Schicksalsschlag erleidet und der Architekt zurück nach Spanien möchte, steht Jack plötzlich vor der schwierigen Entscheidung seines Lebens…
Geht es um die Rechte der Homosexuellen und die Eingehung einer Beziehung, die auch vor dem Gesetz mit allen Rechten und Pflichten Gültigkeit hat, so präsentiert sich unsere Erde wieder einmal als Ort voller Widersprüche. Während in einigen Ländern die unter dem furchtbaren Titel „Homo-Ehe“ geführte Verbindung gleichgeschlechtlichen Ehen mittlerweile gleichgestellt sind, stehen in anderen Ländern noch immer Todesstrafe auf Homosexualität und noch immer versuchen konservative Kräfte und kirchliche Interessensgemeinschaften diese Minderheit mit ominösen Gesetzen, tendenziösen Berichten, Halbwahrheiten gezielt zu unterdrücken oder diese wichtige rechtliche Gleichstellung bewusst in ein falsches Licht zu rücken.
Dabei geht es bei der „Homo-Ehe“ entgegen der weitläufigen Meinung nicht darum, in der Kirche einen Bund fürs Leben zu schließen, sondern einfach um rechtliche Absicherung für sich und seinen Partner in Dingen, die für Heteros selbstverständlich erscheinen, wie z.B. die Auskunft nach dem Gesundheitszustand in Krankenhäusern, Erbschaften oder das Weiterführen von Mietverträgen, etc. dass bislang nicht möglich war oder immer vom Wohlwollen von der leiblichen Verwandtschaft abhängig war, was jedoch bei homosexuellen Menschen bekanntlich nicht immer der Fall ist.
In „Ja, ich will!“ thematisiert Schauspieler und Drehbuchautor David W. Ross auch dieses Thema und erzählt vom Leben eines Engländers in New York, der eine Scheinehe eingehen muss, weil diese vor dem bundesweiten Gesetz mehr zählt als die Homo-Ehe, die in dem Bundesstaat an der Ostküste seit 2011 möglich ist, aber in Punkto Einwanderung keine Gültigkeit besitzt. „I do“ hat dabei durchaus eine wichtige Botschaft und zeigt auch recht eindringlich, wie falsch diese menschenfeindlichen Bestimmungen aus längst vergangenen Tagen sind und wie mutwillig und willkürlich hier Entscheidungen getroffen werden.
Dabei sollte „I do“ laut Aussage von Ross zuerst eigentlich eine eher „leichte“ Angelegenheit und eine Gay-Komödie im Stil der Erfolgskomödie „Green Card – Scheinehe mit Hindernissen“ von Peter Weir werden, bevor sich Ross sich anders entschied und die Geschichte realer und auch dramatischer gestaltete. Herausgekommen ist dabei ein berührender Film aus der Gay-Kiste, der jedoch dank eindrucksvoller Darsteller und herzerwärmender Geschichte auch Heteros ansprechen wird und auch die wichtige Botschaft transportiert, dass jede Liebe gleich viel wert sein sollte und der Gesetzgeber jede Liebe vorurteilsfrei schützen sollte.
Das der 2012 gedrehte Streifen auch auf entsprechenden Festivals einen Preis nach dem anderen abräumt ist auch wenig verwunderlich, denn neben dem tollen, aktuellen und vor allem berührenden Drehbuch voller sympathischer und authentisch wirkenden Charaktere glänzt „I do“ auch mit einem wunderbaren Look und tollen Darstellern, die auch gar nicht vermuten lassen, dass es sich um eine vergleichsweise, kleine Indie-Produktion handelt, deren Budget auch über Crowdfunding-Plattformen wie „Kickstarter“ und „Indiego“ gesammelt wurde und der trotz New Yorker Schauplatz überraschendweise von Regisseur Glenn Gaylord zum überwiegenden Teil in Los Angeles realisiert wurde.
Darstellerisch gibt es ja ebenfalls nichts zu meckern und David W. Ross sieht man seine vergleichsweise geringe Erfahrung als Schauspieler auch überhaupt nicht an. Als Jack wirkt er auch sehr sympathisch und auch Jamie-Lynn Sigler („Die Sopranos“) ist ein Mensch, dessen positive Ausstrahlung fast schon ansteckend ist. Verhaltener hingegen ist die Rolle von Maurice Compte („End of Watch“) der hier den besonnenen Architekten gibt und auch die von mir sehr geschätzte Alicia Witt („Cecil B. Demented“) überzeugt als alleinerziehende Mutter. Der ganze Cast harmoniert wunderbar zusammen und sorgt so auch dafür, dass „Ja, ich will“ zu Herzen geht, ohne kitschig oder bemüht zu wirken.
Auch die DVD aus dem Hause CMV-Laservision ist sehr gelungen und präsentiert den Streifen in der englischen Originalfassung mit optionalen Untertiteln in sehr guter Bildqualität. Auch der Bonusbereich ist sehr üppig ausgefallen und präsentiert mehrere und auch sehr ausführliche Interviews mit Regisseur Glenn Gaylord, dem Drehbuchautor und Darsteller David W. Ross, sowie Produzenten und Kameramann. Die Featurette „LA for New York“ führt den Zuschauer an die Drehorte in Los Angeles und zeigt wie auch in der amüsanten „CGI-Szene“ wie man aus dem sommerlichen Ort an der Westküste, ein New Yorker-Ambiente zaubert. Abgerundet wird die Scheibe mit weiteren Specials, Trailern, Bloopers, Audiokommentar und einem „Behind the Scenes“.
Unterm Strich bleibt ein berührendes Drama mit wichtiger Botschaft, der auch geschickt die Waage zwischen humorvollen und tragischen Momenten hält und dank seiner lebendigen Charaktere auch nie zu einer zu rührseligen Sache verkommt. Das Thema der rechtlichen Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Ehen in allen Bereichen ist ja leider noch immer auf vielen Teilen der Erde ein Thema um das es zu kämpfen gibt und in Zeiten, in denen Konservative und Kirche zunehmend wieder mit menschenverachtenden Gesetzen versuchen, Minderheiten weiter zu diskriminieren und die Opfer als Täter abstempeln, sind solche wunderbaren Filme auch wichtiger denn je.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/inde … ge_id=9648
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