project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Eines Abends wird der blinde Ex-Journalist Franco (Karl Malden) bei dem Nachhauseweg mit seiner Nichte Lori (Cinzia De Carolis) beim Vorbeigehen an einem bei der Forschungseinrichtung Terzi geparkten Autos zufällig Zeuge eines erpresserisches Gespräch. Franco bittet Lori nach wenigen Metern das Gesicht der Männer einzuprägen, welches dem achtjährigen Mädchen jedoch aufgrund der Lichtverhältnisse nur bei Einem gelingt. Zuhause angekommen ist das Erlebnis dennoch rasch vergessen und während Lori ins Bett fällt, widmet sich Franco wieder seiner eigentlichen Beschäftigung, dem Erstellen von Kreuzworträtseln.
Am nächsten Tag wimmelt es in der Umgebung von Polizisten und durch den Journalisten Giordani (James Franciscus) erfährt Franco von einem mysteriösen Einbruch in das Institut Terzi, bei dem zwar ein Wachmann auf brutale Weise niedergeschlagen wurde, aber anscheinend dennoch nichts gestohlen wurde. Als Lori jedoch auch noch bei einem Zeitungsbericht über den tragischen Unfalltod des Wissenschaftlers Dr. Calabresi das Opfer als den am Tag zuvor gesehenen Mann identifiziert, ist die journalistische Neugier des blinden Mannes geweckt und gemeinsam mit Giordani versucht er die Hintergründe der Tat zu ergründen.
Die erste Spur führt die beiden auch zu einem Fotografen, der am Bahnhof mit seiner Kamera zufällig Zeuge von Calabresis Tod wurde und der auf dem vergrößerten Negativ auch Spuren findet, dass es sich hierbei nicht um einen Unfall, sonder um einen kaltblütigen Mord handeln könnte. Als Giordani das belastende Material beim dem befreundeten Fotografen abholen möchte, findet er jedoch nur noch dessen verstümmelten Leichnam und schon wenig später gibt es nicht nur weitere Leichen, sondern auch die beiden Hobby-Ermittler geraten in das Blickfeld eines psychopathischen Killers, dessen Motiv jedoch weiter im Dunkeln bleibt…
Zu den bekanntesten Werken Dario Argentos aus seiner kreativsten Schaffensphase zählen neben dem Hochglanz-Thriller „Profondo Rosso“ und dem Horrorstreifen „Suspiria“ auch seine drei Frühwerke „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ (1969), „Die neunschwänzige Katze“ (1970) und „Vier Fliegen auf grauem Samt“ (1971) die aufgrund der Originaltitel und englischsprachigen Übersetzungen einer sogenannten „Tier-Trilogie“ zugeordnet werden und auch wie der erstgenannte Streifen allesamt dem damals sehr populären Giallo-Genre zuzuordnen sind.
„Il Gatto a nove code“ bietet dann auch alles, was sich der geneigte Italo-Fan in einem Giallo erwartet und bietet den obligatorischen Killer mit schwarzen Handschuhen und Rasiermesser, jede Menge Verdächtige und ein unglaubwürdiges Motiv, das am Ende aus dem Ärmel geschüttelt wird und ungeeichten Zuschauern durchaus den Kopf schütteln lässt. Dabei ist der Streifen aber sehr solide Thrillerware und zeugt wieder einmal Argentos Interesse an ungewöhnlichen Aufklärungsmethoden, welches in „Vier Fliegen auf grauem Samt“ nochmals auf die Spitze getrieben wird.
Zugegeben, die Geschichte über neugierige Journalisten, verbrecherische Gen-Codes und die Abgründe einer modernen Forschungseinrichtung in allen Facetten ist ja - wie bei Argento durchaus öfters der Fall - nicht so wirklich der Bringer und dient mit zahlreichen Nebenhandlungssträngen dann auch eher dazu, jede Menge Verdächtige zu platzieren. Insgesamt gesehen ist der Streifen sicher gelungen und bietet Spannung im Mittelfeld, während das Finale aus dem Blickwinkel des Mörders inkl. Sounddesign doch eine sehr gelungene Szene zu bieten hat, die auch 40 Jahre nach Erscheinen immer noch für aufgestellte Nackenhaare sorgt.
Bei den meisten Streifen Dario Argentos siegt auch eher der Stil über die Substanz, wobei es in dem Frühwerk aus dem Jahre 1970 noch nicht so ausgeprägte und schwelgerische Kamerafahrten und Gewaltorgien gibt, die in den Jahren darauf zum Trademark des italienischen Regisseurs wurde. In „Die neunschwänzige Katze“ ist alles eher solide und auf wikipedia ist auch zu lesen, dass dieser Streifen mit Ausnahme seines weitgehend unbekannten Ausflugs in Western-Genre auch einer der Wenigen im Schaffes von Argento ist, der nicht in irgendeiner Form mit der Zensur in Konflikt gekommen ist, auch wenn die ehemalige deutsche Fassung von den Produzenten um zahlreiche Dialoge erleichtert wurde.
Darstellerisch gibt es hingegen wenig zu bemängeln und mit Karl Malden und James Franciscus gibt es auch gleich zwei Weltstars, die sich hier hübsch ergänzen und gemeinsam auf Verbrecherjagd gehen. Als optischer Aufputz dient Catherine Spaak mit ihren seltsamen Wickel- und Schlitzkleidern, die in der deutschen Fassung jedoch eine hysterische Kreischstimme verpasst bekommen hat. Als kleine Lori gibt es die sehr junge Cinzia De Carolis zu sehen, die Jahre später als frühreifes Gör in „Asphalt Kannibalen“ zu sehen war. Aus deutscher Sicht interessant ist sicher auch noch die Mitwirkung von Horst Frank als gediegener Herrenliebhaber, sowie dessen Toyboy Manuel in Form des österreichischen Schauspielers Werner Pochath, der später noch in der ein- oder anderen psychopathischen Rolle zu sehen war.
Wie bereits erwähnt ist der Streifen zwar schick, aber eher harmlos und ist daher auch bereits mehrfach im deutschen Sprachraum ausgewertet worden. Die OFDB listet insgesamt fünf DVD-Veröffentlichungen in mehreren Cover-Varianten von der geschnittenen Ausgabe bis hin zur Deluxe-Special-Edition von Starlight, die wohl auch schon die meisten Fans zuhause rumstehen haben dürften. Als hübscher Neuzugang gibt es seit einiger Zeit nun aber auch die Blu-Ray-Disc im Mediabook aus dem Hause CMV-Laservision, auf die optischen Qualitäten des Streifens auch so richtig zur Geltung kommen.
Diese bietet den Streifen nicht nur in der ursprünglichen Fassung von knapp 111 Minuten, sondern auch die ehemals geschnittenen Szenen in der englischsprachigen Originalfassung samt deutscher Untertiteln. Im Bonusbereich gibt es neben der drastisch an Handlung gekürzten, deutschen Kinofassung auch noch ein längeres Interview mit Regisseur Argento, Drehbuchautor Dardano Sacchetti und Komponisten-Gott Ennio Morricone, sondern auch noch Radio-Interviews mit den beiden Hauptdarstellern, Trailer, Spots und eine umfangreiche Bildergalerie, die wenig Wünsche offen lassen.
Es wird zwar wenig Leutchen geben, die den Streifen bislang noch nicht kennen, aber mit der schicken Blu-Ray-Disc von CMV-Laservision gibt es nun selbst für High-Definition-Bildfetischisten keine Ausreden mehr, diesen kurzweiligen Thriller zu verschmähen. Die Qualität der Scheibe überzeugt und Argentos Frühwerk ist sowieso unverzichtbarer Bestandteil italienischer Filmgeschichte, die in jeder gut-sortierten Sammlung stehen sollte. „Die neunschwänzige Katze“ ist sympathisch-solide Giallo-Kost mit einem tollen Cast, drastischem Schluss und der wunderbaren Musik von Ennio Morricone. Ein Film über die dunklen Seiten der Genetik und ein klasse Thriller, der wie so viele andere Werke des ehemals so kreativen Regisseurs sowieso zur jährlichen Pflichtprogramm aller Italo-Jünger zählt! Prädikat: Besonders XYY!
Offline
@ Jochen,
vielen Dank fürs Review. Blöde Frage, hast Du eventuell eine Möglichkeit von einer DVD zum Film Screens zu machen? Falls Du die US-DVD von Anchor Bay hast, die soll angeblich Code 0 sein. Zur Not muss ich davon welche machen, denn die habe ich auch hier.
Offline
@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8939
Offline