project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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EDV-Freak Chris (Fabian Wolfrom) ist seit Kindertagen traumatisiert, da er in der Nacht, in der der Halleysche Komet am Himmel erschien, hilflos mitansehen musste, wie sein aggressiver Vater im Blutrausch seine Mutter brutal niedergemetzelt hat. Seitdem leidet der junge Mann an panischer Angst vor jeglicher Dunkelheit und sieht den Berichten, dass neuerlich ein Komet am nächtlichen Himmel zu sehen sein wird, daher mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Während der Großteil des Landes dem astronomischen Ereignis aber eher in freudiger Erwartung entgegensieht und zum vermeintlichen Ende der Welt auch zahlreiche Partys veranstaltet werden, häufen sich jedoch die dunklen Vorzeichen, dass die Auswirkungen des Kometen bereits auf der Erde angekommen sind.
Leute verhalten sich seltsam aggressiv, der Handyempfang fällt aus und auch die Polizei und das Militär scheint seine Präsenz im Großraum Paris zu verstärken. Doch davon bekommt Chris vorerst nur wenig mit, da er von seiner hübschen und gerade wieder Single gewordenen Nachbarin Claire (Blandine Marmigére) dazu überredet wird, mit ihr am Abend eine Party von ihren Freunden zu besuchen. Obwohl Chris wegen seiner Phobien in der Nacht eigentlich nicht unterwegs ist, nimmt er für Claire all seinen Mut zusammen und landet schon wenig später alleine auf einer ausgelassenen Party voller fremder Leute und in den Händen der umtriebigen Lourdes, die dem jungen Mann einen mit Drogen versetzten Cocktail unterjubelt.
Chris bricht am Klo zusammen und als er wieder sein Bewusstsein erlangt, entdeckt er an seinem Körper eine mysteriöse Wunde. Die mittlerweile ebenfalls eingetroffene Claire hilft dem jungen Mann wieder auf die Beine und feiert mit ihren Freunden, während der überraschte Chris mitansehen muss, wie ein mutiertes Tentakelmonster über eine Party-Besucherin herfällt und sich das Gesicht von Lourdes in ihre Bestandteile auflöst. Schockiert verlässt Chris Hals über Kopf die Party, trifft auf den Straßen auf apokalyptische Zustände und flüchtet in seine Wohnung, wo er wenig später von einer Handvoll krimineller Junkies überfallen und niedergeschlagen wird.
Als er neuerlich das Bewusstsein erlangt, sind die Eindringlinge auf brutale Weise ermordet und Chris versucht mit seinem mysteriösen Nachbarn John (John Fallon) und bis zu den Zähnen bewaffnet den Weg durch das verseuchte Stiegenhaus auf die Straßen der Metropole. Doch Chris will Claire nicht so einfach zurücklassen und besucht nochmals die Party, auf der sich mittlerweile ein Blutbad abgespielt hat und trifft auf die geschockte Frau. Gemeinsam machen sich die Beiden mit einem aufgelesenen Kind auf den Weg durch das nächtliche Paris, das sich mittlerweile ebenfalls in ein Schlachtfeld verwandelt hat um dringend benötigte Hilfe zu finden und treffen dabei auf weitere Monster…
Heiliges Tentakelmonster: wenn man einen französischen Amateur-Film bei einer doch etwas missglückten Marketing-Kampagne mit dem englischen Partykracher „Attack the Block“ vergleicht und sich auch noch an dessen Artwork orientiert, muss man sich wohl auch nicht wundern, dass negative Kommentare enttäuschter Fans nicht lange ausbleiben. „Dead Shadows“ hat zwar mit Außerirdischen und Himmelskörpern eine ähnliche Thematik wie das englische Vorbild, bleibt ansonsten – auch wenn es optisch nicht danach aussieht - aber komplett in der Amateurkiste behaftet und der Regisseur und bekennende John Carpenter-Fan David Cholewa lässt trotz Enthusiasmus auch leider keine Fallgrube aus, die einem ambitionierten Nachwuchsfilmemacher so erwarten kann.
Das größte Problem an „Dead Shadows“ ist ja seine haarsträubend langweilige Geschichte, die unterschiedliche Personen, Handlungsorte, Gore-Szenen und sonstige Begebenheiten auf so derart unglückliche und unlogische Weise miteinander kombiniert, dass man selbst als wohlwollender Trashologe, der selbst Amateurwerken aufgeschlossen gegenübersteht nur noch den Kopf schütteln kann. Irgendwie wartet man ja auch bis zum Schluss auf eine entscheidende Wendung, eine Plot-Twist, einen Aha-Moment, der den Ganzen einen Sinn verleiht und den die Ausgangssituation eigentlich auch bieten würde und muss dann mit Einsetzen des Abspanns doch recht ernüchtert feststellen, dass hier leider nur ein Mindestmaß an inhaltlicher Kreativität im Spiel war.
Statt etwas eigenes auf die Beine zu stellen, verbratet Cholewa in seinem unausgegorenen Genre-Zwitter auch lieber fremde Ideen und bedient sich neben 100 Jahren Zombie-Film und „REC“-Moment vor allem recht dreist an John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ und kopiert sogar dessen prämiertes Creature-Artwork auf eher ziemlich plumpe Weise, ohne dabei auch nur ansatzweise dessen klaustrophobische Stimmung zu erreichen. Im Gegensatz zu handgemachten Effekten, gibt’s auch eher schlecht getricksten Diskont-Schmodder aus dem Rechner und selbst das Blut wurde in den meisten Fällen digital aufgepeppt, was dem Streifen ebenfalls nicht sonderlich zu Gute kommt.
Generell hat sich der filmische Autodidakt und Genre-Liebhaber David Cholewa, der mit abgeschlossenem Jura-Studium und als Agent für Filmrechte ansonsten eher hinter den Kulissen die Fäden zieht, auch wirklich nicht mit Ruhm bekleckert. Die an anderer Stelle abgefeierte „Originalität“ konnte ich ja nicht entdecken und Dead Shadows“ ist bei aller Liebe auch eher nur was für Die-Hard-Fans und Alles-Gucker-Fraktion, die von Sci-Fi-Horrorwerken nicht genug bekommen können und sich auch von kostengünstigen Tricks, endlos durchgekauten Themen, mäßig-choreografierter Action und langatmigen Dialog-Sequenzen nicht abschrecken lassen.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause „Mad Dimension“ bringt den Streifen mit der bereits erwähnten und nicht ganz geglückten Marketing-Strategie aber in durchaus passabler Qualität, auch wenn „Dead Shadows“ wohl die Kriterien für „überragendes Horror-Fun-Entertainment“ nicht erfüllt. Die deutsche Synchro ist systemerhaltend ausgefallen und auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen. So gibt es neben einem „Making-of“ der Computer-Effekte und nicht-verwendete Szenen auch noch ein Interview mit dem Regisseur, der über die Entstehung des Werkes plaudert. Abgerundet wird der Silberling dann noch mit dem Trailer und einem Wendecover.
Unterm Strich bleibt dennoch ein arg unterdurchschnittlicher Streifen aus der Low-Budget-Ecke, der vor allem an seiner unzusammenhängenden und Höhepunkts-losen Geschichte krankt, die so gar keinen Sinn ergibt. Ob man die CGI-Effekte von „Dead Shadows“ als Plagiat oder Hommage zu Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ sieht, liegt wohl im Auge und am Wohlwollen des Betrachters, aber ich für meinen Fall konnte mit dem französischen Werk insgesamt nur recht wenig anfangen. Außer einer Handvoll Gore-Effekte und der kurzen Laufzeit hat das Tentakel-Dingens ja nichts zu bieten, dass man nicht auch schon in hundert anderen Filmen gesehen hätte und ist mit seinen groben inhaltlichen Mängeln dann auch eher ein eindringliches Beispiel für angehende Filmemacher, wie man es besser nicht machen sollte.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9245
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