project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Während die Bevölkerung von Sountheim von dem ominösen Vorstadt-Ripper in Angst und Schrecken versetzt wird und der Polizist Müller Karl Albertinari (J. Luis Martinez) schon wieder einen grausam verstümmelten Leichnam am Hals hat, entdeckt dessen Ex-Freundin Inis (Eva Balkenhol), dass sie von ihrem Gatten Claus (Stefan Bornemann) mit der jungen Janette (Alexandra Desoi) betrogen wurde. Da Claus jedoch ein Wiederholungstäter ist und offensichtlich jedem Rockzipfel hinterher ist, beschließt Inis sich endgültig von ihrem chauvinistischen Ehemann zu trennen und flüchtet nach einem wilden Streit Hals über Kopf zu ihrem Ex-Freund.
Doch der Zeitpunkt ist eher schlecht gewählt und da sich die ganze Gegend aufgrund seltsamer Überfälle und bestialischen Verstümmelungen im Ausnahmezustand befindet, hat Karl auch gar keinen Kopf für die Probleme seiner Ex. Als Karl auch noch von einem Rucksack attackiert wird und seine Hand verliert merkt auch Inis, dass ihre Beziehungsprobleme jetzt wohl eher nachrangig sind und verschanzt sich mit dem schwer verletzten Karl in dessen Wohnung. Zur selben Zeit wird jedoch auch Claus in der Wohnung von Janette von einem weiteren, wild gewordenen Rucksack ermordet und Janette flüchtet durch die Straßen der Stadt, in der bereits die Schmerzensschreie der attackierten Menschen hallen.
Auf der Flucht trifft Janette auf Torben (Gerrit Reinecke), dem Assistenten von Karl, der gerade dabei ist seinen Chef abzuholen und dabei ebenfalls Zeuge von unfassbaren Rucksackübergriffen geworden ist und auch soeben seine Partnerin Saskia (Mareike van der Meer) auf brutale Weise verloren hat. In der Wohnung von Karl stoßen die beiden jedoch nur noch auf dessen verstümmelten Leichnam und die verstörte Inis, die über das Treffen mit der Kontrahentin auch so gar nicht begeistert ist. Trotzdem reißen sich die Damen zusammen und flüchten mit Torben in ein unterirdisches Höhlensystem und machen dort eine weitere, schreckliche Entdeckung…
Herrlich! Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen: harmlose Rucksäcke entwickeln einen diabolischen Blutdurst und machen sich in einem apokalyptischen Szenario hinter arglosen Menschen her, die diesen ungewohnten Attacken auch hilflos ausgeliefert sind. Jedenfalls kann man Ralf Kemper nur zu seinem Werk aus der deutschen Amateur-Kiste nur gratulieren und auch wenn „Der Überfall der Mörderrucksäcke“ sicher nicht zu dem Highlights der deutschen Kinogeschichte zählt, so ist dem ambitionierten Filmemacher doch ein kurzweiliges Werk gelungen, dass Fans des schlechten Geschmacks mit Hang zu skurrilen Bedrohungsszenario auch gar nicht enttäuschen wird.
Die Geschichte lässt sich wohl am besten als Mischung aus „Dawn of the Dead“, „Angriff der Killertomaten“ und einem Serienkillerfilm beschreiben. Wie es sich gehört, startet der Film dann auch in bester Romero-Manier mit turbulenten Szenen in einem Fernsehstudio, in denen die Nachricht von seltsamen Übergriffen die Runde macht. Danach ist der Streifen in mehrere Akte aufgeteilt, in denen die Personen eingeführt werden, die im Finale dann auch eine Rolle spielen und zwischendurch gibt es immer wieder blutige Übergriffe von wild gewordenen Rucksäcken, bei denen kein Auge trocken bleibt.
Natürlich kann man einen derartigen Streifen auch nicht nach gewöhnlichen Gesichtspunkten beurteilen, aber wer sich im Amateur-Business ein wenig auskennt, muss zweifelsfrei zugestehen, dass der Streifen für diese Art von Film dann auch überraschend gut funktioniert und im Verlauf des Filmes auch kaum Langeweile aufkommt. Vielleicht hätte man die Sache mit dem „Vorstadt-Ripper“ nicht auch noch in den Film packen müssen, aber im Grunde ist „Der Überfall der Mörderrucksäcke“ schon eine unterhaltsame Angelegenheit für Menschen, die sich auch gern einmal an etwas grenzwertigen Einfällen erfreuen können.
Die Darsteller machen ihre Sache jedenfalls ganz gut und hölzerne Ausfälle gibt es nur wenige. Manchen Akteuren merkt man es zwar an, dass sie keinerlei Erfahrung mit Schauspielerei haben, aber auch das wirkt recht sympathisch und bei den beiden Hauptdarstellerinnen ist die Auswahl dann auch sehr gut ausgefallen. Ich war ja schon gespannt, wie die Sache mit den Rucksäcken umgesetzt wird, aber auch hier gibt’s ein paar lustige Szenen, bei denen auch zu erahnen ist, wie viel Spass die Leutchen vor und hinter der Kamera hatten. Die blutigen Schmodder-Effekte sind ebenfalls sehr billig umgesetzt und fügen sich harmonisch ins Gesamtbild des 2005 entstandenen Streifens ein.
Technisch ist der Amateur-Streifen jedenfalls überraschend gut ausgefallen, auch wenn sich Kemper einige optische Spielereien nicht verkneifen konnte. Doch auch wenn es hübsch ist, dass sich ein Regisseur mehrerer Stilmittel bedient, so wirklich diese in diesem Falle doch etwas zu willkürlich eingesetzt. Das man aber nicht gleich ganze Straßenzüge sperren kann, um die Darstellerin vor eine menschenleere Kulisse zu bringen ist natürlich auch klar, aber Split-Screen, Zeitraffer, Slow-Motion und optischer Verfremdung ist dann doch etwas zu viel des Guten, vor allem wenn es für die Handlung auch nicht so wirklich weiterbringt. Aber das sind dann auch schon die einzigen Kritikpunkte und im Vergleich zu anderen Werken aus dem Amateur-Bereich sticht der „Überfall der Mörderrucksäcke“ auch sehr positiv heraus.
Die Qualitäten des Streifens wurden dann wohl auch von anderer Seite erkannt und Ralf Kempers Streifen hat dann auch die große Ehre, als erste und bislang einzige deutsche Amateur-Produktion im Rahmen der Trash-Collection aufgenommen zu werden, wo der Streifen zwar ebenfalls nicht zu den Highlights, aber auch nicht zu den Gurken zählt. Unteres Mittelfeld beschreibt es da wohl noch am Besten und wie es sich gehört, hat man dem Film neben einem hübschen Cover auch noch allerlei Bonusmaterial veröffentlicht, dass es dem interessierten Zuschauer ermöglicht, etwas hinter die Kulissen einer derartigen Produktion zu blicken. Abgerundet wird die Nummer 29 der Trash-Collection dann noch mit entfallenen Szenen, der erweiterten Szene der Fernsehsendung zu Beginn, sowie eine Bildergalerie und Trailer.
Unterm Strich bleibt ein spaßiger Film zwischen Hommage und Nonsens, der mit viel freiwilligem und unfreiwilligen Humor (Stichwort: „Minesterium“) daherkommt und trotz niedrigem Budget als unterhaltsamer Genre-Beitrag auch fast alles richtig macht. Für eine deutsche Amateurproduktion schlägt sich der „Überfall der Mörderrucksäcke“ dann auch ganz passabel und auch wenn man dieser Art von Film schon aufgeschlossen gegenüberstehen sollte, so hat Ralf Kempers Film zweifelsfrei seine Momente. Die Story rockt, die Effekte blutig und selbst die Darsteller machen ihre Sache ganz passabel. Die Idee mit den Rucksäcken ist so einfach wie genial und zählt sicher zu den ungewöhnlichsten Bedrohung denen Schauspieler in den letzten Jahrzehnten so ausgesetzt waren. Ich fand den Streifen für ein Amateur-Werk dann auch ganz unterhaltsam und daher gibt es an dieser Stelle aus gut gemeinte und vielleicht etwas subjektive 5 von 10 Punkten.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8190
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