project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der Vietnam-Veteran Jim (Rutger Hauer) hat sich nach dem Tod seiner Frau und seines Kindes von der Gesellschaft zurückgezogen und lebt im Einklang mit der Natur auf einer privaten Insel, wo er die vielfältige Flora und Fauna pflegt und vor allzu neugierigen Besuchern schützt. Dieses ist auch notwendig, da die Idylle auch immer wieder durch einheimischen Jägern gestört wird, die verbotenerweise Jagd auf die Tiere der Insel machen und so auch ein brütendes Weißkopf-Seeadlerpärchen bedrohen, dass praktisch ausgestorben galt und als letzter seiner Art auf der Insel bzw. einem unzugänglichen und hohen Felsen Zuflucht gesucht hat.
Doch genau auf diese Eier hat es der zwielichtige Millionär und obsessive Sammler J. P. Whittier (Donald Pleasence) abgesehen, der für den zweifelhaften Job den bekannten Kletterer und Alpinisten Mike (Powers Boothe) anheuert, der gegen jeden Artenschutz-Gedanken für eine große Menge Geld die Eier aus dem Nest der äußerst bedrohten Tierart stehlen soll. Dieser willigt angesichts anstehender Projekte, die finanziert werden wollen ein und macht sich auf dem Weg zu der Insel und trifft am Festland auf die hübsche Stella (Kathleen Turner), die mit ihrem Sohn einen Gemischtwarenladen betreibt, Boote verleiht und auch eine der wenigen Personen ist, zu denen der Einsiedler Jim Vertrauen hat.
Der umgängliche Mike erfährt von Stella auch mehr über den introvertierten Veteranen, der zwar ein Auge auf Stella geworfen hat, aber zu schüchtern ist, um ihr sein Interesse zu gestehen. Wenig später schlägt Mike trotz Verbots auch seine Zelte auf der Insel auf und schafft es als vermeintlicher Naturfotograf auch das Vertrauen von Jim zu erreichen. Dieser lässt Mike auch entgegen seinen Gewohnheiten auf der Insel bleiben, bietet ihm wenig später sogar einen Platz in seinem Haus an und zeigt dem interessierten Mann auch den Platz, an dem die Adler ihren ungeschlüpften Nachwuchs beschützen.
Mike nutzt diese Vertrautheit aus um den majestätischen Felsen für den geplanten Aufstieg näher zu inspizieren und nutzt die aufkeimende Liebesbeziehung von Stella und Jim dazu, dessen Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken. Als die Insel von betrunkenen Jägern angegriffen wird, steht er Jim ebenfalls zur Seite und beruhigt ihn, als ein unglücklicher Todesfall auch das Interesse der Öffentlichkeit ebenfalls auf die idyllische Insel lenkt. Obwohl Jim wenig später misstrauisch wird, plant Mike seinen Aufstieg minutiös und während sich der Veteran und Stella näher kommen nutzt er die Gunst der Stunde für seine Zwecke…
Laut Wikipedia bzw. Schätzungen von Wissenschaftlern sind im Laufe der Jahrtausende auf der Erde 500 Millionen und somit 99 % aller Tierarten ausgestorben und neben bekannten Vertretern wie Dinosaurier und Einhörnern, deren bislang unerklärten Verschwinden noch immer Wissenschaftler beschäftigt, ist neben natürlicher Auslese und Klimawandel hauptsächlich der Mensch und sein skrupelloses Verhalten bzw. wirtschaftliche Gründe dafür verantwortlich, dass auch heutzutage noch täglich Tierarten für immer von der Bildfläche verschwinden und zahlreiche andere Arten akut vom Aussterben bedroht sind.
Der 1984 entstandene Streifen „Die Brut des Adlers“ behandelt genau dieses Thema und verbindet Action- und Abenteuerthematik mit einer ökologischen Botschaft, hübschen Naturaufnahmen, einer aufkeimenden Love-Story und zeigt Kathleen Turner in einer ihrer ersten und ungewohnt freizügigen Rollen und den Action-erprobten Rutger Hauer als introvertierten Einzelgänger und Umweltschützer. Der in Frankreich geborene Regisseur Philippe Mora („Das Tier 2“) packt dann auch recht viel in seinen fünften, abendfüllenden Streifen und traf mit seiner nicht immer ganz ausgewogenen Genre-Mischung wohl dennoch den Nerv seiner Zeit, sodass sich „A breed apart“ über die Jahrzehnte auch zu einem kleinen Kultfilm gemausert hat, der die Zeit überraschenderweise auch sehr gut überstanden hat.
Sicherlich ist in „Die Brut des Adlers“ nichts wirklich Herausragendes zu finden und der ganze Streifen ist mit „grundsolide“ im positiven Sinne des Wortes dann wohl auch am besten beschrieben und dennoch ist Moras Streifen durchaus sehr unterhaltsam. Die Geschichte über den umweltbewussten Einsiedler geht jedenfalls klar, die Darsteller ebenfalls und auch wenn man sich vielleicht statt Heuboden-Romantik und oberflächlicher Charakterisierung etwas mehr Action gewünscht hätte, wird der Zuschauer stets bei Laune gehalten und bekommt nebenher noch eine kleine Lektion in Sachen Artenschutz präsentiert.
Zum Zeitpunkt der Entstehung des Streifens stand die mächtige Greifvogeln - der nebenher auch der Wappenvogel der USA in Erscheinung tritt - ja auch auf der roten Liste der bedrohten Tierarten und der Bestand wurde durch Einsatz von Pestiziden in den Sechzigern nahezu ausgelöscht, sodass der Vogel in den Siebzigern unter Naturschutz gestellt wurden. Dank verändertem Bewusstsein, Verbot von Chemikalien hat sich der Bestand jedoch wieder erholt, sodass der Weisskopfseeadler im Jahre 2007 sogar wieder von der Liste gestrichen werden konnte. Der Besitz von derartigen Tieren und Verwertung von toten Tieren ist jedoch anscheinend immer noch streng geregelt.
Doch das ist nur ein Aspekt des Streifens, der nebenher auch noch die Wandlung eines misanthropischen Einzelkämpfers zum liebevollen und verantwortungsbewussten Partner, die Abgründe fanatischer Sammelwut und der innere Kampf zwischen finanzieller Unabhängigkeit und sonstiger Skrupel behandelt und alles mit recht nett eingefangenen Bildern von unberührten Landschaften verbindet. Gedreht wurde dabei nicht auf einer Insel, sondern im Chimney Rock Park in North Carolina, in dem auch der eindrucksvolle und namensgebende Felsen beheimatet ist und noch an anderen hübschen Plätzen der Erde, die auch stimmungsvoll eingefangen wurden.
Laut eines unbestätigten Eintrags auf der IMDB soll ja auch angeblich beim Transport des Materials eine Filmrolle verloren gegangen sein, die die Hintergründe von Jim näher beleuchten hätten sollen. Tatsächlich wirkt gerade dieser Handlungsstrang etwas unausgegoren, aber auch wenn ich diesen Fakt persönlich das wohl eher bezweifle wurde in Deutschland schon beim Kinostart Mitte der Achtziger die Schere angesetzt um den Streifen mit weniger Dialogen mehr Tempo zu verleihen. Jahrzehntelang war „Die Brut des Adlers“ daher auch nur gekürzt erhältlich, wobei dieser Missstand mit der neuen Scheibe aus dem Hause Koch-Media nun endlich der Vergangenheit angehört.
Die Bildqualität der Scheibe ist jedenfalls recht gut und die bislang fehlenden Dialog-Sequenzen wurden in der Originalfassung mit Untertiteln wieder in den Streifen integriert. Wer von der etwas unpassenden Synchronstimme Hauers abgeschreckt wird kann sich „Die Brut des Adlers“ auch in der englischen Fassung anschauen und das Bonusmaterial an einer Bildergalerie mit seltenem Werbematerial erfreuen. Abgerundet wird die nette VÖ neben einem taschengeldfreundlichen Preis dann noch mit einem Wendecover ohne FSK-Plakette.
Unterm Strich bleibt eine nette Mischung aus Action und Abenteuer, bei dem auch die Ökobotschaft nicht zu erzwungen wirkt und das Wiedersehen mit bekannten Gesichtern wie Rutger Hauer, Donald Pleasence und Kathleen Turner bietet und dem selbst der etwas schwülstige Ethno-Soundtrack aus dem Hause Gibb nicht viel anhaben kann. Grundsolides Achtzigerjahre-Kino der sympathischeren Sorte mit einem Rutger Hauser in besseren Tagen, das auch ohne viel Kawumm unterhaltsam ausgefallen ist und in der nun vorliegenden und endlich ungekürzten DVD auch sicher noch öfters im Player landen wird.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9350
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