project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der junge und schüchterne Eric Binford (Dennis Christopher) lebt bei seiner herrischen Tante Stella (Eve Brent), die nach einem Unfall, für den sie den Jungen verantwortlich macht, im Rollstuhl sitzt. Während er tagsüber Filmrollen für ein Filmlager ausfährt und von seinen Kollegen gehänselt wird, flüchtet der introvertierte Filmfreak nachts in eine Fantasiewelt, die ganz von den großen Hollywood-Stars und Szenen aus seinen geliebten Filmen bevölkert ist. Auch sein Zimmer gleicht zum Missfallen seiner Tante eher einem Filmmuseum und anstatt sich um die normalen Dinge des Lebens und seinen Job zu kümmern, gibt Eric sein ganzes Geld lieber für Filmmaterial aus und guckt nächtelang Filme.
Als Eric bei einer seiner zahlreichen Fahrten in einem Lokal auf die hübsche Blondine Marylin (Linda Kerridge) trifft, die auch seinem großen Idol Marylin Monroe zum Verwechseln ähnlich sieht, ist es um den introvertierten Mann geschehen. Er nimmt all seinen Mut zusammen und spricht die Nachwuchsschauspielerin an, die auch wider Erwarten am selben Abend einem Kino-Date zustimmt. Eric macht sich erwartungsfroh zu dem vereinbarten Treffpunkt auf, während die schusselige Blondine kurzerhand darauf vergisst und als Marylin vor dem Kino ankommt, ist das Herz von Erik bereits zerbrochen.
Noch in derselben Nacht scheint der junge Filmfan jedoch auch endgültig den Verstand zu verlieren und ermordet ganz im Stil eines seiner Lieblingsfilme die unliebsame Tante, in dem er diese samt Rollstuhl die Stiegen hinunterkippt. Doch dieser vermeintliche Unfall ist erst der Auftakt einer ganzen Serie von Morden, in denen Eric seine Vorbilder von der großen Leinwand kopiert. So ermordet er als Vampir Dracula eine Prostituierte, die ihn tags zuvor zurückgewiesen hat und der unliebsame Kollegen Richie (Mickey Rourke) wird kurzerhand im heldenhaften Cowboy-Kostüm zum ungleichen Duell gefordert.
Während die Polizei dem jungen Mann mit seiner Filmleidenschaft langsam auf die Schliche kommt, beginnt dieser neuerlich der jungen Marylin nachzustellen und schafft es tatsächlich diese unter einem Vorwand in ein Foto-Atelier zu locken und unter Drogen zu setzen. Doch die Polizei ist bereits auf einer heißen Spur und schafft es durch das Gespür des ambitionierten Psychologen Moriety (Tim Thomerson) und der Polizistin Anne (Gwynne Gilford) auf die Spur von Eric zu kommen, der mittlerweile schon komplett in seiner Fantasiewelt abgetaucht ist und sich als Leinwandheld sieht, der auch bereit ist, für seine Ideale bis zum Äußersten zu gehen…
Dass Film-Fans bisweilen doch recht sonderbare Gestalten sind, weiß vermutlich jeder, der schon mal auf einer DVD-Börse war, sich mitunter im Internet in Film-Foren herumtreibt und/oder ab und an auch mal selbst einen kritischen Blick in den Spiegel wagt. Tageslichtscheue Wesen mit Kommunikationsproblemen und sehr eigenem Weltbild trifft man ja immer wieder und auch das Ausgeben des letzten Groschens für irgendwelche VÖs und sonstige Devotionalien ist ja auch für viele Die-Hard-Filmfans und notorische Singles keine große Seltenheit.
Auch im Falle unseres Hauptdarstellers Eric Binford spielt sich die Filmleidenschaft und Sammelwut schon in etwas ungesunden Sphären ab. Nach dem Tod seiner Mutter wächst er bei seiner dominanten Tante heran und wird auch in seinem Job auch von seinen Kollegen gehänselt. Deswegen flüchtet der introvertierte Mann dann auch zunehmend in eine Scheinwelt, in der er die Rollen seiner Idole übernimmt und letztendlich diese auch als Inspiration für seine „schönen Morde“ nimmt.
Was sich aber in der Inhaltsangabe relativ gut liest, ist meines Erachtens aber leider nicht wirklich stimmig umgesetzt und obwohl ich mich auf den Streifen von Vernon Zimmerman im Vorfeld schon sehr gefreut habe, wollte sich bei der Sichtung keine rechte Freude einstellen. Das liegt einerseits an der zähen Inszenierung, die so gar nicht in die Puschen kommt und meines Erachtens auch das Potential der Figuren nicht wirklich ausnützt. Statt schwarzen Humor und Film-Nerd-Wiedererkennungswert, gibt es leider nur ziemlich viel Leerlauf und ein Finale, dass zwar eine tolle Location hat, aber zu keiner Sekunde so wirklich packend ausgefallen ist.
Leider hat man ja auch den Fokus der Geschichte neben dem zerrütteten Seelenleben von Erik und seinen Kampf gegen eine missgünstige Umwelt ja auch noch auf den Psychologen Moriarty gelegt, der sich mit seinen alternativen Methoden gegen störrische Polizisten durchsetzen muss. Dieser Handlungsstrang hat dann auch nur begrenzt etwas mit der Geschichte von Eric zu tun und wirkt im Film dann auch eher wie ein Fremdkörper, den man noch rasch heruntergekurbelt hat um auf 90 Minuten zu kommen.
Die Geschichte im Eric ist da zwar etwas besser ausgefallen, aber angesichts der vielen positiven Stimmen hätte ich mir einfach mehr erwartet, als ein paar Kostümierungen, halbherziges Zitate-Kino (u.a. „Psycho“) und eine Handvoll Film-Inserts („Night of the living Dead“). Auch inszenatorisch bewegt sich alles in mittelmäßigen Bahnen und gäbe es nicht die ein- oder andere blutige Szene, würden „Die schönen Morde des Eric Binford“ an eine Episode einer durchschnittlichen Krimiserie aus den Achtzigern erinnern.
Darstellerisch bewegt sich auch alles im durchschnittlichen Rahmen und Dennis Christopher, der den meisten hier wohl als Asthmatiker Eddis Kaspbrak aus der Stephen-King-Verfilmung „ES“ bekannt sein dürfte, macht seine Sache als durchgeknallter Filmfan auch recht gut. Besonderes Highlight ist sicherlich der Auftritt des sehr jungen Mickey Rourke, der hier den moppenden Kollegen darstellen darf, der nach einem Duell ein unrühmliches Ende nimmt. Die restlichen Darsteller sind ebenfalls solide und vor allem Eve Brent („Tarzan“) als herrische Tante und Tim Thomerson („Fear and Loathing Las Vegas“) machen ihre Sache ganz gut.
Weniger gelungen ist dieses Mal aber leider auch die DVD aus dem Hause CMV-Laservision, die den Streifen in etwas unterdurchschnittlicher Bildqualität bringt. Bei den zahlreichen Szenen im Dunkeln muss man schon sehr genau hingucken oder braucht entsprechend viel Fantasie. Als Bonus gibt es die alternative Vollbildfassung, den Original-Trailer, sowie die obligatorische Bildergalerie. Abgerundet wird das nicht ganz geglückte Gesamtpacket dann noch mit zwei hübschen Cover-Varianten und dem Trailer zu Lamberto Bavas Spät-Giallo „Das Unheimliche Auge“.
Unterm Strich bleibt ein etwas mittelmäßiger Thriller, der seine spannende Ausgangssituation und interessanten Figuren nur wenig nutzt und über weite Strecken für meine Verhältnisse auch etwas zu behäbig ausgefallen ist. Statt der erwarteten Horror-Persiflage für Filmliebhaber erwartet den Zuschauer dann auch eher gepflegte Langweile mit Achtziger-Optik und ein paar netten Einfällen, die den Film jedoch auch nicht vor dem Mittelmaß retten können. Auch ich hätte mir angesichts der Inhaltsangabe im Vorfeld doch wesentlich mehr erwartet und so bleiben für „Die schönen Morde des Eric Binford“ dann auch nur 5 von 10 Punkten.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8512
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