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Noch immer befindet sich Otonashi ohne Erinnerung in einer Zwischenwelt, die an einen Schulcampus erinnert und kämpft mit seinen Kollegen der „Sterben ist schrecklich“-Front gegen einen mysteriösen Engel namens Tenshi, der über schier unbesiegbare Kräfte verfügt. Als dieser jedoch mittels eines Tricks entmachtet und zu einem normalen Schüler degradiert wird, bekommen es die jungen Leute jedoch sogleich mit einem neuen Gegner namens Naoi zu tun, der ebenfalls unbarmherzig gegen die Mitglieder der Front losgeht.
Als Otonashi aufgrund eines Verstoßes gegen die Schulregeln von Naoi mit Kanade in eine kleine Zelle gesperrt wird, freundet sich dieser mit dem verschlossenen Mädchen an. Er entdeckt, dass der Engel eigentlich Kanade heißt und mit ihren Kampf auch gar nicht die Zerstörung der Front zum Ziel hat. Viel mehr versucht Kanade mit ihren Fähigkeiten die jungen Leute, die sich allesamt aufgrund tragischer Umstände in ihren bisherigen Existenzen in dieser Welt befinden zu einem zufriedeneren Dasein in einer nachfolgenden Welt zu verhelfen.
Als sich auch Yuri und die restlichen Freunde aufgrund eines Übergriffes von Naoi in größter Gefahr befinden, schafft es Otonashi Kanade zu überreden, mit ihren Fähigkeiten aus der Zelle auszubrechen und muss mitansehen, wie Naoi unter seinen Freunden ein Massaker angerichtet hat. Doch da die jungen Leute ohnehin nicht sterben können, ist dieses auch rasch vergessen, der etwas größenwahnsinnige Naoi wird zum Verbündeten und hat mit der Macht der Hypnose auch eine Fähigkeit, die schon bald den Schlüssel zu Otonashis bislang verdrängter und auch sehr tragischer Vergangenheit bereit hält…
Als ich im Januar 2012 die ersten fünf von insgesamt dreizehn Episoden der etwas gewöhnungsbedürftigen Anime-Serie „Angel Beats!“ gesichtet habe, war der Eindruck doch etwas zwiespältig und obwohl die Serie viele Elemente der Popkultur miteinander vereinigt und auch sicher über eine interessante Ausgangsidee verfügt, wollte sich die große Freude nicht einstellen. Nun steht mit „Vol. 2“ die nächsten vier Episoden ins Haus und der Eindruck der Serie hat sich nun leicht zum positiven geändert, auch wenn „Angel Beats“ noch immer reichlich schräg und inhaltlich etwas verloren daherkommt.
Bei meinem ersten Eindruck habe ich ja bemängelt, dass sich die Serie in den ersten Folgen zu sehr von seiner Ursprungsidee entfernt und statt einer Aufklärung ständig neue Charaktere einführt, bis sich letztendlich ohnehin niemand mehr so richtig auskennt. Dieser erste Eindruck wird in den Episoden 6 – 9 zwar etwas relativiert, aber der etwas unentschlossene Handlungsverlauf, der sich ständig von einen auf den anderen Protagonisten konzentriert, bleibt dem Zuschauer auch in den nachfolgenden Episoden nicht erspart.
Während in den ersten Folgen aber auch die durchaus gelungene Musik und die Auftritte der Band „Girls Dead Monster“ auch eine größere Rolle spielten, sind diese in der Vol. II-Box gar nicht mehr präsent und auch die episodenhafte Geschichte nimmt wieder zahlreiche und sehr unvorhergesehene Wendungen, die mit ihren unterschiedlichen und actionreich inszenierten Missionen auch stark an Computerspiele erinnern. Die Person der Yuri, die in den ersten Folgen eine der Hauptfiguren war, tritt in den Hintergrund und die Episoden 6 -9 konzentrieren sich auch im überwiegenden Teil auf das tragische Vorleben von Otonashi und der mysteriösen Figur der Kanade.
Was mir an der Serie jedoch noch immer nicht gut gefällt ist der etwas befremdliche und brutale Umgang der Charaktere untereinander, der sehr seltsam anmutet. Auch die Tatsache, dass Gewalt ständig als legitimes Mittel der Konfliktlösung präsentiert wird, mag ich in Zeiten wie diesen doch nicht ganz kommentarlos hinnehmen. Der Gewaltpegel ist ja für eine Jugendserie doch schon relativ hoch und die Macher scheuen auch nicht davor zurück, auch zwischendurch mal kurzerhand ein Massaker am Schulcampus zu inszenieren. In diesem Punkt hätten die Macher ja durchaus etwas sensibler zu Werke gehen können und auch wenn sich die Charaktere hinterher immer wieder versöhnen, so wirken diese Szenen heutzutage schlicht und ergreifend doch etwas daneben.
Ansonsten ist „Angel Beats!“ aber auf der Höhe der Zeit und technisch gibt es nicht zu wirklich zu bemängeln. Die Optik ist sehr gut bis phänomenal und der Action-Pegel und Reizüberflutung so hoch angesetzt, dass der vorwiegend jugendliche Zuschauer kaum zum Durchatmen kommt. Auch die DVD aus dem Hause Universum Anime bietet keinen Anlass zur Kritik, auch wenn ich die Vermarktungsstrategie in drei Teilen und auch die Preisgestaltung für eine dreizehnteilige Serie nicht ganz glücklich finde. Im Anime-Genre gelten aber sowieso eigene Gesetze und die zahlreichen Fans, die schon hart auf die Serie gewartet haben, wird das ebenfalls nicht stören.
Unterm Strich bieten auch die Episoden 6 – 9 von „Angel Beats!“ technisch-perfekte Anime-Unterhaltung mit jeder Menge Action, Witz und Drama, die aufgrund der jugendlichen Protagonisten mit ihren Teenie-Gehabe dann auch auf ein eher junges Publikum zugeschnitten ist. Die etwas verworrene und nicht immer leicht nachzuvollziehende Geschichte über Parallelwelten wird mit den neuen Episoden zwar meines Erachtens etwas stimmiger, ist aber vom klassischen, durchdachten und berührenden Erzählkino eines Hayao Miyazaki immer noch meilenweit entfernt. Ein bisschen mehr Seele und weniger Kawumm hätte „Angel Beats!“ jedenfalls nicht geschadet, auch wenn die ganze Sache langsam etwas mehr Substanz bekommt. 6/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8437
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