project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Während eines Undercover-Einsatzes unter Waffenschmugglern wird der schwedische Agent Carl Hamilton (Mikael Persbrandt) Zeuge, wie diese bei einer missglückten Übergabe von schwedischen High-Tech-Waffen von den Mitgliedern einer Söldnertruppe ermordet werden und kann selbst nur unter großen Mühen entkommen. Als sich wenig später herausstellt, dass die private Sicherheitsfirma Sectragon hinter den Überfall steckt, die mit diesen Waffen einen Terrorakt auf einen liberalen Politiker durchführen möchten, bei dem auch Kinder als Kollateralschaden in Kauf genommen werden, steigt Benjamin Lee (Ray Fearon) als der Verantwortlichen aus, nimmt einen schwedischen Mitarbeiter als Geisel und wird wenig später gemeinsam mit diesem von somalischen Milizen verhaftet, bevor er sein hochbrisantes Wissen an die Behörden weitergeben kann.
Als sich herausstellt, dass sich schwedische Waffen in scheinbar unbekannter Hand befinden, muss auch die Ministerpräsidentin des Landes reagieren und beschließt auf Anraten ihres Berater Sectragon mit der Befreiung des Schwedens zu beauftragen, der Licht hinter die ganze Sache bringen soll und bestimmt, dass Hamilton diese Truppe als Beobachter begleitet und notfalls eingreift, falls das Leben des schwedischen Staatsbürgers in Gefahr sein sollte. Dieser misstraut jedoch der Sicherheitstruppe mit ihren ominösen Methoden und stellt im Hintergrund einen Kontakt mit der PLO-Agentin Mouna (Saba Mubarak) her, die im Notfall ein rasches Abtauchen ermöglichen soll.
Wenig später scheinen sich die Vorahnungen des Offiziers des schwedischen Nachrichtendienstes auch zu bewahrheiten und während der Befreiung der schwedischen Geisel wird auch Benjamin Lee in Gewahrsam der dubiosen Truppe genommen, der Agent Hamilton wenig später seine abenteuerliche Geschichte erzählt. Als Hamilton daraufhin versucht, auch Lee nach Schweden zu bringen, damit dieser als Kronzeuge auspacken kann, bringt er jedoch sich und seine Kontakte in größte Gefahr und muss auch wenig später erkennen, dass sich die Verschwörung bis in höchste Regierungskreise zieht…
Was wäre unsere größtenteils friedliche Welt nur ohne den Super-Agenten? Dutzende Weltkriege, Wirtschafts-Krisen, Verschwörungen, Intrigen, Erpressungen und sonstige Invasionen wurden von mutigen Männern wie James Bond oder Jason Bourne mit beispiellosem Einsatz schon verhindert und dennoch steht die Welt anscheinend noch immer an der Kippe. Nur gut, dass sich mit dem Agent Hamilton des schwedischen Nachrichtendienstes nun ein weiterer Held zur Erhaltung des Weltfriedens präsentiert, der auch ohne Imbus-Schlüssel und Knäckebrot den beiden ebengenannten Herren nun ordentlich Konkurrenz macht.
Die Figur des Agenten Hamilton a.k.a. Coq Rouge entstammt aus der Feder des schwedischen Journalisten und Autors Jan Guillou, dessen umtriebiges Leben sich wohl ebenfalls für eine Verfilmung eignen würde. In zwölf erfolgreichen Bänden wurden bislang die spannenden Geschichten des Offiziers des schwedischen Nachrichtendienstes veröffentlicht, von denen ein Großteil auch für den deutschen Sprachraum übersetzt wurde. „Agent Hamilton – Im Interesse der Nation“ basiert dabei wohl auf dem gleichnamigen Roman aus dem Jahre 1988, der nun von der Regisseurin Katherine Windfeld auch sehr packend auf die große Leinwand verfrachtet wurde.
Leider ist mir die Buchvorlage ja nicht bekannt, sodass ich nicht wirklich beurteilen kann, inwieweit sich der Film daran hält bzw. neue Elemente in dem 2012 entstandenen Films eingebaut wurden. Die durchaus politische Geschichte um den umtriebigen Agenten, der sich mit einer privaten Sicherheitsfirma und der Rüstungsindustrie anlegt, erinnert dabei ja frappant an das mittlerweile unbenannte, amerikanische Unternehmen „Blackwater“ und seiner höchst zweifelhaften Rolle im Irak-Krieg, welches jedoch zu meiner Überraschung erst neun Jahre nach Veröffentlichung des Romans gegründet wurde.
Was den Film neben seiner spannenden und der Realität entsprungenen Geschichte jedoch ebenfalls aus der Masse vergleichbarer Werke herausstechen lasst ist der unterkühlte und analytische Charakter des Protagonisten, dessen Seelenleben dem Zuschauer aber durchaus ambivalent präsentiert wird. Neben der Geschichte über Rüstungskonzerne, politische Verschwörungen und dubiose Truppen gibt es ja auch noch einen weiteren Handlungsstrang, der mehr über die private Seite des Agenten offenbart, der es nicht schafft die Balance zwischen seinem Beruf und Privaten zu finden und auch durchaus unter der Verantwortung leidet, die ihm von anderer Stelle aufgebürdet wird.
Auch technisch gibt es an „Agent Hamilton – Im Interesse der Nation“ gar nichts zu meckern und neben satten Farben und Handkamerastil, die in diesem Fall auch zusätzlich authentisch wirken, überzeugen auch die Action-Sequenzen, die zum Glück auch nie übertrieben unrealistisch daherkommen, sondern ebenfalls recht glaubwürdig erscheinen. Alles ist auf der Höhe der Zeit und sehr gut hat mir auch der Kontrast der Locations gefallen, der von winterlichem Stockholm, bis hin zur flirrenden Hitze der somalischen Wüste teils auch hübsch und exotisch ausgefallen sind. Das Erzähltempo ist recht hoch und dennoch so knackig, sodass der Streifen mit 110 Minuten Laufzeit auch nicht zu lange erscheint.
Warum man für den tollen Streifen aber kein besseres Cover zaubern konnte und der Hauptdarsteller Mikael Persbrandt per Photoshop gar so schmierig und mit stoischer Miene vor seltsamer Kawumm-Kulisse in Szene gesetzt wurde, ist wohl das einzige Fragezeichen, dass angesichts des kurzweiligen Films zurückbleibt. Darstellerisch gibt es nämlich auch nichts zu bemängeln und der ebenfalls sehr abwechslungsreiche und multikulturelle Cast aus allen Teilen der Welt ist ebenfalls sehr gut gewählt.
Die Blu-Ray aus dem Hause Ascot-Elite bietet das kurzweilige Action-Spektakel mit FSK18-Freigabe auch in perfekter Bild- und Tonqualität, wobei in der deutschen Synchro leider der multi-linguale Charakter des Originals etwas flöten geht. Wer will kann „Agent Hamilton“ aber natürlich auch in der schwedischen Originalfassung samt optionaler Untertitel genießen. Abgerundet wird das positive Gesamtbild dann noch mit einem Making-Of, zahlreichen Interviews, entfallenen Szenen und diversen Trailern.
Unterm Strich bleibt ein packendes und spannendes Agenten-Abenteuer, das sich auch nicht hinter vergleichbaren Werken verstecken muss. Der temporeiche Streifen findet die ideale Balance zwischen ruhigen Momenten und handgemachter Action, die ohne McGyver-Momente und CGI-Wahnsinn jenseits physikalischer Grenzen auch nie zu übertrieben erscheinen. Dass man es mit der Hauptfigur auch durchaus mit einem ambivalenten und konfliktbeladenen Charakter zu tun hat, sorgt für zusätzliche Spannung und wenn die nachfolgenden Teile das halten, was der Auftakt schon einmal verspricht, können von mir aus gerne noch viele weitere Schweden-Kracher mit Agent Hamilton folgen.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8963
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