project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Doug (Eric Dean) ist attraktiv, ungebunden, schwul und hat zum anstehenden und schicksalshaften und vierzigsten Geburtstag seine besten Freunde eingeladen, um mit viel Alkohol endgültig den Abschied von seiner Jugend zu feiern und auch gleich jegliche Anflüge von Depressionen unter den Tisch zu trinken. Aufgrund widriger Umstände schafft es jedoch keiner der Eingeladenen zu seiner Feier und als ihm sein heterosexueller und zweieiiger Zwillingsbruder Derek (Devon Michael Jones) aus Spaß auch noch eine naive Stripperin auf den Hals hetzt, scheint der absolute Tiefpunkt des Tages erreicht.
Das ändert sich schlagartig, als es ein weiteres Mal klingelt und ein attraktiver Typ vor der Türe steht, der von Doug auch prompt für einen Stricher gehalten wird. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um Colton (Benjamin Lutz), der frisch in die Nachbarschaft gezogen wird und für den attraktiven Nachbarn ebenfalls gleich Feuer und Flamme ist. Die beiden verbringen die Nacht miteinander, am nächsten Morgen entdeckt man weitere Gemeinsamkeiten und auch Doug scheint sich in den schlagfertigen und draufgängerischen Dreißigjährigen verguckt zu haben, obwohl er sich auch immer wieder mit dem fünfzigjährigen Jacob (Michael Nicklin) trifft, den er ebenfalls kurze Zeit zuvor durch einen Zufall in der Nachbarschaft kennengelernt hat.
Dieser ist zwar über die unorthodoxe Entwicklung des Geburtstages seines jüngeren Freundes amüsiert, aber andererseits auch etwas eifersüchtig und auch Colton ist es ein Dorn im Auge, das sich Doug nebenher auch noch mit anderen Männern trifft. Doug nimmt die wechselseitigen Besitzansprüche amüsiert zu Kenntnis und fühlt sich in seinem Selbstwert gesteigert und das erhöht sich sogar noch, als sich plötzlich herausstellt, dass Jacob der Vater von Colton ist und unter den Beiden eine Art Konkurrenzkampf um die Gunst des smarten Doug entsteht.
Auch Doug kann und will sich auch gar nicht zwischen den ruhigen und besonnenen Fünfzigjährigen Jacob und dessen impulsiven Sohn Colton entscheiden, der jeder für sich einen wunderbaren Partner mit allen Stärken und Schwächen ihres jeweiligen Alters abgeben würden. Die Situation zwischen den Dreien spitzt sich jedoch weiter zu und entgegen dem Rat seiner besten Freundin Evelyn (Heidi Rhodes), und seines Bruders lässt sich Doug mit der Entscheidung so lange Zeit, bis Vater und Sohn ihrerseits eine überraschende Entscheidung treffen...
Mit schwulen Komödien ist es ja immer so eine Sache. Sind sie zu ernst, stoßen sie auf Kritik, sind sie zu witzig – ebenfalls. Und wenn sie auch noch Wahrheiten aufdecken und sich auch noch zu sehr irgendwelchen Klischees bedienen, ohne dabei hemmungslos übertrieben und albern zu sein, ist der Ofen beim Großteil des Zielpublikums sowieso aus. Anders lassen sich die überwiegend negativen Reaktionen der Nutzer auf der IMDB zu der durchaus spaßigen Dreiecks-Komödie „The men next door“ auch gar nicht erklären, da hier Regisseur Rob Williams ja ein sympathisches Werk über die nicht ganz alltäglichen Probleme eines vierzigjährigen Schwulen geschaffen hat.
Weltweit gilt ja die Schwulenszene von Los Angeles für homosexuelle Männern zu den härtesten Pflastern der Welt und übertriebenen Körperkult, Jugend- und Schönheitswahn, sowie übertriebenen Anspruch beim Gegenüber in Kombination mit mangelnder Selbstreflektion gilt dort ja angeblich als alltägliche Standardsituation, an der auch nicht wenige verzweifeln. Und genau in diesem Umfeld platziert Williams seine nur auf den ersten Blick etwas oberflächlich erzählte Geschichte, die seinen Schwerpunkt auch eher im Tempo und Wortwitz findet und auch vor kleineren Peinlichkeiten und etwas überzeichneten Charakteren nicht zurückgeschreckt.
In der etwas konstruierten, aber dennoch emotionalen Dreiecksgeschichte mit wahrem Kern geht es dann auch um Themen wie ältere Homosexuelle, die in der Wahrnehmung der Szene immer wieder an den Rand gedrängt werden, sobald sie nicht mehr die ungeschriebene Norm einer Szene erfüllen, die Jugend, Vitalität und Erfolg großschreibt. Gleichzeitig erörtert „The men next door“ aber auch die Tatsache, dass jedes Alter seine Vor- und Nachteile hat und was z.B. Jacob an jugendlichen Elan fehlt, macht er durch andere Eigenschaften wieder wett, die dem gefühlsbetonten Sohnemann noch fehlen. Obwohl „The men next door“ für eine Indie-Komödie dabei recht ordentlich und flott daherkommt, wirkt die tiefergehende Botschaft trotz sympathischer Hauptfigur im Gesamtkontext aber dann kleiner Schönheitsfehler auch etwas verloren.
Was mich persönlich an den Streifen etwas gestört hat, sind neben ein paar arg unlogischen Momenten die Charaktere, die - auch wenn sie natürlich wirken sollen - wieder einmal jegliches Klischee und Vorurteil erfüllen und so auch etwas gegen die eigentliche Botschaft des Streifens gebürstet sind. So hat nahezu jede der Figuren neben blendend-weißen Zahnkronen und unnatürlicher Körperhaltung natürlich auch eine sportliche Figur und großen Schwanz und eine Abweichung dieser Norm ist dann auch nur Nebencharakteren vergönnt. Auch die Figur der Evelyn und ihre übertriebene Mimik fand ich auf Dauer eher aufdringlich und nervig und auch etwas deplatziert.
Technisch gibt es hingegen nicht viel zu meckern und auch darstellerisch ist „The men next door“ im grünen Bereich: Eric Dean ist der richtige Sympathieträger, den so eine Geschichte braucht und auch Michael Nicklin als besonnener Jacob und Benjamin Lutz als Colton haben mir gut gefallen. Weniger prickelnd fand ich die überkandidelte Performance von Heidi Rhodes und warum man Devon Michael Jones gerade die Rolle des heterosexuellen Therapeuten-Zwillingsbruder aufbürden musste, die so gar nicht passt, wissen wohl nur die Verantwortlichen vom Casting-Büro.
Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt die US-Indie-Komödie in guter Bild- und Tonqualität und der englischen Sprachfassung mit optionaler, deutscher Untertitel. Auch das Bonusmaterial überzeugt und neben einem Audiokommentar des Regisseurs gibt es auch ein kleines „Making-Of“ in dem der Regisseur neben den Dreharbeiten auch ein bisschen mehr zur Entstehung seines sechsten Spielfilms. Abgerundet wird das positive Bild dann noch mit entfallenen und verpatzten Szenen, dem Originaltrailer, sowie weiteren aus dem Programm des Berliner Labels.
Unterm Strich bleibt ein halbwegs gelungener und auch amüsanter Streifen, der zwar Aspekte des schwulen Lebens humorvoll beleuchten möchte, die in derartigen Filmen und Serien eher oftmals nicht so im Vordergrund stehen und dabei aber den Fehler begeht, dieses von genau jenen sattsam bekannten Charakteren verkörpern zu lassen, von denen sich das Werk eigentlich unterscheiden möchte. Herausgekommen ist daher schlussendlich auch ein etwas zwiespältiges Werk, das zwar recht flott und lustig daherkommt, aber seine eigentlich schöne Botschaft lieber ein paar Gags, dem flotten Tempo und grotesken Entwicklungen opfert.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9451
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