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Nachdem sie ihren asiatischen Lover und Partner ermordet hat, kommt die französische Staatsbürgerin Catherine (Frédérique Bel) in den Besitz einer alten Antiquität, die sich wenig später als sehr begehrtes Objekt mit einigen Interessenten entpuppt. Obwohl sie von Interpol wegen Mordverdacht gesucht wird und auch das Geld auf der Flucht knapp wird, gelingt es Catherine in Hongkong einzureisen und sie bezieht in der Metropole ein ehemaliges Liebesnest ihres früheren Partners, in dem sie darauf wartet, bis der Deal mit Hintermännern bzw. dem Höchstbietenden abgewickelt werden kann.
Als sie sich jedoch mit der etwas zwielichtigen Sandrine (Carole Brana) trifft, weiß diese bereits über die missliche Lage Catherines Bescheid und drückt dementsprechend den bereits vereinbarten Preis. Catherine ist verärgert und dennoch bleibt ihr nichts anderes übrig, als dem zuzustimmen und es kommt wenig später in einem finsteren Kellerlokal zur vereinbarten Übergabe, die in einem Fiasko endet. Anstatt das Geld zu übergeben, versucht die durchtriebene Flora Catherine zu erschießen und wird ihrerseits wenig später von Carrie (Carrie Ng) auf grausame Art und Weise ermordet.
Die Französin wird jedoch nur leicht verletzt und trifft beim überstürzten Verlassen des Lokals auf Carrie, die sich die begehrte Schatulle bereits unter den manikürten Nagel gerissen hat. Diese lässt die Verletzte zurück, macht sich aus dem Staub und wähnt sich am Ziel ihrer Träume, als sie beim Öffen der Schatulle tatsächlich sagenumwobenen Inhalt findet, den sie bereits lange gesucht hat. Catherine hat zu diesem Zeitpunkt jedoch nichts mehr zu verlieren und entführt Sandrine vor den Augen Carries bei einer Festivität, um doch noch zum vereinbarten Geld zu kommen und schreckt dabei auch vor zweifelhafter Hilfe von Triaden nicht zurück…
Es ist schon ein sehr, sehr seltsamer Film, den die beiden Franzosen Julien Carbon und Lauren Courtiaud in französisch-kantonesisch-belgischer Koproduktion mit „Les Nuits rouges du bourreau de jade“ geschaffen haben. Ein teils sehr brutaler und hochgradig obskurer Fetisch-Thriller mit hübschen Frauen und exotischen Locations, der neben durchkomponierten Bilderwelten jedoch auch sehr seltsame Entwicklungen bietet, über die ich in meiner kurzen Inhaltsangabe bewusst nur sehr wenig verraten habe um interessierten Zuschauern nicht die Freude an der Sichtung zu vermiesen.
Schon die Eröffnungssequenz in der Carrie Ng mit Kotone Amamiya eine durchaus seltsame SM-Praktik vollzieht, die nicht minder ungewöhnlich endet macht klar, dass sich bei „Red Nights“ nicht um den durchschnittlichen Krimi handelt. Und das ist ja auch erst der Auftakt zu einer ganzen Reihe von sehr bizarren Entwicklungen, in der auch japanische Mythologie, Schmerz, Tod und Lust eine gewichtige Rolle spielen. Dass die Geschichte dabei zwar nicht sonderlich logisch erscheint und auch etwas in den Hintergrund tritt, mag dabei der Vor-, aber auch Nachteil des Ganzen sein und gar so spannend ist „Red Nights“ bis zum etwas konventionellen Ende auch nicht geraten.
Im Verbindung mit dem Streifen ist ja auch immer wieder von „Giallo“ und „Cat. III“ die Rede und „Red Nights“ verbindet die beiden unterschiedlichen Pole auch recht gut, in dem die teils recht drastische Gewaltdarstellung von „Cat. III“-Filmen mit artifiziell ausgeleuchteten Bilderwelten und kräftigen Farbkontrasten kombiniert werden, die auch ein Dario Argento in seiner kreativsten Schaffensphase nicht besser hinbekommen hätte. Dennoch ist in „Red Nights“ nicht alles gelungen und abgesehen von ein paar arg unlogischen Momenten ist die etwas dröge Kriminalgeschichte wohl für viele sein großes Manko.
Wer nicht vermag, den Stil über die Substanz zu stellen und sich auf Dauer nicht an hübschen Bildern und Frauen mit und ohne eleganter Bekleidung erfreuen kann, bekommt in „Red Nights“ ja auch eine Story präsentiert, die abseits von dem unbekannten Milieu, in dem sie spielt, auch nicht sonderlich prickelnd ausgefallen ist. Die Kriminalgeschichte wirkt teils an den Haaren herbeigezogen und lässt auch eine tiefergehende Charakterisierung vermissen. Irgendwie ist es auch schade, dass die eigentliche Geschichte in dem Streifen eher zu vernachlässigen ist und nicht annähernd mit den schönen Bildern und der opulenten Ausstattung konkurrieren kann.
Die Resonanz des Streifens fällt dann erwartungsgemäß auch etwas zwiespältig aus und irgendwie kann ich nach meiner Sichtung auch die Pro- und Contra-Seite verstehen, auch wenn bei mir die positiven Elemente überwiegen. Als Fan von italienischen Werken aus den Siebzigern und kontroversen und nicht immer geschmackssicheren Cat.III-Streifen aus den Neunzigern ist „Red Nights“ dann auch wie für mich geschaffen und hat mich erwartungsgemäß auch nicht enttäuscht. Wer einen stringenten Thriller mit packender Geschichte und viel Action erwartet, ist bei Courtiaud und Carbon aber sicher nicht an der richtigen Adresse.
Darstellerisch überzeugt der Streifen vor allem durch die diabolische Präsenz von Carrie Ng, die der geneigte Fan aus einschlägigen Werken wie „Naked Killer“ kennt. Diese ist zwar im Vergleich zu 1992 doch etwas gealtert, wirkt aber mit Mitte Vierzig immer noch sehr hübsch und elegant. In „Red Nights“ agiert sie abermals so jenseits von Gut und Böse, sodass man Frau Ng durchaus abnehmen würde, dass sie auch in ihrer Freizeit mit Vorliebe andere Menschen quält. Dass durchaus das Gegenteil der Fall ist und Carrie eine liebenswerte Person ist, bekommt man ja im Bonusmaterial präsentiert.
Meines Erachtens nicht ganz so gelungen ist jedoch die Besetzung von Frédérique Bel („Mathilde – Eine große Liebe“), die zwar ebenfalls sehr hübsch ist, aber der man ihre Rolle als durchtriebene Diebin und Mörderin trotz stoischem Gesichtsausdruck nicht so ganz abnehmen mag. Wie Carole Brana als „Sandrine“ ist die Französin wirkt die französische Schauspielerin auch einfach zu sympathisch, unschuldig und in ihrem Vorgehen auch zu unprofessionell, als das man glauben würde, dass sie verbrecherische Tendenzen hat und für ihre Ideale über Leichen geht.
Ein Streifen wie „Les nuits rouges du bourreau de jade“ ist dann aber auch wie geschaffen um ihn auf Blu-Ray zu betrachten und der Streifen kommt mit satten Farben auch sehr gut. Die Bildqualität und obwohl die deutsche Synchro vom mehrsprachigen Original nicht mehr viel übrig lässt, ist diese ebenfalls gelungen. Nicht gelungen ist jedoch das Cover, das den Film wie einen Billig-Fleischfilm aussehen lässt und im Vergleich zum Original-Artwork einfach nur peinlich wird. Der Bonusbereich stimmt jedoch wieder versöhnlich und neben einem kurzen Feature über die Weltpremiere des Streifens und zwei Trailer auch noch den 15minütgen Bonusfilm „Betrayal“, der während den Dreharbeiten zu „Red Nights“ entstand und eine kurze Geschichte über Jäger und Beute in tierischen und verbrecherischen Umfeld zeigt.
Unterm Strich bleibt ein doch sehr ungewöhnlicher Hochglanz-Thriller, der seine arg konstruierte Story im SM- und Fetisch-Umfeld ansiedelt und diese mit visuell einnehmenden Bilderwelten und chinesischer Mythologie verknüpft und trotz eher ruhiger Erzählweise auch vor sehr drastischer Gewaltdarstellung nicht zurückschreckt. „Red Nights“ ist sicher kein Film für die breite Masse, aber ein optisch interessanter Streifen, der Fans vom einschlägigen Genrewerken trotz einiger Mängel gut unterhalten wird. Wer sich nicht von den Bildern verzaubern lassen will und Wert auf Action, Suspense und eine durchdachte Story legt, ist mit anderen Produktionen aber sicherlich besser bedient.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=9212
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ich hab nur grad noch einen Fehler gefunden:
Ein Streifen wie Movie “Les nuits rouges du bourreau de jade” ist dann aber auch wie geschaffen um ihn auf Blu-ray zu betrachten und der Streifen kommt mit satten Farben auch sehr gut. Die Bildqualität und obwohl die deutsche Synchro vom mehrsprachigen Original nicht mehr viel übrig lässt, ist diese ebenfalls gelungen. Nicht gelungen ist jedoch das Cover, das den Film wie einen Billig-Fleischfilm aussehen lässt und im Vergleich zum Original-Artwork einfach nur peinlich wirkt. Der Bonusbereich stimmt jedoch wieder versöhnlich und neben einem kurzen Feature über die Weltpremiere des Streifens und zwei Trailer auch noch den 15minütgen Bonusfilm Movie “Betrayal”, der während den Dreharbeiten zu Movie “Red Nights” entstand und eine kurze Geschichte über Jäger und Beute in tierischen und verbrecherischen Umfeld zeigt.
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