project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die junge Marley (Kate Hudson) steht mitten im Leben, hat einen tollen Freundeskreis, eine schicke Wohnung in New Orleans, ist überzeugter Single und auch in ihrem Beruf als PR-Beraterin sehr erfolgreich. Als sie auch noch befördert wird, scheint es für das blonde Temperamentbündel auch gar nicht mehr besser kommen zu können und auch ihre ständigen Unterleibsschmerzen schiebt sie eher ihrem exzessiven Leben zu, das sie in vollen Zügen genießt, als sich darüber Sorgen zu machen.
Nach einer Routine-Untersuchung beim Internisten erhält Marley dann die Diagnose Krebs, der bereits soweit in ihrem Darm verbreitet ist, dass eine Operation in ihrem Stadium nicht mehr möglich ist. Während ihr Umfeld und auch ihre Eltern geschockt reagieren, scheint Marley die Nachricht ihrer Erkrankung ganz gut zu verkraften und macht lieber Scherze mit ihrem behandelnden Arzt Julian (Gael Garcia Bernal) als sich ernsthaft auf die hohe Wahrscheinlichkeit ihres baldigen Todes vorzubereiten.
Wenig später beginnt aber Marley ihr bisheriges Leben zu überdenken und beginnt zu realisieren, dass sie sich bislang immer erfolgreich geweigert hat, sich in Männer zu verlieben und die kaputte Beziehung ihrer Eltern zum Vorwand genommen hat, sich selbst gegen einen fixen Partner und ihre Gefühle zu wehren. Und während sie eine schmerzhafte Behandlung beginnt, die sie schon bald an ihre Grenzen führt, verliebt sich Marley gegen jegliche Vernunft in Julian, der von der lebenslustigen und eloquenten Patientin ebenfalls sehr angetan ist.
Die Beiden kommen auch tatsächlich zusammen und Julian unterstützt Marley auch, als diese ihre schmerzhafte Krebsbehandlung überraschend abbricht und beschließt, ihre letzten Wochen noch nach ihren Möglichkeiten zu genießen. Sie beginnt ihr Geld auszugeben und unternimmt Dinge, zu denen sich bisher keine Zeit hatte. Doch nicht alle sind bereit den schwierigen Weg von Marley so offen zu gehen und während sie sich wieder ihren Eltern nähert, beginnen sich andere Freunde aus persönlichen Gründen von der todkranken Frau abzuwenden.
Der Tod ist in unserer westlichen Gesellschaft ja noch immer irgendwie ein großes Tabu-Thema und obwohl man irgendwie ständig damit konfrontiert ist, so ist ein Ableben doch auch immer eine Sache, die nur alte Menschen treffen sollte, die auch schon ausreichend die Möglichkeit gehabt haben, ihr Leben auch nach ihren Vorstellungen zu leben, während man als junger Mensch die Möglichkeit eines bevorstehenden Todes so weit wie möglich vor sich herschiebt.
Die unerwartete Nachricht über das bevorstehende und unweigerliche Ende bzw. die Reaktion des Betroffenen, sowie seines Umfeldes sind dann auch immer wieder Thema von unterschiedlichen Filmen und derzeit läuft in den österreichischen Kinos auch der Streifen „Halt auf freier Strecke“ von Andreas Dresen, der diese Thematik sehr unprätentiös und realistisch behandelt und auch in einem meiner absoluten Lieblingsfilme „Mein Leben ohne mich“ der kanadischen Regisseurin Isabel Coixet erfährt eine junge Frau, dass sie nur noch wenige Wochen zu leben hat und beginnt daraufhin ihr Leben zu ordnen.
Der amerikanischen Streifen „A little Bit of Heaven“ der Regisseurin Nicole Kassell zeigt dann aber leider, wie man es wohl eher nicht machen sollte und wird mit dem etwas seltsamen Umgang mit dieser ernsten Thematik wohl einigen Leuten vor den Kopf stoßen. Jedenfalls ist meines Erachtens die Geschichte mit der unheilbaren Krebs-Erkrankung für ein „Feel Good Movie“ inklusive Liebesgeschichte nicht wirklich geeignet, hat jede Menge seltsamer Entwicklungen und auch wenn das tragische Ende doch sehr berührend ausgefallen ist, so bleiben nach der Sichtung doch ein paar sehr große Fragezeichen und auch ein sehr unbefriedigendes Gefühl zurück.
Das größte Problem des Filmes sind ja seine unglaubwürdige Hauptfigur Marley, die hier so Klischee-lastig und eindimensional daherkommen, dass die Vermutung nahe liegt, dass Drehbuchautorin Gren Wells wohl in ihrem Leben zu viele amerikanische Sitcoms gesehen hat. Der Charakter der erfolgreichen, eloquenten, dominanten und dennoch kollegialen und gefestigten Marley wirkt dann nicht nur wie ein Abziehbild diverser Serienfiguren, sondern entspricht dann wohl eher der Wunschvorstellung des weiblichen Zielpublikums, als realen Figuren, die sich unerwartet mit dieser Schockdiagnose auseinandersetzen müssen.
Vollends unglaubwürdig ist dann auch die seltsame Liebesgeschichte mit dem behandelnden Arzt, die in der Realität nie so stattfinden würde und eher dem heimlichen Wunsch des Patienten entspricht, von dessen Arzt auch als menschliches Wesen wahrgenommen zu werden. Dass es in der Realität einen Onkologen geben würde, der sich in seine Patientin verliebt, obwohl diese nur noch Wochen zu leben hat, ist wohl eher zu bezweifeln, genauso wie die Tatsache, dass Marley bis zum nahezu ohne Schmerzen alle Dinge so erledigen kann, wie sie es sich vorstellt und auch auf einem verständnisvollem Umfeld bauen kann.
Keine Ahnung, welche Intention ursprünglich hinter der Idee des Drehbuches stand und vermutlich sollte die ernste Thematik wohl unbefangen und unbeschwert präsentiert werden – herausgekommen ist jedoch ein „Märchen“, das negative Aspekte einer ernsthaften Erkrankung größtenteils ausklammert und meines Erachtens schon beinahe bagatellisiert. Wer jedenfalls schon einmal mitansehen musste, wie ein Mensch trotz Überlebenswillen an dieser heimtückischen Krankheit zugrunde gegangen ist, wird wohl auch eher nicht so wohlwollend auf den Film reagieren.
Während die Stimmen auf der IMDB dann noch eher positiv ausgefallen sind, folgen die wenigen deutschen Stimmen dann auch eher meiner Argumentation. Auch ich bin bei meiner Bewertung irgendwie hin- und hergerissen und obwohl der Streifen sicherlich nicht schlecht gemacht ist und mit Kate Hudson, Gael Garcia Bernal und Kathy Bates sicherlich gut besetzt ist und auch am Ende bei mir die Tränen geflossen sind, so ist der ganze Streifen doch letzten Endes sehr unbefriedigend ausgefallen.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Universum Film bietet wie üblich jedoch keinerlei Anlass zur Kritik und die Bild- und Tonqualität ist auch sehr gut. Über die FSK-Freigabe könnte man zwar sicherlich diskutieren und auch wenn das Cover eine unbeschwerte Liebeskomödie suggeriert, so werden Komödienfans am Ende wohl keine große Freude haben, genauso wie ernsthafteren Personen der erste Teil des Streifens nicht gefallen wird. Neben einer Handvoll Trailer und Filmtipps, gibt es aber kein weiteres Bonusmaterial, obwohl es sicherlich interessant gewesen wäre, was die Beteiligten über den Film denken.
Unterm Strich bleibt eine eigentlich sehr unausgewogene Mischung aus Beziehungskomödie und Krebs-Drama, die auch daran scheitert, dass einerseits die Charaktere nicht sehr glaubwürdig ausgefallen sind und sich andererseits die Thematik einer tödlichen Krankheit auch schlicht und ergreifend nicht wirklich für diese Art von Film eignet. „Kein Mittel gegen Liebe“ will wohl ein mutiges Werk sein, aber ein derart sensibles Thema in einen derart unsensiblen Film zu packen verdient ja schon fast Respekt. Dass viele Zuschauer und Betroffene angesichts des fertigen Werkes irritiert sind und auch sehr negativ darauf reagieren, ist für mich jedenfalls wenig verwunderlich.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8509
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