project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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In der nahen Zukunft ist die Polizei nicht mehr dem Staat, sondern der privaten Firma OCP unterstellt, die nebenher auch das Gesundheitswesen, den Immobilienmarkt und weitere lukrative Industriezweige kontrollieren. Als in der Stadt Detroit die Verbrechensraten in die Höhe schießen und die Polizei der steigenden Gewalt zunehmend hilflos gegenüber steht, entwickelt OCP unter dem Projektnamen ED-209 und der Leitung von Dick Jones (Ronny Cox) den Prototyp einen vollautomatischen Polizeiroboter. Dieser versagt jedoch bei der ersten Demonstration und ein Angestellter wird vor den entsetzten Augen des Vorstands regelrecht exekutiert, worauf der ehrgeizige Yuppie Robert Morton (Miguel Ferrer) des Versagen des Konkurrenten nutzt, um dem Präsidenten der Firma sein eigenes „Robocop“-Projekt zur Verbrechensbekämpfung vorzustellen, das Mensch und Maschine zu einem unkaputtbaren Cyborg zusammenfügt, der in Zukunft auf Streife gehen soll.
Der Präsident willigt ein und gibt Robert und seinem ambitionierten Team die Möglichkeit sein Projekt zu realisieren, der daraufhin als Versuchsobjekt den für tot erklärten Körper des Polizeibeamte Alex Murphy (Peter Weller) modifiziert, der bei einem Einsatz mit seiner Partnerin Lewis (Nancy Allen) von dem Kriminellen Boddicker (Kurtwood Smith) in einen Hinterhalt gelockt und hingerichtet wurde. Mit gelöschten Erinnerungen und allerlei technischen Features und der Genauigkeit eines Computers versehen wird daher schon wenig später der Öffentlichkeit der sogenannte Robocop präsentiert, der nach den ersten Einsätzen auch bald eine mehr als erfolgsversprechende Bilanz vorlegen kann.
Obwohl von der Zivilbevölkerung gefeiert ist der Einsatz des Robocops bei der Polizei nicht unumstritten und während Lewis in dem Cyborg ihren ehemaligen Kollegen zu erkennen meint, kehren auch beim Robocop die Erinnerungen an seine frühere Existenz zurück. Murphy erinnert sich sowohl an seine Familie als auch an das Verbrechen, dass an ihm begangen wurde und als er wenig später Boddicker während eines Rauschgift-Deals verhaften kann, offenbart dieser, dass er mit Dick Jones zweifelhafte Verbindungen bis in die höchsten Ränge von OCP besitzt, der ebenfalls nicht tatenlos zusieht, wie sein größter Konkurrent mit seinem Projekt Erfolge feiert. Jones sorgt dafür, dass der Verbrecher wieder auf freien Fuß kommt um seinen Widersacher auszuschalten und auch das Projekt zu torpedieren und hat dazu auch noch einen überraschenden Trumpf im Ärmel…
Über den Sci-Fi-Action-Streifen „Robocop“ muss man ja eigentlich nicht viel Worte verlieren und das 1987 gedrehte und von Fans geliebte Werk ist ja nicht nur seit dem Remake und dessen im Vorfeld bereits kontrovers diskutierte Altersfreigabe wieder in aller Munde. Paul Verhoevens düstere Utopie über einen Cyborg-Polizisten, der den Kampf gegen Verbrecher und korrupte Industrielle aufnimmt, ist ja nicht zu Unrecht einer der ganz großen Klassiker des Genres, der sich auch noch knapp 27 Jahr nach ursprünglichen Erschienen noch immer gut gucken lässt und auch viel, viel mehr bietet, als was man sich auf den ersten Blick von einem Werk aus der Kiste der Action-Filme erwarten würde.
Was sich ja vom Titel und Inhalt eventuell noch als Terminator-Abklatsch anhört und vom Studio vermutlich seinerzeit auch so geplant war, entpuppt sich ja als satirische, wie brutale Abrechnung mit der amerikanischen Gesellschaft, die seit jeher dem etwas irrigen Gedanken verfallen ist, dass eine Aufrüstung für den Frieden unabdinglich ist und Waffengewalt nur noch mit mehr Waffen entgegen gewirkt werden kann. Dabei spart Verhoeven auch nicht mit tiefschwarzen Witz und bitterbösen Attacken gegen die damalige Reagan-Ära, was diesen technisch sehr gut gemachten Action-Streifen ebenfalls weit aus der Masse vergleichbarer Werke herausstechen lässt.
Das Verhoevens dystopisches Werk auch generell so gut ankommt, dass der Streifen nicht nur zahlreiche Sequels, ein Remake, Anime und sogar eine Mini-Fernseh-Serie nach sich zog, liegt dann auch daran, dass „Robocop“ eben nicht nur auf der Action-Ebene funktioniert, sondern viel mehr in dem visionären und vielschichtigen Werk steckt und die satirischen Seitenhiebe nie zu aufdringlich erscheinen. Und so schafft Verhoeven, der zuvor auch eher durch seine Sex und Gewalt in Erscheinung getretene Regisseur in seiner ersten amerikanischen Produktion und Ausflug ins Sci-Fi-Genre dann auch das Kunststück, dass sich Befürworter und Kritiker der Aufrüstung gleichermaßen angesprochen fühlen, die Action nicht zu kurz kommt und der durchaus reaktionäre Inhalt mit seiner existenziellen und gesellschaftlichen Komponente wenig mit der auf patriotisch-getrimmten Action-Gülle aus den Staaten zu tun hat.
Die Geschichte aus der Feder von Edward Neumeier und Michael Miner verbindet geschickt alptraumhafte Elemente von Frankenstein und der Geschichte von Jesus und zitiert auch sehr eindeutig „Metropolis“ von Fritz Lang, der nach Aussage von Verhoeven auch als direktes Vorbild diente. Die Geschichte streift aber mit Themen wie Kriminalität, Korruption, Globalisierung und die negativen Seiten der Privatisierung auch Dinge, die erst Jahre später so richtig aktuelle werden sollten und vor allem die ehemalige „Motorcity“ Detroit in die Krise gestürzt haben, von der sich die Stadt auch nur sehr langsam erholt.
Darstellerisch ist „Robocop“ ebenfalls sehr gelungen, auch wenn der eher schmächtige Peter Weller wohl aus der Reihe der 80er-Action-Helden nicht nur körperlich etwas heraussticht. Auch der Rest ist hübsch gegen den Strich gecastet und vor allem Ronny Cox, der eher als positiv besetzter "All-American-Guy“ im Bewusstsein der Zuschauer verankert ist, darf hier herrlich böse agieren, während auch Kurtwood Smith nicht den typischen Bad-Guy abgibt. Auch Nancy Allen, Ex-Gattin und Muse von Brian de Palma agiert als toughe Polizistin mit vollem Körpereinsatz in einer Rolle, die so gar nicht zu ihren bisher absolvierten Rollen als optischer Aufputz und rebellischer Teenie passte.
Tricktechnisch mag „Robocop“ zwar in manchen Szenen in Zeiten von CGI etwas antiquiert wirken, aber der Streifen ist ja wohl einer der wenigen Big-Budget-Streifen, in denen auch Stop-Motion-Sequenzen zum Einsatz kommen, die von Effekt-Künstler Phil Tippett sympathisch in Szene gesetzt wurden. Auch der futuristische Look und von Rob Bottin gestaltete Kostümdesign überzeugt in den futuristischen Settings, die trotz Detroiter Schauplatz überwiegend in Dallas gedreht wurden. Überraschend ist auch die Härte, mit der Verhoeven seinen Film kredenzt und obwohl die Gewalt auch immer wieder durch rabenschwarzen Humor entschärft wird, ist „Robocop“ einer dieser Streifen, für den sich die Zensur verschiedener Staaten über Gebühr interessiert hat und erst Jahrzehnte nach seinen ursprünglichen Erscheinungsdatum rehabilitiert wurde.
Mit 30.12.2013 wurde ja die doch etwas überraschende Nachricht bekanntgeben, dass „Robocop“ in allen Varianten vom Index gestrichen wurde und der Weg für eine würdige Veröffentlichung nun endlich geebnet wurde. Die hat dankenswerterweise auch nicht lange auf sich warten lassen und seit 31. Januar 2014 bzw. fast mit Kinostart des Remakes gibt es nun auch den „Director’s Cut“ auf einer Nonplusalwaysultra-Blu-Ray mit FSK-Freigabe und wunderbarer Bild- und Ton-Qualität, dutzenden Sprach- und Untertitel-Optionen, sowie massig Bonusmatieral inklusive Audiokommentar, „Making-Of’s“, Featurettes und Trailer auch wirklich keinerlei Wünsche offenlässt.
Und um mit meinen ganzen Lobhudeleien jetzt auch einmal zu einem Ende zu kommen bleibt mir dann auch nur noch zu schreiben, dass diese Blu-Ray-Veröffentlichung wohl auch höchste Erwartungen mühelos zufriedenstellen wird und besser hat Paul Verhoevens düstere Zukunftsvision eines seiner Identität beraubten Polizisten-Cyborgs in einer korrupten Welt wohl auch noch nie ausgesehen. Der Streifen selbst ist ja ohnehin einer der besten seiner Zunft und dass zahlreiche Themen, die in dem Sci-Fi-Streifen angeschnitten werden, heutzutage sogar aktueller denn je sind, spricht ebenfalls für sich. Zeitloses und zynisches Action-Kino das klotzt, statt nur zu kleckern, seinem Regisseur den Weg nach Hollywood geebnet hat und auch heutzutage noch bestens funktioniert.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9651
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