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Der Kubaner Juan (Alexis Díaz de Villegas) ist ein Lebenskünstler, lebt mit seinem besten Freund Lazaro (Jorge Molina) auf dem Dach eines Mehrparteienhauses in Havanna und denkt sich eigentlich nichts Schlechtes, als er eines Tages beim Fischen im Meer einen Zombie am Angelhaken hat. Flugs ist der Leichnam mit einer Harpune erledigt und anstatt Probleme mit Behörden zu riskieren, wird der endgültig tote Untote einfach wieder ins Meer gekippt und die beiden Kleinkriminellen gehen wieder zur Tagesordnung über.
Dieses besteht daraus den älteren Nachbarn zu helfen, kleinere Gaunereien zu vollbringen, sich zu betrinken und mit der hübschen und leider verheirateten Nachbarin von gegenüber ins Bett zu steigen. Doch obwohl das Leben für Sunnyboy Juan und seine Freunde trotz Revolutionen und sonstigen Krisen in Havanna durchaus seine Sonnenseiten hat, so zieht es doch viele Leute ins Ausland und auch Juans eigene Tochter Camila (Andrea Duro) ist mit ihrer Mutter ins Ausland gegangen. Als diese jedoch wieder einmal in der Stadt ist und Juan bei der Schwiegermutter besuchen darf, nutzt diese die Gunst der Stunde um ihren Vater mit seiner Faulheit und Sorglosigkeit zu konfrontieren.
Wenig später überflutet jedoch eine wahre Zombie-Invasion die Stadt und staatlichen Stellen reagieren ziemlich überfordert auf die ungewohnte Bedrohung. Diese wird sogleich dem übermächtigen Feind zugeschrieben und die Untoten als Dissidenten bezeichnet, während auf den Straßen der Millionenstadt zunehmend Panik ausbricht.Juan hingegen wittert die Gunst der Stunden und beschließt mit Lazaro und dessen Sohn California, gemeinsam mit der transsexuellen Prostituierten Gina und dessen muskelbepackten Beschützer Primo eine Art Entsorgungsbetrieb für untote Menschen zu gründen.
Die Nachfrage ist angesichts der unkontrollierbaren Bedrohung natürlich groß und schon bald floriert das Geschäft der bunt zusammengewürfelten Truppe. Als Juan auch seine eigene Tochter aus den Fängen von Zombies befreit, schließt sich diese ihrem Vater an und unterstützt den Zombiekiller, der in der schwierigen Zeit überraschende Ambitionen zeigt. Doch die Bedrohung wird immer größer, die Arbeit mit jedem Tag gefährlicher und als sich auch noch die Armee einschaltet und die Zombiekiller gefangen nimmt, beschließen die restlichen Überlebenden endgültig zu flüchten, was den patriotischen Juan schon bald vor eine schwere Entscheidung stellt…
Im Gegensatz von politischen Entwicklungen hört man von kubanischen Filmen ja eher selten etwas und außer dem Streifen „Buena Vista Social Club“ mit kubanischer Produktons-Beteiligung würde mir spontan auch kein weiterer Film einfallen, den ich mit dem Produktionsland Kuba in Verbindung bringen würde. Das ändert sich nun mit „Juan of the Dead“ der nicht nur als erster Zombie-Film seines Landes auf der Kuriositätenskala punkten kann, sonder auch gleich vollmundig am Cover in einem Atemzug mit „Shaun of the Dead“ genannt wird.
„Juan of the Dead“ kann zwar nicht mit dem englischen Überfilm aus der Feder von Simon Pegg und Edgar Wright mithalten, ist aber eine überraschend kurzweilige Angelegenheit die mit sehr ähnlichen Figurenkonstellationen sowohl blutig als auch humorvoll daherkommt und die auch ihren Weg in die Herzen der zahlreichen Horror- und Zombiefans finden wird. Dennoch wirkt der von Alejandro Brugu´s inszenierte Streifen doch auch etwas zu episodenhaft und bieten neben manch derben Witz mit fortschreitender Laufzeit doch auch ein paar Längen.
Die Geschichte des kleinkriminellen aber sympathischen Taugenichts, der eher unfreiwillig und nebenbei zum ambitionierten Helden einer Zombie-Invasion wird, kennt man mittlerweile auch schon aus so einigen Filmen und diesbezüglich scheint der Streifen auf den ersten Blick auch nicht sonderlich interessant. Der große Pluspunkt neben dem exotischen und durchaus vorbelasteten Schauplatz in dem karibischen Inselstaat sind aber tatsächlich seine zahlreichen Figuren, die grundsympathisch daherkommen und so den Zuschauer gerne über so manch kleine Schwäche hinwegsehen lassen.
Das Drehbuch scheint ja bei aller Liebe nicht gänzlich ausgereift und nimmt seine Figuren zwar ernst, aber nicht die Situation, in der sie sich befinden. Als Konsens für alle Zombiefans gibt es langsame und schnelle Exemplare und auch die blutigen Effekte können sich sehen lassen, auch wenn für meinen persönlichen Geschmack zu viel am Computer getrickst wurde. Wer die politischen Hintergründe des Landes nicht kennt, wird auch viele der versteckten Andeutungen nicht verstehen und manchmal gleitet der Streifen auch etwas zu sehr in pubertäre Gefilde ab.
Aber im Großen und Ganzen kann man Regisseur Alejandro Brugues zu seinem zweiten Spielfilm nur gratulieren und da „Juan of the Dead“ auch mit recht guten Erfolg zu laufen scheint und sich die User im Netz sehr wohlwollend über den 2011 entstandenen Streifen äußern, zeigt wohl, dass hier der Nerv der Zombiefans getroffen wurde. Von dem ungewöhnlichen Herstellungsland, dem nicht ganz geglückten Cover-Artwork und der doch recht niedrig angesetzten Altersfreigabe sollte man sich ja nicht täuschen lassen.
Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Alexis Díaz de Villegas als Juan und Jorge Molina als Lazara ist sehr stimmig und auch die restlichen Darsteller, die teils recht skurril daherkommen sind mit Eifer und Freude bei der Sache. Optisch hat mir der Streifen auch sehr gut gefallen und dass hier viel an der frischen Luft und an sonnigen Orten gedreht wurde, kommt dem Film ebenfalls sehr zu gute.
Die Blu-Ray aus dem Hause Pandastorm/Ascot Elite bringt den Festival-Liebling meines Erachtens auch in sehr guter Bildqualität und auch die deutsche Synchro fand ich entgegen anderslautenden Kommentaren nicht so schlecht. Dank Originalfassung samt optionaler Untertitel kann man sich das humorvolle Teil aber auch in Spanisch ansehen und im Bonusbereich warten auch noch zahlreiche Interviews, kurze Featurettes zu Effekten und Dreharbeiten, sowie der Originaltrailer.
Unterm Strich bleibt eine humorvolle, flotte und sommerliche Zombie-Komödie, die zwar das Fun-Splatter-Genre nicht revolutioniert, aber altbekannte Entwicklungen mit sympathischen Charaktere, Charme, Witz und einem exotischen Schauplatz vermengt, sodass es gar nicht weiter auffällt, dass man ähnliche Filme in letzter Zeit schon zuhauf gesehen hat. „Juan of the Dead“ macht jedenfalls Laune, fällt definitiv unter das Prädikat „Partyfilm“ und zählt somit auch zu den gelungeneren Beiträgen aus der großen Untoten-Kiste. Spassig!
Beitrag geändert von jogiwan (24.October 2012 19:11:18)
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch endlich Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8940
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