project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Metzengerstein:
Frederica von Metzengerstein (Jane Fonda) ist eine hübsche wie hartherzige Gräfin, die ihr Leben ganz dem Hedonismus verschrieben hat und mit ihrem Gefolge wilde Orgien auf Kosten der armen Bevölkerung feiert. Als sie eines Tages das Schloss ihrer Jugend bezieht und bei einem Ausritt in eine Fuchsfalle tritt, wird sie von ihrem misanthropischen Cousin Wilhelm (Peter Fonda) aus ihrer misslichen Lage befreit und ist sogleich von dessen Tiefsinn und zurückhaltenden Art fasziniert. Fortan versucht sie die Aufmerksamkeit des Mannes zu gewinnen, der seine Zeit jedoch lieber mit seinen Pferden verbringt und auch ansonsten keine Anstalten zeigt, die Gefühle der Gräfin zu erwidern. Erbost lässt Frederica von ihrem getreuen Diener Hugues (Serge Marquand) dessen Stallungen niederbrennen und Wilhelm stirbt beim Versuch seine geliebten Tiere vor den Flammen zu retten. Doch ein schwarzer Hengst überlebt, galoppiert in den Hof des benachbarten Schlosses und lässt sich auch nur von Frederica bändigen, die schon bald in eine seltsame Melancholie verfällt…
William Wilson:
Der sadistisch veranlagte William Wilson (Alain Delon) hat es durch seine kaltblütige Art zu einem hochrangingen Offizier geschafft und dennoch verfolgt den Mann sein Jugendtagen ein mysteriöser Doppelgänger mit gleichen Namen, der immer dann in Erscheinung tritt, wenn es William mit seinen Quälereien wieder einmal übertreibt. Als William eines Tages bei einem Maskenball in einem Casino auf die selbstbewusste Giuseppina (Brigitte Bardot) trifft, die dem jungen Mann offen feindselig begegnet ist sein Jagdtrieb geweckt und er macht sich einen Spaß daraus, die attraktive Frau vor den Augen seiner Freunde beim Kartenspiel so richtig auszunehmen. Diese verliert bis in die frühen Morgenstunden auch alles was sie besitzt und wird von William in einem letzten Spiel dazu überredet sich selbst als Einsatz zu opfern. Giuseppina verliert und wird von William gedemütigt, bis abermals der mysteriöse Doppelgänger erscheint und der Morgen eine überraschende Wendung nimmt.
Toby Dammit:
Der heruntergekommene und ehemalige Shakespeare-Darsteller Toby Dammit (Terrence Stamp) reist im Auftrag einer italienischen Produktionsfirma nach Rom um dort die Hauptrolle in dem ersten katholischen Western der Filmgeschichte zu übernehmen und im Rahmen einer schillernden Gala eine Auszeichnung für seine schauspielerischen Leistungen zu erhalten. Doch der extravagante, cholerische und von Visionen geplagte Engländer interessiert sich weder für die Rolle, noch für den Preis und betäubt sich mit Drogen und Alkohol, während er widerwillig seine Pressetermine absolviert. Immer wieder erscheint dem abgehalfterten Toby ein junges Mädchen, in welchem er die Verkörperung des Teufels sieht und während der langen Gala flüchtet der Schauspieler mit einem Ferrari, welcher ihm von der Produktionsfirma zur Verfügung gestellt wird und rast in die neblige Nacht und geradewegs in sein Verderben…
Gerade der fantastische Film scheint sich ja für Anthologien besonders zu eignen und so erfreut sich das Genre des sogenannten Episoden-Horrorfilms mit Filmen wie Mario Bavas „Die drei Gesichter der Furcht“ schon seit Jahrzehnten großer Beliebtheit und erlebt in den letzten Jahren mit TV-Produktionen und ambitionierten Werken wie „VHS“, „Chillerama“ und „Theatre Bizarre ja fast schon so etwas wie eine Renaissance. Bekannte und weniger bekannte Regisseure können sich in solchen Kurzfilmen auch so richtig austoben und mit unterschiedlichen Werken auch die unterschiedlichsten Geschmäcker bedienen. Das freut nicht nur die Marketingfirma, sondern auch die Produzenten, für die sich mit breiter Risikostreuung auch das Risiko verringert und selbst eine richtige Gurke, kann so mit der richtigen Platzierung an das aufgeschlossene Publikum gebracht werden, ohne dass dieses gleich humorlos reagiert.
Eine solche sucht man in „Außergewöhnliche Geschichten“ aus dem Jahre 1968 jedoch ohnehin vergeblich, denn der Episoden-Grusler ist sehr gelungen und vereint drei unterschiedliche Adaptionen von Kurzgeschichten aus der Feder von Edgar Allen Poe, die von den drei Regisseuren Roger Vadim, Louis Malle und Federico Fellini auf jeweils ganz spezielle Weise auf die Leinwand gezaubert werden. Und das Besondere daran ist wohl auch die Tatsache, dass man bis auf Roger Vadim, der sich immerhin für „Barbarella“ und den erst kürzlich veröffentlichten Vampir-Grusler „… und vor Lust zu sterben“ ja keinen der beiden anderen Regisseure mit dem Horror-Genre in Verbindung bringen würde und Malle und Fellini dann auch eine ganz eigene Interpretation der Stoffe abliefern und vor allem Fellini fackelt hier ein surrealistisch-satirisches Feuerwerk ab, dass man sich wohl nicht in der Form erwartet hätte.
Die opulente und wunderschön in Szene gesetzte Episode mit dem Titel „Metzengerstein“ von Roger Vadim als Auftakt dient ja wie der bereits erwähnte „Barbarella“ hauptsächlich dazu, seine damalige Lebensgefährtin Jane Fonda bzw. deren Körper ins richtige Licht zu rücken. Vadims Episode über eine skrupellose Gräfin ist ja auch nicht wirklich gruselig und überzeugt eher durch schöne Bilder und der schicken Ausstattung, auch wenn böse Zungen behaupten, dass hier lediglich der „Barbarella“-Kostümfundus zweitverwertet wurde. Das mag zwar stimmen, aber schöner und erotischer hat das finstere Mittelalter wohl seitdem nie wieder ausgesehen und auch die seltsam entrückte Stimmung inklusive feurigem Finale haben mir persönlich sehr gut gefallen, sodass es auch gar nicht auffällt, dass die Geschichte vielleicht gar nicht so der Bringer ist.
Louis Malle hingegen setzt in „William Wilson“ eher auf klassische Horror-Elemente und dem beliebten Motiv des ominösen Doppelgängers, hier in Form eines sadistisch veranlagen Soldaten, der seit Jugendtagen mit einer mysteriösen Konkurrenten gleichen Namens konfrontiert ist, dessen Schicksal unausweichlich auch mit dem eigenen verbunden ist. Diese Episode ist ebenfalls sehr elegant in Szene gesetzt und überrascht durch eine Autopsie-Szene, die in einem klitzekleinen Moment sogar etwas drastisch ausgefallen ist, aber im Vergleich zu den beiden anderen Episoden wirkt Malles Beitrag eher etwas zu konventionell abgedreht, wirkt unspektakulär und auch das Finale ist für den erfahrenen Horror-Freund sicherlich ebenfalls etwas zu vorhersehbar um großartig zu überraschen
Ganz im Gegensatz zur Fellini-Episode namens „Toby Dammit“, die im Vergleich zu den vorangegangenen komplett aus dem Rahmen fällt und irgendwie eine satirische Abrechnung mit der italienischen Filmbranche, sensationsgeilen Medien und Starkult darzustellen scheint, die auch nur am Rande das Horror-Genre streift. Gespickt ist die originelle Geschichte über den abgehalfterten Theater-Schauspieler mit allerlei popkulturellen Zitaten, surrealistischen Momenten, ungewohnter Farbgebung und Fellinis typischen Charaktergesichtern, die dem Ganzen eine vollkommen entrückte Note geben. Zu viel mag man ja gar nicht verraten, aber was sich hier den Zuschauer beschreibt ist schlicht sensationell und rechtfertigt allein schon die Anschaffung der Scheibe.
Nachdem der Episodenfilm bereits Ende 2010 von dem englischen Label Arrow unter dem Titel „Spirits of the Dead“ auf den Markt gebracht wurde, ist es Koch Media zu verdanken, dass nun auch der deutschsprachige Fan in den Genuss dieser wunderbaren Sammlung von Poe-Verfilmungen kommt. Die Qualität der Blu-Ray-Disc, die im Rahmen der „Masterpieces of Cinema“- Serie veröffentlich wird, ist angenehm hübsch ausgefallen und erinnert mit leicht-körnigen Look auch an das Kino besserer Tage. Neben der hübschen Verpackung inklusive Booklet mit einem Text des werten Marcus Stiglegger, der neben den einzelnen Geschichten auch etwas auf die Entstehung eingeht, gibt es im Bonusbereich auch noch die einzelnen Episoden zum einzeln anwählen, eine Bildergalerie, sowie den französischen Trailer.
Wer sich ein flott-gruseliges Horror-Trio mit blutigen Momenten, Gänsehaut und Gothic-Grusel erwartet ist bei den drei Herren Vadim, Malle und Fellini wohl an der falschen Adresse und „Außergewöhnliche Geschichten“ ist dann wohl auch bei aufgeschlossenen Filmfans am besten aufgehoben, die auch gerne mal über den Tellerrand blicken und auch Genre-untypischen Werken aufgeschlossen sind. Herausgekommen ist ja nämlich genau das, was man sich als Fan erwarten kann, wenn drei eher im Arthouse beheimatete Regisseure die Geschichten von Edgar Allen Poe mit grandiosen Schauspielern verfilmen und jeweils eine Episode abliefern, die unverkennbar die eigene Handschrift trägt. Die ebenfalls wunderbare Veröffentlichung kann daher auch jetzt schon mit Recht zu den Veröffentlichungen des Jahres gezählt werden, die sich auch niemand entgehen lassen sollte.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9652
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