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Der belgische Schauspieler Jean-Claude Van Damme kann mit seinen 51 Jahren wohl auf nahezu alle Höhen und Tiefen des Show-Geschäfts zurückblicken. Von den frühen Erfolgen mit Filmen wie „Bloodsport“ und „Cyborg“ , seine überstandene Kokainsucht, gern gesehenen Partygast und Rolle als belgischer Nationalheld bis hin zu seinem überraschenden Comeback im Mainstream bzw. in dem Film „JCVD“, in denen der auf Martial-Arts-Szenen spezialisierte Darsteller auch seine schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte, gibt es wohl wenig, dass der umtriebige Schauspieler im Lauf seines Lebens und seiner Karriere nicht erlebt hat.
Im Gegensatz zu früheren Wegbegleitern wie Sylvester Stallone, Chuck Norris und Steven Seagal, die mittlerweile ja eher schon zu Karikaturen ihrer eigenen Person und Rollenbilder geworden sind und teils auch mit heraushängender Zunge dem Action-Zeitgeist hinterher hecheln, schafft es Jean-Claude Van Damme aber scheinbar mühelos mit einer großen Portion Selbstironie, Ehrlichkeit und dem richtigen Umfeld die gefährlichen Klippen des eigenen Ruhms im notwendigen Moment zu umschiffen und so ein Bild von ihm zu kreieren, das Fans begeistert und auch Neider interessiert.
In der Serie „Van Damme gegen den Rest der Welt“ bietet der Schauspieler nun in Form einer achtteiligen Doku-Soap den ultimativen Einblick in sein tägliches Leben, dass ihn nicht nur als vielbeschäftigen und gefragten Schauspieler zeigt, sondern gleichzeitig auch als gläubigen Familienmensch, umgänglichen Menschen und rührigen Tierfreund präsentiert. Acht Folgen, die zwar den Star-Mythos vieler Fans etwas ramponieren wird, aber andererseits auch einen größtenteils ungeschönten und interessanten Einblick in das Leben eines Mannes zeigen, der bereits weit über zwanzig Jahren im Geschäft ist, dessen Filme Millionen eingespielt haben und auch mit über fünfzig Jahren noch voller Tatendrang steckt.
Obwohl Jean-Claude in über 50 Filmen mitwirkte, von denen viele im Empfinden der VHS-Generation nachhaltig verankert haben, war das Verhältnis zu Kritikern immer sehr gespalten. Obwohl er zweifelsfrei sehr sportlich ist, so wurde die schauspielerischen Fähigkeiten in seinen Filmen eher belächelt und statt dem Oscar war der Belgier der „Goldenen Himbeere“ auch immer näher. Und im Grunde dauerte es auch bis zum Jahre 2008, dass der Schauspieler in dem semi-autobiografischen Werk „JCVD“ zeigen konnte, dass hinter der sportlichen Fassade auch ein guter Schauspieler steckt, der im Gegensatz zu vielen seiner Weggefährten auch die großartige Fähigkeit besitzt, über sich selbst zu lachen, sich auch nicht zu ernst zu nehmen und auch nicht jedem Botox-Spritzerl hinterher zu laufen.
Bei derartigen Einblicken ins Private besteht aber immer auch die Gefahr – wie bei deutschen Privatsendern üblich – das sich der portraitierte Star der Lächerlichkeit preisgibt, was bei der TV-Serie „Jean Claude Van Damme: Behind closed doors“ jedoch glücklicherweise nicht der Fall ist. Zwar wird der Mythos des furchtlosen Kämpfers gleich in der ersten Folge ordentlich angekratzt, aber dennoch halten die recht kurzweilig gestalteten Episoden geschickt die Waage zwischen humorvoller Selbstinszenierung, Starruhm und dem bisweilen seltsam anmutenden Seelenleben eines weltweit gefragten Stars, auf den sich irgendwie auch alle einigen können.
Wer hätte schon gedacht, dass hinter der sportlichen Fassade nicht nur ein gläubiger Mensch, sondern auch noch ein richtiger Tierfreund steckt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, herrenlosen Hunden in Belgien ein schöneres Leben zu ermöglichen. Mit seiner Kokainsucht, seiner Scheidung und Rückkehr zu seiner Frau Gladys und der beschränkten Zeit, die Jean Claude mit seiner über die ganzen Welt verstreuten Familie verbringen kann, wird der Zuschauer aber auch Zeuge von den negativen Seiten eines anstrengenden Jobs, der im Grunde wenig glamourös ausgefallen ist.
Die beiden Regisseure Jared Wright und Maia Lidell und Erzähler Jason Flemyng präsentieren dem belgischen Martial-Arts-Star bei Dreharbeiten, am Set, bei „Cameo“-Auftritten, in Lokalen, Clubs und auf Partys, im Fernsehstudio, im Fitnesscenter beim Training und bei ganz alltäglichen und mitunter auch reichlich banalen Momenten mit Familie, Freunden und Kollegen, in denen der ÜFÜ sichtlich stolz auch oftmals seinen sportlichen Körper präsentiert. Doch dieser Grad der augenzwinkernden Selbstinszenierung gehört bei Jean Claude mittlerweile einfach dazu und dem belgischen Martial-Arts-Star verzeiht man auch solche Momente ja auch gerne
Der gute Herr kann ja trotz böser Stimmen schon sehr stolz auf seine durchwachsene Lebensgeschichte sein und die Serie wird diesem Aspekt irgendwie auch mehr als nur gerecht. Von positiven und intimen Momenten über Szenen mit kleineren Rückschlägen, Anflügen von Einsicht und Selbstüberschätzung, bis hin zu Momenten mit emotionalem Ausnahmezustand bekommt der interessierte Fan vermutlich mehr Jean Claude als er erwartet und dennoch bleibt das Bild das von dem B-Movie-Action-Hero gezeichnet wird, stets glaubwürdig, spannend und auch sehr sympathisch, sodass man ihm die von ihm höchstpersönlich und sehnlichst herbeigewünschte Rolle in einem komödiantischen Film auch von Herzen gönnen würde.
Koch Media bringt diese von Van Damme Co-produzierte und von seinen Fans auch bereits sehnlichst erwartete Serie nun endlich auch auf den deutschen Markt, wobei die acht Episoden zu je knapp 45 Minuten mit deutschen Untertitel versehen wurden. In den sechs Stunden Laufzeit die während den fünfmonatigen Dreharbeiten aufgenommen wurden, wird ein vielschichtiges Bild des vielbeschäftigen und scheinbar getriebenen Schauspielers gezeichnet, dessen Kampf mit inneren Dämonen, seiner exzessiven Vergangenheit und dem täglichen Wirrungen des Schauspielerlebens zwar nicht überall auf Gegenliebe stoßen wird, aber dennoch stets fesselnd und interessant ausgefallen ist.
Die etwas unglücklich betitelte Doku „Van Damme gegen den Rest der Welt“ ist ein ungeschönter und sehr persönlicher Einblick in eine oftmals oberflächliche Scheinwelt, die nur auf den ersten Blick erstrebenswert scheint, bereits unzählige Existenzen zerstört hat und mit seinen dunklen Verlockungen selbst schon den stärksten Kämpfer in die Knie gezwungen hat. Doch die große Kunst im Leben besteht ja immer noch darin, einmal öfter aufzustehen als umzufallen und sich selbst – wenn notwendig - aus den Exkrementen zu manövrieren und wer könnte dieses im Grunde besser und eindrucksvoller verkörpern als unsere „Muscles from Brussels“.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8938
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