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Captain Nascimento (Wagner Moura), ist nach der erfolgreichen „Säuberung“ der Favelas anlässlich des Papst-Besuches im Jahre 1997 in Rio noch immer Chef der brasilianischen Elite-Truppe „BOPA“, die immer dann gerufen wird, wenn der Krieg zwischen Drogen-Dealern und Polizei eskaliert. Als es in einem Hochsicherheitsgefängnis zu einem Aufstand kommt, bei dem sich verfeindete Drogendealer einen Kampf auf Leben und Tod liefern, wird neben den „BOPA“ auch der Menschenrechtsaktivist Rafa (Irandhir Santos) gerufen, der mittlerweile auch mit Nascimentos Ex-Freundin Rosana verheiratet ist.
Während Rafa versucht, zwischen den verfeindeten Dealern friedlich zu vermitteln, versucht der ansonsten eher besonnene „BOPA“-Mitglied Matias (André Ramiro) das Problem mit einer Waffe zu lösen und erschießt kurzerhand einen der Geiselnehmer mit einem gezielten Kopfschuss und der Aufstand wird vor den entsetzten Augen von Rafa blutig niedergeschlagen. Ehe sich Nascimento versieht, befindet er sich daher auch schon n der Kritik von Menschrechtsaktivisten, während er andererseits von der Bevölkerung als Held gefeiert wird.
Das wiederum bringt die Politik ins Spiel, die den populären Nascimento überraschenderweise in den Staatsschutz befördern, während Matias degradiert wird und wieder Dienst in der normalen Miliz schieben muss. Schon bald bemerkt Matias jedoch, dass sich die Machtverhältnisse in den Favelas entscheidend verändert haben. Anstatt der vertriebenen Drogendealer sind nun korrupte Polizisten an der Macht, die sich mit zahlreichen illegalen Geschäften in den Armenvierteln eine goldene Nase verdienen.
Doch die ebenfalls korrupten und nur auf ihren eigenen Vorteil bedachten Politiker scheinen sich nicht für diese Problematik zu kümmern, sondern nutzen diese sogar noch für Wahlerfolge. Als es in einem sozialen Brennpunkt zu einem dubiosen Übergriff kommt, der daraufhin die „BOPA“ auf den Plan ruft, erhält Rafa durch eine junge Journalistin den Hinweis, dass mehr hinter der ganzen Sache steckt. Als dadurch auch dessen Familie und Nascimentos Sohn ins Visier der Miliz gerät und verletzt wird, nutzt Nascimento seine Kontakte um dem korrupten System den Kampf anzusagen.
In dem 2007 entstandenen und Preis-gekrönten Streifen „Tropa de Elite“ des brasilianischen Regisseurs und Dokumentarfilmers José Padilhas erhält der Zuschauer einen ungeschönten und brutalen Einblick in die gewalttätige Welt der Elite-Truppe „BOPA“, die anlässlich eines bevorstehenden Papst-Besuches im Jahre 1997 in die sogenannten Favelas geschickt werden um diese von kriminellen Objekten zu „säubern“. Neben authentischen und brutalen Bildern der Übergriffe im Doku-Stil bietet der Streifen aber auch ruhigere Töne und ein Blick auf die Menschen, die tagtäglich ihr Leben riskieren, sowie das Umfeld dieser Personen, die ebenfalls unter dieser ungewöhnlichen Beschäftigung zu leiden haben.
Nun liegt mit „Elite Squad – Im Sumpf der Korruption“ der Nachfolger des aufrüttelnden Streifens vor, der ursprünglich als Dokumentarfilm über eine der gefährlichsten Gegenden der Welt geplant war. Der 2010 entstandene Streifen wirkt zwar im Vergleich zum Original ruhiger und weniger brutal, bietet aber mit den beiden Charakteren Nascimento und Matias zwei Charaktere aus dem Vorgänger, die die Geschichte dann auch weiterführen und die Geschichte über Korruption aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln erzählen.
Die Ereignisse in dem Hochsicherheitsgefängnis und der blutig niedergeschlagene Aufstand haben für beide Männer unerwartete Konsequenzen und während Nascimento von der Politik in eine höhere Stellung gelobt wird, findet sich Matias als einfacher Straßenpolizist in einem korrupten Polizeiapparat wieder. Während Matias jedoch schon bald gegen die Feinde in den eigenen Reihen zu kämpfen hat, entdeckt Nascimento, wie die Lage der armen Leute in den Favelas für politische Zwecke missbraucht wird.
Die in Zeiten wie diesen leider sehr aktuelle Story von dem 2010 entstandenen Streifen dreht sich dann auch hauptsächlich um Politik und Korruption, sowie die durchaus sensible Thematik von Menschenrechte im Kampf gegen Verbrechensbekämpfung, die in dem durchaus kontroversen Streifen thematisiert wird. Da der Streifen auch aus der Perspektive von Nascimento erzählt wird, nimmt „Elite Squad“ zu Beginn in diesem Punkt auch eine etwas tendenziöse Sichtweise ein, die sich im Laufe des Filmes jedoch wandelt.
Während Padilha in „Tropa de Elite“ jedoch sehr auf Tempo, Adrenalin-Kick und authentische Bilder mit Handkamera-Optik setzt, nimmt er dieses bei seinem Nachfolger zugunsten einer komplexeren Geschichte etwas zurück und zeigt dem Zuschauer einen Blick hinter die Kulissen des Polizei- und Politikapparates. Dieser wirkt auch neuerlich sehr glaubwürdig, auch wenn der Streifen zu Beginn darauf hinweist, dass die Geschehnisse des Filmes trotz Nähe zu realen Begebenheiten rein fiktiver Natur sind.
Die Figuren werden auf interessante Weise weiterentwickelt und der Charakter des Nascimento, der von Wagner Moura auch wieder grandios verkörpert wird, bleibt wie auch in „Tropa de Elite“ sehr ambivalent und schwankt zwischen toughen Ermittler und besorgten Familienvater. Dass die ehemalige Freundin nun mit Rafa zusammen ist, der seine Ideologien so überhaupt nicht teilt, mag und auch vom Wesen her nicht unterschiedlicher sein könnte, mag vielleicht etwas konstruiert wirken, aber fällt hier auch nicht weiter ins Gewicht.
Auch die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Universum Film bringt den brasilianischen Streifen in sehr guter Bild- und Tonqualität, wobei hier im Gegensatz zu „Tropa de Elite“ nicht nur der Voice-Over-Kommentar, sondern auch alle Dialog synchronisiert wurden. Wer sich den Streifen auch lieber im Original anschaut, kann das auch dank OF und optionaler Untertitel gerne machen. Auch der Bonusbereich überzeugt und bringt ein interessantes „Making-Of(F)“, Trailer und Wendecover.
Unterm Strich bleibt eine spannende Mischung aus Polizei- und Polit-Thriller, der zwar seinen knallharten und temporeichen Vorgänger nicht toppen kann, aber die Geschichte auf spannende und dramatische Weise weiterentwickelt. Die Story über korrupte Polizisten und Politiker, sowie deren Machenschaften ist dabei durchaus kontrovers und bietet sicherlich Stoff für angeregte Diskussionen. Mit seiner Doku-Ästhetik, brutalen Bildern, tollem Cast und aktueller Botschaft ist José Padilha neuerlich ein packender Streifen auf der Höhe der Zeit gelungen, der dann auch wie sein Vorgänger uneingeschränkt empfehlenswert ist. 8,5/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8505
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