project: equinoX Forum

Der wohlhabende Rene hat nach dem Tod seines Vaters dessen Geschäfte übernommen und lebt im Haus seiner Großmutter, die nach einem Herzanfall in einer Art Wachkoma im Bett liegt und rührend von Renes resoluter Tante gepflegt wird. Dass der dreißigjährige Rene jedoch noch immer keine Freundin hat, ist der Tante aber ein Dorn im Auge und so lässt sie auch keine Gelegenheit aus, um ihren Neffen mit jungen Frauen aus ihrem Bekanntenkreis zu verkuppeln. Doch der homosexuelle Rene ist gar nicht an Frauen, sondern viel mehr an seinem verschlossenen Fahrer Levi interessiert, von dem er sich täglich ins Büro fahren lässt und schafft es dennoch nicht, in der Öffentlichkeit und vor der Familie zu seiner Neigung zu stehen.

Als die Tante an einem Wochenende wieder einmal ein Date an einem etwas entfernten Küstenort in der Region Pangasian arrangiert, lässt sich Rene daher eher wieder etwas widerwillig darauf ein. An dem besagten Tag lässt sich Rene wieder einmal von Levi chauffieren und erfährt kurzfristig, dass die potentielle Kandidatin seiner Tante erkrankt ist. Da Levi jedoch bereits einen über den Durst getrunken hat und nicht mehr fahrtüchtig ist, bleiben die beiden Männer an dem malerischen Ort über Nacht.

Rene nimmt abseits von seinem normalen Umfeld all seinen Mut zusammen und versucht sich dem verschlossenen Levi zu nähern, der sich ebenfalls nicht abgeneigt zeigt. Die beiden erleben eine leidenschaftliche Nacht und am nächsten Tag drängt der wohlhabende Rene  den verarmten Levi dazu, mit seiner vermeintlichen Freundin Schluss zu machen und bei ihm einzuziehen um eine Beziehung zu führen. Doch obwohl Levi auch große Gefühle für seinen Boss hegt, so möchte er doch sein bisheriges Leben und auch seine langjährige Beziehung nicht dafür opfern.

Rene wird zunehmend besitzergreifend und eifersüchtig und kann nicht verstehen, warum Levi ein Leben in Armut vorzieht. Als auch noch die geliebte Großmutter verstirbt, wagt er den Schritt und sucht Levi in seiner Wohnung im Armenviertel auf um ihn nochmals von seiner Liebe zu überzeugen. Doch das Wiedersehen endet anders als erwartet, als Rene erkennen muss, dass Levi all die Jahre bereits mit einem anderen Mann zusammengelebt hat und er fährt zurück an den Ort, wo alles begann….

Im Jahre 2009 landete mit dem Streifen „Binyag – Verlorene Unschuld“ das Regie-Debüt des philippinischen Regisseurs Miko Jacinto in meinem Player, das mit einer Mischung aus geschmackvollen Bildern und gesellschaftskritischer Geschichte aus dem philippinischen Homo-Milieu trotz kostengünstiger Machart durchaus zu begeistern wusste. Das lag neben den eher zahmen Bildern und etwas verklemmten Umgang mit männlicher Sexualität aber vor allem an den exotischen Schauplätzen und dem – für westliche Augen – doch etwas ungewöhnlicher Herangehensweise an die ganze Sache.

Nun liegt mit „Salo (Share)“ der zweiten abendfüllende Streifen von Jacinto vor, der im Jahre 2011 entstanden ist und abermals eine recht gelungene und durchaus vielschichtige Geschichte erzählt, die nebenher auch wie schon der Vorgänger viel über die Lage von Homosexuellen in seinem Entstehungsland aussagt. Während der Vorgänger jedoch die Abgründe der Großstadt und das Geschäft mit der Liebe portraitierte, geht es in „Salo“ um Themen wie Outing innerhalb der Familie, Zwängen der Gesellschaft und der universelle Wunsch nach Liebe und körperlicher Nähe.

Die Story von dem erfolgreichen Rene, der aufgrund gesellschaftlicher und familiärer Zwänge nicht zu seinem wahren Ich stehen kann (oder will) und seine Neigungen im Verborgenen ausleben muss, ist dabei nicht nur auf die Philippinen umzulegen, sondern betrifft auch heutzutage viele Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen dazu entschlossen haben, ihre Homosexualität vor ihrem Umfeld zu verbergen. Doch im Gegensatz zu anderen schafft es Rene schlussendlich doch noch, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und landet flugs im Nächsten, als er entdeckt, dass sein Objekt der Begierde bereits einen Partner hat.

Die Art und Weise, wie Dusch-Fetischist Jacinto dabei seine Geschichte erzählt ist zwar ruhig mit Hang zum Drama, aber dann auch teil etwas trashig, wenn es darum geht, seine männlichen Darsteller in ein erotisches Licht zu rücken. Selbstzweckhafte Sexszenen sind ja offensichtlich auf den Philippinen verpönt, sodass die attraktiven Körper der Darsteller in zahlreichen Duschszenen zu sehen sind, bei denen dann aber zumeist die Unterhosen oben bleiben. Und Duschszenen gibt es in den knapp 70minütigen Werk dann auch zuhauf, sodass man sich gegen Ende den einen oder anderen Schmunzler nicht verkneifen kann.

Aber auch das wirkt in dem von CMV-Laservision mit-produzierten (!!!) Film ebenfalls sehr sympathisch und lässt ihn aus der Masse von vergleichbaren Werken aus der Homo-Kiste herausstechen. Das durchaus optimistische Ende und die stimmige Musikuntermalung wissen wie auch die Kamerafahrten und die exotische Kulisse zu gefallen und die beiden Hauptdarsteller, die sich offensichtlich in ihrem Heimatland auch großer Beliebtheit erfreuen, machen ihre Sache ebenfalls recht gut.

Die DVD aus dem Hause des Berliner Labels bringt Miko Jacintos zweiten Spielfilm in gewohnt guter Qualität, die auf den ersten Blick auch seine (vermutlich) eher kostengünstige Entstehungsart gar nicht preisgibt. Da sich aber eine professionelle Synchro für diese Art von Film nicht rentieren würde, kommt das Teil in philippinischer Sprache und deutschen, sowie englischen Titeln, die sich für besonders sprachbegabte Menschen auch optional sind. Abgerundet wird die schöne VÖ dann noch mit einer ausgiebigen Trailershow und einem Wendecover.

Unterm Strich bleibt ein durchaus interessanter Streifen, der Fans von „World-Cinema“ und Filmen mit schwulem Inhalt gleichermaßen begeistern wird. Die eigentlich bekannte Geschichte ist berührend erzählt, hübsch verpackt und punktet mit exotischen Schauplätzen. Die sympathischen Darsteller und die ausgewogenen Mischung aus Humor, Erotik und Drama wissen ebenfalls zu gefallen und das Einzige, dass man vielleicht bemängeln könnte ist die relativ kurze Laufzeit, und die hoch angesetzte Freigabe der FSK. Aber ansonsten kann man Jacinto zu seinem zweiten Spielfilm zu gratulieren und ich bin schon einmal gespannt, was aus der Ecke noch so alles kommt. 7/10