project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Für die glücklich verliebten Clara (Leticia Dolera) und Koldo (Diego Martín) geht am Tag ihrer Hochzeit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Die Feier, zu der neben der gesamten Familie auch langjährige Freunde geladen sind, findet in einem wunderbaren Schloss statt und auch der Wettergott zeigt sich entgegen den eigentlichen Prognosen an diesem Tage mehr als gnädig. Als Koldo seiner Clara in der Kirche auch noch ein Liebeslied trällert und die Menge bei dem Kuss vor Entzückung seufzt, scheint das Glück der beiden auch perfekt.
Auch die Feier danach entwickelt sich zu einer gelungenen Party und die Besucher schwingen gut gelaunt das Tanzbein. Doch schon wenig später kippt die ganze Szene als sich Carlas Onkel Pepe Victor, der kurz zuvor in seiner Ordination von einem scheinbar toten Hund gebissen wurde, in eine reißende Bestie verwandelt, von der Brüstung fällt und seiner Frau ein Stück Fleisch aus dem Hals beißt.
Bei den entsetzten Besuchern bricht Panik aus und während Koldo in den tumultartigen Szene mit einer Handvoll Leute in die Küche flüchtet und sich dort verbarrikadiert, findet im Festsaal ein wahres Massaker statt. Immer mehr Leute werden angefallen, gebissen und verwandeln sich ebenfalls in tollwütige Bestien, die Jagd auf alles machen, was sich im näheren Umkreis bewegt. Koldo ist fassungslos und doch krank vor Sorge um seine Clara, die er in der Aufregung verloren hat und dennoch spürt er, dass diese noch am Leben ist.
Tatsächlich hat sich seine Braut gemeinsam mit dem Pfarrer in die technische Zentrale des Schlosses retten können und dieser entdeckt, dass die Kreaturen scheinbar auf Gebete und kirchliche Symbole reagieren. Als es Clara über die Lautsprecheranlage des Hauses schafft, ihrem Koldo ein Lebenszeichen zu geben und auch noch verlautbart, dass sie schwanger ist, beschließt der frisch getraute Ehemann, entgegen jeglicher Vernunft seine Braut zu suchen um diese vor dem sicheren Tod zu bewahren…
Der Streifen „Rec“ der beiden spanischen Regisseure Paco Plazas und Jaume Balagueró aus dem Jahre 2007, präsentierte brutale Zombie-Übergriffe in einem unter Quarantäne gestellten Haus in Barcelona, die von einem Fernsehteam bzw. deren Kameras quasi in Echtzeit eingefangen wurden. Die Handkamera-Optik war zwar damals nicht bahnbrechend neu, aber dennoch so effektiv in Szene gesetzt und kommerziell erfolgreich, dass der Streifen nicht nur wenig später ein amerikanisches Remake erfuhr, sondern die Macher auch gleich einmal verlautbaren ließen, weitere drei Filme zu drehen.
Als 2009 dann der Nachfolger veröffentlicht wurde, wiederholte dieser die Elemente des Vorgängers und präsentierte im nahtlosen Übergang die Ereignisse im kontaminierten Haus aus Sicht eines Priesters, der sich mit einem Swat-Team auf die Suche nach der Ursache der Übergriffe macht. Obwohl man schon damals nicht mehr auf den Überraschungseffekt des Erstlings zurückgreifen konnte, so war „Rec 2“ alles in allem doch ein gelungener Streifen, der die ganze Sache in ein neues Licht rückte.
Nun steht uns mit „Rec 3 – Genesis“ der dritte Teil ins Haus, der zwar zeitgleich zu den Ereignissen des ersten Teiles spielt und mit Onkel Pepe Victor auch einen Bezug dazu herstellt, nach einem zwanzig-minütigen Auftakt im bewährten Handkamera-Stil jedoch in eine andere Richtung geht. Ein drittes Mal hätte die Idee mit Echtzeit-Wackelkamera wohl auch nicht so wirklich funktioniert und so präsentiert und Paco Plaza auch einen Film nach herkömmlicher Erzählweise, der dann jedoch mehrfach seine Richtung ändert und dem Zuschauer kaum Zeit zum Durchatmen gönnt.
Paco Plaza scheint ja seine große Freude daran zu haben, den Zuschauer auf eine emotionale Berg- und Talfahrt mitzunehmen und präsentiert uns einen lebensfrohen, fast schon romantischen Auftakt, der jedoch jäh unterbrochen wird. Danach gibt’s altbekanntes Terror-Feeling, dass in fast schon grotesken Fun-Splatter al a „Evil Dead 2“ gipfelt, nur um den Zuschauer letzten Endes wieder ein höchst tragisches Finale zu bieten. Eine etwaige Erwartungshaltung (Stichwort: Kinder im Bus) wird ja nicht bedient und jedes Mal, wenn sich der Zuschauer über eine bestimmte Entwicklung sicher ist, geht der Streifen in eine unerwartete Richtung.
Zwar wird die Intensität und bedrückend-klaustrophobische Stimmung des Erstlings nicht annähernd erreicht, aber als Horror-Unterhaltungsfilm funzt der Streifen dann zweifelsfrei sehr gut. „Rec 3“ orientiert sich auch eher an Filme wie „28 Weeks Later“, bleibt aber doch eigenständig und präsentiert erhöhten Härtegrad in Kombination mit schwarzer Situationskomik, die man sich vielleicht nicht unbedingt erwartet hätte. Trotzdem ist Plazas Streifen kein reiner Partyfilm, sondern ein gelungener Streifen, die alle Seher-Fraktionen recht gut bedient.
Technisch gibt es jedenfalls nicht viel zu meckern und inszenatorisch ist der Streifen auch auf der Höhe der Zeit. Die Geschichte von „Rec 3 – Genesis“ ist zwar eher etwas knapp, wird aber durch das hohe Tempo wieder aufgehoben und macht aufgrund der Unberechenbarkeit große Lust auf den finalen Teil der Serie, der wohl auf den Titel „Rec 4 – Apocalypse“ lauten wird. Auch die Settings sind sehr gelungen und mit dem Schloss als Schauplatz hat man auch eine sehr stimmige Location gefunden. Die blutigen Effekte sind ebenfalls gelungen und mit fortlaufender Handlung auch im oberen Härtegrad angesiedelt.
Besonderes Lob verdient allerdings die Casting-Firma, die mit der Besetzung der beiden Hauptdarsteller auch ein goldenes Händchen bewiesen hat. Leticia Dolera, die unter anderem auch im gruseligen Musikvideo zu „Disconnected“ der englischen Truppe Keane zu sehen war, überzeugt als ebenso zerbrechlich wirkende, wie toughe Braut Clara, die auch vor dem Gebrauch einer Kettensäge nicht zurückschreckt und wohl alle Sympathien auf ihrer Seite hat.
Auch Diego Martín wirkt in seiner Rolle grundsympathisch und hat auch die Lacher auf seiner Seite. Gemeinsam mit seiner Partnerin stimmt die Chemie, die für das dramatische Finale auch notwendig ist.
Die DVD aus dem Hause Universum bietet den kurzweiligen Streifen dann auch in sehr guter Bild und Tonqualität, wobei es hier zu Beginn natürlich wieder einmal leichte Schwankungen aufgrund der unterschiedlichen Aufnahmegeräte gibt. Nach dem Perspektivenwechsel ist aber alles sehr hübsch anzusehen und neben der deutschen Synchro gibt es auch die spanische Originalfassung samt optionaler Untertitel. Im Bonusbereich wartet ein 22-minütiges Making-Of, sowie zwei Trailer, ein kurzer Teaser und eine Trailershow.
Unterm Strich bleibt auch Teil 3 der spanischen „REC“-Reihe spannend und unterhaltsam, auch wenn die Intensität der Vorgänger nicht erreicht wird. Dafür gibt es gute Horrorunterhaltung im oberen Härtegrad, der auch ohne Wackelbilder dank seiner beiden sympathischen Hauptdarsteller überzeugt und auch nahezu alle Fraktionen an Horrorfilmfans bestens bedient. Für eine Fortsetzung ist Teil 3 jedenfalls überraschend kurzweilig und eigenständig und macht ganz große Lust auf den Abschluss der Reihe, auf den wir hoffentlich nicht mehr allzu lange warten müssen. Top!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8936
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