project: equinoX Forum

In den Dreißiger-Jahren bewohnt der Puppenmacher Andre Toulon (William Hickey) ein Zimmer eines Strandhotels, wo er mit einem von ihm entdeckten Serum seine kleinen und morbiden Puppen zum Leben erweckt. Dieses bleibt natürlich nicht verborgen und schon wenig später sind feindliche Mächte unterwegs um hinter das Geheimnis des introvertierten Mannes zu kommen. Um seine Entdeckung jedoch vor den falschen Händen zu bewahren, versteckt Toulon eine Handvoll seiner Puppen und begeht Selbstmord, noch bevor die feindlichen Agenten sein Zimmer stürmen können.

Jahrzehnte vergehen und das Geheimnis Toulons scheint bereits für immer vergessen, als der Wissenschaftler Alex (Paul Le Mat) und das Medium Dana (Irene Miracle), sowie das Pärchen Frank (Matt Roe) und Calissa (Kathryn O’Reilly), die ebenfalls allesamt medial veranlagt sind, eine telepathische Nachricht von dem Parapsychologen Gallagher (Jimmie F. Skaggs) erhalten, sich in dem Strandhotel einzufinden. Dort angekommen treffen die vier Personen jedoch nicht nur auf ein wegen Renovierung geschlossenen Hotels, sondern auch auf Gallaghers trauernde Witwe Megan (Robin Frates), die den überraschenden Tod ihres Mannes betrauert.

Die vier trauen dem überraschenden Ableben ihres als umtriebig bekannten Kollegen nicht so recht und tatsächlich scheint in dem abgelegenen Strandhotel nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Während Alex von seltsamen Visionen gequält wird und Dana eine Bedrohung förmlich spüren kann, taucht auch der Leichnam Gallaghers an seltsamen Orten auf. Als sich auch noch die kleinen Puppen quicklebendig und mordlustig unter die wenigen Besucher des abgelegen Ortes mischen und diese auf brutale Weise dezimieren, wird rasch klar, dass irgendjemand Toulons Geheimnis entdeckt hat und den Besuchern nach dem Leben trachtet…

Der im Jahre 1989 gedrehte „Puppet Master“ aus der Schmiede von Charles Band ist ja doch irgendwie ein ganz besonderes Phänomen im Bereich des fantastischen Films. Inspiriert von Stuart Gordons „Dolls“ aus dem Jahre 1988 entstand über die Jahre eine ganze Serie von unterschiedlichen Horrorfilmen, in denen seltsam-aussehende Puppen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten eine große Rolle spielen. Der Auftakt des munteren Puppenreigens legt den Fokus dabei noch weniger auf die Puppen, sondern ist ein kleiner, feiner und atmosphärischer Diskont-Grusler mit parapsychologischen Anleihen, in denen die putzigen Kerle und Innen eigentlich auch erst gegen Ende richtig zum Einsatz kommen.

Von Liebe auf den ersten Blick kann ich im Falle von „Puppetmaster“ zwar nicht sprechen, aber über die Jahre sind mir „Blade“, „Pinhead“, der „Tunneler“ und auch die gehaltvolle  „Leech Woman“, sowie die noch nachfolgend eingesetzten Puppen der ersten Teile schon irgendwie ans Herz gewachsen. Der Auftakt der Reihe mit all seinen unterschiedlichen Zutaten aus okkulten Puppenhorror, Parapsychologie und Thriller und seinen skurrilen Charakteren auf allen Seiten ist auch stets so kurios ausgefallen, dass man sich als Trashfan diesem herrlichen Nonsens auch nur widerstandslos ergeben kann.

Die Geschichte über den Puppenmacher Toulon, seinen Puppen und den parapsychologischen Forschern ist ja bei der x-ten Sichtung noch immer ziemlich haarsträubend und über weite Strecken doch auch recht harmlos ausgefallen. Über die von Charles Band, Kenneth J. Hall und David Schmoeller erdachten Geschichte, sollte man sich auch keine großartigen Gedanken machen, sondern sich auch auf ein überzeichnetes und sympathisches B-Movie einstellen, dass mit hübschen Stop-Motion-Effekten in Zeiten wie diesen erfrischend oldskoolig ausgefallen ist.

Auch darstellerisch ist „Puppetmaster“ durchaus solide ausgefallen und bietet neben Paul Le Mat als Parapsychologe und Jason-Statham-Double Matt Roe auch Irene Miracle, die dem Fan vor allem durch ihre Tauchgänge in Dario Argentos „Inferno“ bekannt sein dürfte. Ihre Rolle als Medium Dana ist sicherlich eines der Highlights im Film und Miracle hat auch sichtlich Spaß an der ungewöhnlichen Rolle. Bekanntestes Gesicht in den Streifen ist aber sicherlich William Hickey als Andre Toulon, der für seine Nebenrolle in „Die Ehre der Prizzis“ im Jahre 1986 immerhin für den Oskar nominiert war. „Puppetmaster“ ist dann wohl auch der bekannteste Streifen im Output von Regisseur David Schmoeller, der mit „Tourist Trap“ aus dem Jahre 1979“ und „Killerhouse“ a.k.a. „Crawlspace“ aus 1986 zuvor schon zwei mehr als solide inszenierte Horrorstreifen abgeliefert hat.

Obwohl „Puppetmaster“ schon zahlreiche und auch unterschiedlich-lang ausgefallene  Veröffentlichungen erfahren hat und auch das Berliner Label CMV-Laservision den Streifen im Jahre 2009 bereits mit einer schönen Veröffentlichung entsprechend gewürdigt hat, langen diese nun nochmals nach und präsentieren den Auftakt des munteren Puppenreigens nun auch in nochmals verbesserter Qualität auf Blu-Ray-Disc. Ob der amerikanische Indie-Horror jetzt dafür prädestiniert ist, oder nicht, sei hier einmal dahingestellt, aber auch auf Blaustrahl macht Schmoellers Werk eine gute Figur und da als HD-Vorlage wohl nur die R-Rated zur Verfügung stand, hat man kurzerhand die etwas blutigere Unrated-Fassung in Form einer Bonus-DVD in die hübsche Buchbox gepackt.

Die Bildqualität ist meines Erachtens wie schon bei der Vorgänger-VÖ überraschend gut ausgefallen und auch der Ton geht abermals in Ordnung. Als Bonus gibt es die verlängerten Szenen, die dem R-Rating zum Opfer gefallen sind, nochmals im Bonusbereich, sowie ein „Making-Of“ mit dem Titel „No strings attached“, eine ausführliche Bildergalerie, sowie die bereits erwähnte DVD. Die Black- und die White-Edition sind jeweils auf 500 Stück limitiert und wem das noch nicht genug ist, kann auch zum Super-Jewel-Case greifen, dessen Limitierung mit 199 Stück festgelegt wurde.

Unterm Strich ist und bleibt „Puppetmaster“ der gelungene Auftakt zu einer ganzen Serie an Horrorstreifen, die sich weltweit auch großer Beliebtheit und wohlwollender Kritik erfreuen. David Schmoeller hat mit begrenzten Mitteln und gut aufgelegten Darstellern ein Stück Horror-Kult und sympathische Figuren mit hohem Wiedererkennungswert geschaffen, die in der Gunst zahlreicher Trashfans ganz oben stehen. Auch knapp ein Vierteljahrhundert nach dem Entstehen funzt „Puppetmaster“ auch noch immer ganz gut und eine schönere Fassung als auf der neuen Blu-Ray-Disc des Berliner Labels, wird man wohl auch nicht so schnell zu Gesicht bekommen.