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Im Jahre 1966 trifft die junge Mossad-Agentin Rachel Singer im Osten von Berlin auf ihre beiden Kollegen David Peretz und Stefan Gold um den Nazi-Verbrecher Dieter Vogel ausfindig zu machen und in einer illegalen Aktion nach Israel zu bringen. Dort soll Vogel, der als Gynäkologe in einer Klinik in Ostberlin vermutet wird wegen seiner Kriegsverbrechen und Menschenversuchen vor Gericht gestellt und verurteilt worden.
Tatsächlich schafft es Rachel als vermeintliche Patientin den Mann ausfindig zu machen und nachdem seine Identität bestätigt ist beginnen die Vorbereitungen für die spektakuläre Entführung. Während einer Untersuchung schafft Rachel den Mediziner zu betäuben und Stefan und David bringen als verkleidete Sanitäter den bewusstlosen Vogel an die Grenze zu Westberlin, wo dieser danach in ein Flugzeug gesteckt werden soll.
Doch der Plan Vogel außer Landes zu bringen scheitert und den drei bleibt nichts anderes übrig, als den Kriegsverbrecher in ihrer Wohnung zu fesseln und einen neuen Fluchtplan auszuarbeiten. Da Rachel jedoch einen Mann erschossen hat, darf sie die Wohnung nicht verlassen und als Vogel gefesselt und geknebelt erwacht, spitzt sich die Lage in der Wohnung zu, die in einem Fluchtversuch gipfelt, bei der Rachel schwer verletzt, den flüchtenden Mediziner erschießt.
Jahrzehnte später werden die drei Ex-Agenten in ihrer Heimat für ihren Einsatz noch immer als Helden verehrt und Rachels Tochter hat einen Roman geschrieben, in dem sie die Erlebnisse ihrer Mutter verarbeitet hat. Als jedoch David vollkommen überraschend Selbstmord begeht, finden Stephan und Rachel eine Nachricht, die ihre Taten im Ostberlin des Jahres 1966 in ein weniger heldenhaftes Licht rücken…
Ab und an kann es geschehen, dass sich aus einer Notlüge heraus, bestimmte Dinge so entwickeln, wie sie von keiner der Betroffenen je hätte vorausgesehen werden können und dann auch ungeahnte Dimensionen annimmt. Und genau von so einer Sache handelt der spannende Spionage-/Agententhriller „Eine offene Rechnung“ von John Madden, in dem drei israelische Agenten 40 Jahre nach einem vermeintlich geglückten Einsatz mit der Wahrheit konfrontiert werden, der nicht nur das eigene Leben, sondern auch das des Umfelds nachhaltig erschüttern würde.
Denn der Einsatz, in dem der deutsche Kriegsverbrecher ausfindig und nach Israel gebracht werden sollte ist gründlich schief gegangen und als der vermeintlich tote „Chirurg von Birkenau“ ein Lebenszeichen von sich gibt, sieht sich Rachel Singer dazu genötigt, ihren Einsatz zu Ende zu bringen. Nicht nur, damit der Verbrecher auch ein- für allemal gestellt wird, sondern auch um das Leben ihrer Familie zu schützen, die unwissentlich schon längst selbst Teil der Lüge geworden ist.
Die Geschichte des Streifens „Eine offene Rechnung“ ist nicht nur das US-Remake des israelischen Streifens „Der Preis der Vergeltung“ von Regisseur Assaf Bernstein, der hierzulande auf Arte bereits ausgestrahlt, aber ansonsten noch nicht veröffentlicht wurde. Leider kenne ich das Original nicht, aber wenn der nur annähernd so gut wie das Remake ausgefallen ist, heißt es diesbezüglich wohl ein Auge offen zu halten.
Ich hätte ja im Vorfeld angesichts der Inhaltsangabe nicht unbedingt einen derart guten und spannenden, Kammerspiel-artigen Agententhriller erwartet, der auf zwei Zeitebenen spielt und dabei auch noch verdammt spannend ausgefallen ist. Die Story der Agenten, die im Osten Berlins einen Kriegsverbrecher ausfindig machen um ihn nach Israel zu verschleppen ist zwar offensichtlich fiktiver Natur, wirkt aber sehr authentisch und auch die Darsteller, insbesondere die von mir sehr geschätzte Helen Mirren tragen dazu bei, dass „Eine offene Rechnung“ eine sehr packende Mischung aus Thriller und Drama geworden ist.
Neben der spannenden Geschichte, die bis zum Ende fesselnd ausgefallen ist und den Darstellern überzeugen ja vor allem auch die wunderbaren Settings, die den Zuschauer auch wieder in die Welt der Sechziger-Jahre versetzt. Keine Ahnung, wie die Macher das in Budapest geschafft haben, aber die Rückblenden inklusive zahlreicher Autos, Möbel und sonstigen Örtlichkeiten der ehemaligen DDR wirken absolut authentisch und sehr gelungen.
Bei den Darstellern sticht natürlich wieder einmal die bereits erwähnte Helen Mirren hervor, die ja bereits in „R.E.D. – Älter, härter, besser“ in einer Action-lastigen Agenten-Rolle zu sehen war und auch im Finale von „Eine offene Rechnung“ geht es durchaus etwas ruppiger zur Sache. Auch die 1977 geborene Jessica Chastain als junge Rachel und ihre männlichen Kollegen Tom Wilkinson („Vergiss mein nicht!“) und Ciaran Hinds („München“) überzeugen in dem Werk des Oscar-prämierten Regisseurs John Madden (Shakespeare in love“). Neben amerikanischen Schauspielern gibt es aber auch ein paar europäische Gesichter und als Österreicher freut man sich natürlich über das Wiedersehen mit der Grazer Schauspielerin Brigitte Krenn, die hier die Gattin des „Chirurgen von Birkenau“ mimt.
Auch die Blu-Ray-Disc aus dem Hause „Universal“ ist sehr gelungen und bringt die amerikanische Produktion mit sehr guter Bild- und Tonqualität, wobei die Mehrsprachigkeit in der Originalversion nur noch bedingt vorhanden ist. Wer sich den Streifen aber lieber im Original anschauen möchte, kann dieses aber ebenfalls machen und im Bedarfsfall auch noch auf optionale Untertitel zurückgreifen. Das Bonusmaterial ist etwas kurz ausgefallen und bringt drei kurze Featurettes, sowie einen Audiokommentar mit Regisseur und Produzent.
Unterm Strich bleibt ein packendes Agenten-Abenteuer, das sich an geschichtlichen Hintergründen bedient und diese in ein fesselndes Verwirrspiel teils in wunderbarer Retro-Optik auf zwei Zeitebenen verpackt. Technisch gibt es nichts zu bemängeln und auch darstellerisch hat „Eine offene Rechnung“ dank bekannter Gesichter stets die Nase vorn. Für mich zählt „Eine offene Rechnung“ jedenfalls zu den positiven Überraschungen des heurigen Jahres und der Streifen ist interessierten Personen dann auch zweifelsfrei empfohlen. 8,5/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8552
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