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Das publikumswirksame und Marihuana-bedingte Scheitern seiner vielversprechendsten Kandidatin des staatlichen Buchstabierwettbewerbes lässt Direktor Leslie Gordon (Michael Chiklis) der Morgan High School so erzürnen, dass er im Sinne einer „Zero-Tolerance“-Politik den Massentest aller Schüler befiehlt. Dummerweise hat Klassenstreber Henry (Matt Bush) gemeinsam mit seinem draufgängerischen Jugendfreund Travis (Sean Marquette) gerade erst seinen allerersten Joint in seinem Leben geraucht und ein Ausschluss von der Schule würde auch bedeutet, dass der junge Mann sein Stipendium und vielversprechende Zukunft verlieren würde.
Kurzerhand beschließen die beiden in einer Nacht- und Nebelaktion dem gefürchteten Drogendealer Psycho Ed (Adrien Brody) dessen eigens hergestellte Super-Marihuana-Droge namens Keef zu stehlen, dieses in leckere Brownies zu mixen und am nächsten Tag bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung unter die nichtsahnenden Leute zu bringen. So würden nahezu alle Schüler positiv beim Drogentest abschneiden und verhindert werden, dass Henry von der Schule fliegt. Dieser ist von der haarsträubenden Idee zwar wenig begeistert, aber hilft aus Verzweiflung seinem Kumpel bei der Durchführung des perfiden Planes.
Dieser scheint auch aufzugehen und während am nächsten Tag neben Protesten von aufgebrachten Eltern der Drogentest über die Bühne geht, beginnen sich die Teilnehmer eines von Direktor Gordon durchgeführten Rundganges durch die Schule, über das seltsame Verhalten von Schülern und Lehrer zu wundern. Diese verhalten sich mehr als merkwürdig, scheinen unter Drogeneinfluss zu stehen und während genüsslich ein Brownie nach dem anderen verzehrt wird steht schon bald die ganze Schule vor den geröteten Augen von Travis und Henry Kopf.
Doch anstatt das Problem gelöst zu haben, fangen diese erst so richtig an, als auch Psycho Ed mit seinem paranoiden und bekifften Kumpels an der Schule auftaucht und Geld für das Abhandenkommen seines Rauschmittels sehen möchte. Auch Sebastian, der hinter Henrys Stipendium her ist, ahnt, dass sein schärfster Konkurrent etwas mit der ganzen Sache zu tun haben könnte und als sich auch noch herausstellt, dass die ganze Schule mit Videoüberwachung ausgestattet ist und bereits die Polizei im Anmarsch ist, haben Travis und Henry alle Hände von zu tun, um sich aus diesem ganzen Schlamassel zu manövrieren…
Mit dem Kiffen ist es ja immer so eine Sache. Während die Konsumenten die Freigabe weicher Drogen befürworten, auch immer wieder auf die Harmlosigkeit und die positiven Effekte von Marihuana hinweisen und sich selbst unverstanden fühlen, sieht das die Gegenseite komplett anders und verurteilt das als Einstiegsdroge für härtere Sachen verschriene Gras mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Geht es um Kiffen im Film werden die Konsumenten zumeist als harmlose und friedliebende Menschen präsentiert, die durch die Illegalität ihres Lieblingshobbys von einer skurrilen Situation in die nächste geraten. Bekannteste Beispiele sind hier sicher Cheech und Chong, sowie Jay und Silent Bob und in gefühlt jeder zweiten amerikanischen Teenie-Komödien ist der Kiffer mittlerweile auch schon ein omnipräsenter Stereotyp, der im Laufe des Streifens in irgendeiner Haupt- oder Nebenhandlungsstrang auftaucht.
Die unterhaltsame Komödie „High School – Wir machen die Schule dicht“ von Regisseur John Stalberg ist aber zum Glück nicht die typische Kiffer-Komödie, die nur ein bestimmtes Zielpublikum in Augen hat und tendiert trotz überzeichneter Handlung und skurriler Charaktere auch eher in Richtung „Buddy Movie“ und ist nach dem etwas lahmen Start auch recht flott und Tempo-reich inszeniert. Die Geschichte über ist ja auch recht spaßig und die Idee mit Henry und Travis, die kurzerhand die gesamte Schule mittels spezieller Hasch-Cookies in den breiten Ausnahmezustand versetzen ist auch sehr originell und bietet Platz für jede Menge Situationskomik, die ihr Potential auch nicht nur unter der Gürtellinie verschießt.
Das von Regisseur Stalberg mit-verfasste Drehbuch zu „High School – Wir machen die Schule dicht“ schafft ja auch den scheinbar unmöglichen Spagat und spricht mit seinem Streifen sowohl Befürworter, als auch Gegner von Marihuana an. Einerseits präsentiert er einen sympathischen Hauptdarsteller, der einen einmaligen Ausrutscher ausbügeln muss und auf der anderen Seite auch Figuren, die durch jahr(zehnt)elangen Drogenkonsum auch hübsch alle damit beschworenen Nebenwirkungen demonstrieren und nichts mehr auf die Reihe bekommen. Doch der Streifen ist auch stets so überzeichnet und humorvoll ausgefallen, dass man ihm seine Klischee-lastigen Figuren auch gerne verzeiht.
„High School“ steht als Film ja auch mehr in der Tradition von Außenseiter-Komödien wie „Little Miss Sunshine“ und daher ist es auch wenig verwunderlich, dass die Besucher des Sundance Festivals von der Indie-Produktion ebenfalls recht angetan waren. Auch meine Befürchtungen im Vorfeld haben sich nicht erfüllt und der Streifen hat jede Menge Situationskomik und ist auch tatsächlich witzig ausgefallen, ohne in plumpen Klamauk oder Fäkalien-Humor zu verfallen. Das Tempo passt und nach dem etwas lahmen Start entwickelt sich „High School“ auch zu einem flotten Vergnügen, bei dem von der Optik bis zum Soundtrack auch alles stimmig ausgefallen ist.
Bekanntestes Gesicht in dem Streifen ist dann auch Adrien Brody als durchgeknallter „Psycho Ed“, der sich hier mit seiner überzeichneten Rolle als tätowierter Dealer mit „Snoop Dog“-Optik auch von seinem darstellerischen Desaster in Argentos „Giallo“ rehabilitiert. Matt Bush als grundsympathischer Streber, der über sich und seine Ängste hinauswachsen muss, ist ebenfalls sehr passend besetzt und taugt als Identifikationsfigur ebenso wie die die Figur von Sean Marquette, der vom kiffenden Draufgänger zum besten Kumpel ebenfalls recht gut gezeichnet ist. Auch die Nebenrollen sind gut besetzt und vor Michale Chiklis („The Shield“) hatte an seiner Rolle als konservativer und spießiger Rektor wohl großen Spaß.
Donau Film bringt das temporeiche Buddy-Movie wahlweise auf DVD oder Blu-Ray, wobei mir für die Beurteilung die Screener-DVD in englischer Sprachfassung zur Verfügung stand. Die Bild- und Tonqualität war aber hier schon sehr gut und auch das fertige Produkt wird vermutlich ebenfalls keinen Anlass zur Kritik bieten. Neben einem Audiokommentar hat die im März 2013 veröffentlichte Scheibe mit FSK16-Freigabe auch noch eine „entfallene Szenen“ an Bord und kommt mit einem Wendecover.
Unterm Strich bleibt eine sympathische Komödie über zwei unterschiedliche Schüler und einem haarsträubenden Plan, der den Auftakt zu einer ganzen Reihe von skurrilen Momenten bietet, die im Verlauf immer größere Kreise ziehen. „High School – Wir machen die Schule dicht“ ist dabei voller Situationskomik, hat das Herz am rechten Fleck, überraschend witzig und erinnert auch ansonsten recht wenig an den üblichen, amerikanischen Teenie-Klamauk, den man normalerweise in die Tonne kippen kann. Sicherlich eine der besten US-Komödien der letzten Zeit, der mir auch sehr gut gefallen hat und entsprechend-interessierten Leutchen auch nur empfohlen werden kann.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9261
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