project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Nach einem missglückten Attentat in Nordirland, bei dem statt Militärwagen durch unglückliche Umstände ein mit Kinder vollbesetzter Schulbus in die Luft gejagt wird, fasst der der abgeklärte IRA-Mann Martin Fallon (Mickey Rourke) den Entschluss aus dem blutigen Geschäft aussteigen und sich über London in die Staaten absetzen. Zu diesem Zweck trifft er sich an den Docks mit Kristou, der dem Aussteiger neben einem neuen Pass und einem entsprechenden Ticket auch eine größere Menge Bargeld besorgt hat.
Doch Kristou spielt nicht mit offenen Karten und wurde im Vorfeld von dem kriminellen Beerdigungsunternehmer Meehan (Alan Bates) und dessen gewaltbereiten Bruder Billy (Christopher Fulford) unter Druck gesetzt um Fallon zu einem letzten Auftrag zu überreden, bei dem ein gegnerischer Gangsterboss aus den Weg geräumt werden soll. Obwohl Fallon der Gewalt abschwören möchte, willigt er wenig später ein und exekutiert die gewünschte Person, wird dabei aber von dem Priester De Costa (Bob Hoskins) beobachtet, den Fallon jedoch am Leben lässt.
Obwohl ihm der Zeuge gefährlich werden könnte und auch Auftraggeber Meehan auf dessen Tod beharrt, sucht Fallon Vergebung für seine Taten und beichtet De Costa den Mord in dessen Kirche. Dieser ist über die Anwesenheit des Killers erzürnt, hält sich jedoch an das Beichtgeheimnis und versucht aufgrund seiner eigenen und sehr bewegten Vergangenheit dem scheinbar geläuterten Mann aus dem Teufelskreis der Gewalt zu helfen, der sich ebenfalls sehr rührend um die blinde Anna (Sammi Davis) kümmert.
Während sich neben dem Polizei-Apparat auch der ehemalige Weggefährte Doucherty (Liam Neeson) auf Fallons Fersen heften um diesen zur Rückkehr nach Irland zu bewegen oder notfalls zu beseitigen sucht dieser jedoch weiter nach seinem inneren Frieden und bringt durch sein Umdenken und seine Anwesenheit im Umfeld der Kirche auch De Costa und Anna in große Gefahr. Als Meehan ein paar Jugendliche beauftragt die Kirche zu schänden ist das erst der Auftakt zu weiteren Gewalttaten, die schlussendlich in einem weiteren Attentatsversuch gipfeln…
Als der amerikanische Streifen „Auf den Schwingen des Todes“ bzw. „A Prayer for the Dying“ im Jahre 1987 das Licht der großen Leinwand erblickte war die europäische Bevölkerung auf den Machtkampf um die Unabhängigkeit von Irland und dem Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten weitgehend sensibilisiert. Immer wieder gab es Anschläge von seinen der paramilitärischen Vereinigung IRA („Irish Republican Army“), brutales Vorgehen der Polizei, Gegenschläge, Auftragsmorde und sonstige Dinge, die Nordirland nicht zur Ruhe kommen ließen.
Diese damals durchaus kontroverse und in den Medien präsente Thematik dient dem Regisseur und Drehbuchautor Mike Hodges auch als Aufhänger für sein durchaus interessantes Action-Drama auf, wobei der Engländer darauf verzichtet, diesen Hintergrund und auch das religiöse Konfliktpotential zwischen Katholiken und Protestanten zu sehr zu instrumentalisieren. Der Zuschauer bekommt hier auch keine Bestandsaufnahme der damaligen Lage präsentiert, sondern erlebt die Geschichte aus dem Blickwinkel der Beteiligten, ohne näheres über etwaige Hintergründe zu erfahren. Was zur Zeit seiner Entstehung jedoch von einigen Kritikern als großes Manko des Werkes angekreidet wurde, hat über die Jahre ja nun eher zu seinem Vorteil gereicht.
Herausgekommen ist dann statt Politdrama mit zeitlichem Bezug auch eher ein Film mit universeller Schuld- und Sühne-Thematik und inneren Dämonen, in dem die IRA, Nordirland und sonstige Konflikte auch nur am Rande erwähnt werden und der politische Aspekt der ganzen Geschichte nach der Ausgangssituation im Grunde gar nicht weiter thematisiert wird. Die Geschichte über den Terroristen, der eigentlich nach einer missglückten Aktion aus seinem brutalen Geschäft aussteigen möchte und sich nochmals zu einem letzten Auftrag hinreißen lässt, ließe sich dabei wohl auch auf jedes andere Umfeld und beliebig anderen Handlungsort umlegen, was aber je nach Empfindung sowohl als Stärke, als auch als Schwäche des Streifens ausgelegt werden kann.
Da Gewalt bekanntermaßen immer wieder neue Gewalt erzeugt ist Fallon auch nicht bereit, sich weiter zu diesem Zwecke missbrauchen zu lassen und nimmt die Begebenheit mit dem Attentat und das zufällige Zusammentreffen mit dem Pfarrer als Anlass, sein bisheriges Leben zu überdenken und auch so gut wie möglich hinter sich zu lassen. Doch gerade sein Bestreben der Gewalt fortan zu entsagen, hat leider genau den gegenteiligen Effekt und löst in weiterer Folge wiederum gewalttätige Übergriffe aus die das Leben des Mannes und dessen Umfeld bedrohen.
Mir hat die ganze Sache mit kleineren Einschränkungen jedenfalls ganz gut gefallen, auch weil der Fokus eher auf die Figuren und weniger auf ihr Handeln gelegt wird. Trotz durchaus brutaler Thematik wird auf allzu plakative Effekte verzichtet die Gewalt findet dann auch größtenteils im Off statt. Trotzdem wirkt der Streifen aber bisweilen auch etwas unausgegoren und bietet meines Erachtens auch ein paar Handlungsstränge zu viel, die für die eigentliche Geschichte nicht unbedingt notwendig sind und auch etwas zu Lasten einer tiefergehenden Charakterisierung geht. So hätte man sich vielleicht mehr Gespräche zwischen Pfarrer und Fellon gewünscht und auch die Figur des Beerdigungsunternehmers hätte ruhig etwas mehr Tiefe haben können.
Keine Abstriche wurden hingegen beim Cast gemacht. Mickey Rourke, der hier nach „9 ½ Wochen“ und „Angel Heart“ noch gänzlich natürlich und ohne Botox- und Silikoninjektionen in Erscheinung tritt ist wohl auch die ideale Besetzung des ruhigen Rächers. Dieser lässt sich auch durch nichts aus der Ruhe bringen und macht trotzdem nicht auf coolen Actionheld, sondern verkörpert auch die Ambivalenz seines Charakters zwischen aufopferungsbereiten Sympathieträger und eiskalten Verbrecher recht gut. Mit Bob Hoskins als Priester, Liam Neeson als ehemaligen Weggefährten und Alan Bates als Pate im Hintergrund hat man auch weitere Darsteller gefunden, die ihre Sache ebenfalls sehr gut machen und wie die tollen Settings im teils etwas trostlos eingefangenen London zum positiven Gesamtbild beitragen.
Auch die DVD aus dem Hause Koch Media ist recht gelungen und bietet „Auf den Schwingen der Todes“ zum taschengeldfreundlichen Preis und sehr solider Bild- und Tonqualität, die für diese Art von Film auch vollkommen in Ordnung geht. Neben der deutschen Synchronfassung ist auch die englischen Originalfassung an Bord und neben deutschen Untertitel, stehen dieses Mal auch englische zur Verfügung. Lediglich beim Bonusmaterial müssen Abstriche gemacht werden und außer dem Original- und dem deutschen Trailer bietet die Scheibe lediglich eine Bildergalerie mit Aushangmaterial.
Unterm Strich bleibt eine interessante und größtenteils auch gelungene Mischung aus Actionfilm und Drama, das zwar reale Begebenheiten für seine Ausgangssituation nutzt, dann jedoch eine universelle Geschichte erzählt, die auch funktioniert, wenn man sich nicht so sehr für ehemalige Krisenherde interessiert. Zweifelsfrei hätte man aus der Geschichte auch ein packendes Politdrama machen können, aber selbst wenn Achtzigerjahre-Action bei mir eher nicht so oft am Programm steht und ich mir im Grunde auch eher nicht so viel erwartet habe, so hat mich Mike Hogdes „Auf den Schwingen des Todes“ als durchaus vielschichtiger Streifen doch sehr positiv überrascht.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8964
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