project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die sogenannte „Zeitgeist Bewegung“ bzw. „Zeitgeist Movement“ ist eine über das Internet vernetzte Bewegung aus unterschiedlichsten Personen und Gruppierungen, deren Ziel es grob gesagt nach eigener Aussage ist, eine gemeinschaftliche, gerechte und vor allem ökologisch nachhaltige Gesellschaft zu errichten, die eine Abkehr vom gängigen Finanzwesen vorsieht und statt Gewinnstreben und Macht den Menschen wieder in den Vordergrund stellt. So soll das Geld abgeschafft werden, welches lediglich im Interesse von Banken und Investoren im Umlauf ist und die Menschheit in eine Art moderner Sklaverei gedrängt hat, bei der es global gesehen wenige Gewinner, aber umso mehr Verlierer gibt.
Dieses soll durch Aufklärung und einem Umdenken im Bewusstsein der Bevölkerung erreicht werden, welches politische, sowie kirchliche Institutionen und das gängige Finanzwesen bewusst kritisch hinterfragen und dessen Mechanismen nicht mehr kommentarlos mittragen soll. Mit teils vernünftigen, teils utopischen bis hin zu radikalen Ansätzen soll die Gesellschaft, wie wir sie kennen nachhaltig geändert werden um letzten Endes eine „Gemeinwohlgesellschaft“ zu errichten, in dem es zur Fortschritt und Technik der Menschheit ermöglicht ist, sorgenfrei und friedlich zu existieren und Geld, Neid, ungenützte Reichtümer, kriegerische Aktivitäten und veraltete Beschränkungen durch Religionen endlich der Vergangenheit angehören sollen.
Mit seinen „Zeitgeist“-Filmen ist der amerikanische Regisseur Peter Joseph zu so etwas wie der „Popstar“ dieser Bewegung geworden und seine für das Internet produzierten Filme in Form kontroverser und reißerischer Dokumentationen werden im Internet millionenfach gesehen, geteilt und die unterschiedlichsten Inhalte entsprechend diskutiert. In mittlerweile drei Filmen werden neben kirchlichen und politischen Institutionen, vor allem die Hochfinanz und das amerikanische Bankensystem mit fragwürdigem Lobbyismus als hauptverantwortlicher Faktor für gesellschaftliche Missstände verantwortlich bzw. mitverantwortlich gemacht, welches durch fortschreitende Schuldenpolitik die Menschheit unweigerlich in den Abgrund aus unterschiedlichsten Abhängigkeiten treibt.
In „Zeitgeist III: Moving Forward“ werden die Ansätze der beiden vorangegangenen Streifen zum Teil neuerlich aufgegriffen und gedanklich fortgeführt, wobei sich der Fokus dieses Mal statt einer Pauschal-Verurteilung von modernen Gesellschaftsstrukturen auch eher auf den Mensch und seine Natur richtet, der im Grunde auch hinter Großbanken und Aktienmärkten mit Gier, Macht- und Profistreben dieses System erst ermöglicht. Es werden genetisch bedingtes Suchtverhalten, Erziehung und Umwelteinflüsse beleuchtet, Konsum und Schubladen-Denken hinterfragt und in einem ausgiebigen Kapitel auch ein eine mögliche und technisierte Alternative zum vorherrschenden Gesellschaftssystem vorgestellt, ehe sich der Regisseur direkt an seine Kritiker wendet.
Dabei verzichtet Joseph abermals auf den und spöttischen Ton und die reißerischen Bildmontagen des Erstlings und präsentiert den Abschluss seiner Trilogie wie schon Teil 2 eher sachlich und auch ernsthafter als den eigentlich unerträglichen Erstlings. Er lässt Wissenschaftler wie Gabor Mate, James Gilligan und zahlreiche anderen Personen zu Wort kommen, die auf ihren jeweiligen Gebieten auch anerkannte Kapazitäten sind und montiert diese Interviews zu animierten Sequenzen und Bildern von traurigen Kinderaugen und grimmig blickenden Soldaten, die dann auch die Richtung vorgeben, wie die Zuschauer diese Informationen dann gefälligst zu deuten hat.
Auch in „Zeitgeist III: Moving Forward“ vermisst man wie bei den beiden Vorgängern die journalistische Ausgewogenheit und bei der Fülle an unterschiedlichsten Informationen zu komplexen Themen ist es wenig verwunderlich, dass diese so präsentiert werden, wie sie den Zielen und Interessen der Bewegung am zuträglichsten sind. Negative Aspekte hingegen werden entweder ausgeblendet oder nicht erwähnt, was abermals zur Folge hat, dass hier ein Werk geschaffen wurde, dass mit populistischen Mitteln und vereinfachter Thematik genau die anvisierte Zielgruppe anspricht, die sich dann auch bestätigt fühlen dürfen, dass der Großteil der westlichen Bevölkerung schlichtweg dumm, ignorant und/oder selbstgefällig ist.
Die Informationen, die der Zuschauer in den ersten beiden Kapitel erfahren, sind dann auch nicht wirklich bahnbrechend und das genetische Komponenten, Erziehung, elterliche Fürsorge, gesellschaftliche und Umwelteinflüsse für die Formung des Charakters und Einfühlungsvermögen verantwortlich sind hat man auch vorher schon gewusst und müssen vereinfacht als Rechtfertigung des Machers für fehlgeleitete Konsumverhalten, Neid bis hin zur Kriegstreiberei herhalten. Darauf aufbauend präsentiert der Streifen dann auch als Kombination aus mangelnder Empathie, Egoismus, Macht- und Habgier die Erklärung für menschenfeindliche Entscheidungen in der Finanzbranche und wie dadurch wiederum der Grundstein für wirtschaftliche Krisen gelegt wird.
Im dritten Teil präsentiert Jaques Fresco dann mit dem „Venus Projekt“ seine Vision einer technisierten Welt, in der ein vorangetriebener Fortschritt der Welt und seinen Bewohnern ermöglicht, Ressourcen schonend, gerecht und nachhaltig zu verwenden, dass das derzeit vorherrschende und kapitalistisches Wirtschafssystem mit Geld als Währung nicht mehr erforderlich ist. In dieser Welt, in der auch die menschliche Arbeitskraft nicht gefragt ist, da alle Arbeiten von Maschinen erledigt werde hätte der Mensch dann auch die Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen und sein Schaffen zum Wohle der Menschheit einzusetzen. Abschließend wird noch das allgemein vorherrschende und in allen Bereichen des Lebens bestehende Schubladendenken näher thematisiert um wohl etwaigen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen und noch einmal Großbanken als großes Feindbild angeprangert.
Ob eine vollkommen technisierte Welt die Menschheit wirklich weiterbringt oder nur Abhängigkeiten verlagert sei an dieser Stelle mal dahingestellt und dennoch graut es mir vor einer Welt, die sich völlig dem Fortschritt und der Technik verschrieben hat und menschliches Verhalten als potentielle Fehlerquelle gesehen wird. Und auch alle anderen Lösungsansätze für die „Probleme“ unserer Gesellschaft mögen sich in der Theorie zwar gut anhören, sind in der Praxis aber niemals umsetzbar, solange die Menschheit nicht gemeinsam mit den gleichen Zielen an einem Strang zieht, was wohl niemals geschehen wird, solange wir nicht durch einschneidende Ereignisse daran erinnert werden, dass jegliche Ressourcen nicht im Überfluss vorhanden und wir den anderen nicht so behandeln, wie wir selbst erwarten behandelt werden möchten.
Ich will an dieser Stelle auch gar keine Idee verurteilen oder mich anmaßen zu wissen, wie man gängige Gesellschaftssysteme zum Besseren verändern könnte, aber das System wie wir es kennen hat sich entwickelt, weil es wohl keine funktionierend Alternative dazu gibt, außer dass der Motor der Wirtschaft mit kontrollierter Schuldenpolitik am Laufen gehalten wird. Die überwiegende Mehrheit der Menschheit will aus Bequemlichkeit wohl auch keine Veränderung und die gerechte Lösung und die eierlegende Wollmilchsau aller gesellschaftlichen Systeme können auch Peter Joseph und seine Sympathisanten auf die Schnelle nicht liefern und ist schon allein in der westlichen Welt angesichts zunehmender Egoismus, Radikalisierung und verhärteten Fronten bei Linken, Liberalen und Konservativen wohl auch gar nicht möglich.
CMV-Laservision bringt auch den dritten Teil der kontroversen Reihe mit dem Titel „Zeitgeist III – Moving Forward“ in passabler Qualität, wobei abermals angemerkt werden muss, dass diese für das Internet und unabhängig produzierte Werk sicherlich nicht mit Hochglanz-Dokumentationen mithalten kann und größtenteils auch aus Interviews besteht, die über eher kostengünstig gemachten Sequenzen und Bildmontagen gelegt wird. Da es den Machern aber um den Inhalt, statt um die Form geht, wird das dem interessierten Publikum aber auch eher egal sein. Abgerundet wird das als Infoprogramm und ohne FSK-Freigabe vermarktete Programm dann noch mit einem Trailer und Wendecover.
Unterm Strich bleibt abermals eine Dokumentation über komplexe Themen für ein bestimmtes Zielpublikum, in der es sich Peter Joseph auch wieder etwas einfach macht und mit dem Finger auf vermeintliche Bösewichte zeigt und eher vage Lösungen präsentiert, die sich in der Theorie zwar gut und gerecht anhören mögen, aber sich wohl niemals umsetzen lassen. Ob eine technisierte Welt ohne Geld als und Aufgaben für den Mensch erstrebenswert ist, sei hier dahingestellt, aber auch „Zeitgeist III – Moving Forward“ wird wieder den Nerv seiner Jünger treffen, während sich andere Leutchen von Form und Inhalt, sowie der Überlänge wohl eher weniger angesprochen fühlen werden.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9618
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