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Eines Abends betritt eine Horde deformierter und deshalb vermummter Personen in das luxuriöse Bordell von Madame Pepperdine (Ingrid Pitt) und entführt während des laufenden Betriebes die Prostituierte Nicole (Nicola Cowper). Pepperdine ist angesichts der Ereignisse in ihrem Etablissement fassungslos und hat auch keine Ahnung, wer hinter der Entführung stecken könnte, doch Gangsterboss Motherskille (Steven Berkoff) hat bereits einen Verdacht und engagiert mit Roy (Larry Lamb) den Ex-Geliebten von Nicole, um diese wieder aus der Hand der mysteriösen Kidnapper zu befreien. Der hat sich zwar eigentlich bereits zur Ruhe gesetzt und widmet sich lieber der Malerei, doch da es um Nicole und auch viel Geld geht, lässt er sich mit etwas Nachdruck dazu überreden, den Fall zu übernehmen.
Bei seinen Ermittlungen findet Roy in dem Zimmer von Nicole ein kleines Behältnis mit einer milchigen Flüssigkeit, welche unschwer als synthetische Droge zu erkennen ist. Durch einen weiteren Tipp landet Roy bei dem zwielichtigen Wissenschaftler Dr. Savary (Denholm Elliot), der jedoch jede Verbindung mit der Entführung abstreitet. Doch Roy glaubt dem Mediziner nicht und entdeckt wenig später, dass dieser an einer experimentellen Droge forscht, die ihre Konsumenten nicht nur auf einen sagenhaften Trip schickt, sondern als Nebenwirkungen leider auch grausame Deformierungen zur Folge hat. Nur Nicole scheint gegen die Nebenwirkungen immun zu sein und nimmt so eine Schlüsselfunktion in den unmenschlichen Forschungen des Wissenschaftlers ein.
Als die entführte Nicole im Untergrund wieder zu sich kommt, erfährt sie von den deformierten Drogensüchtigen auch den wahren Grund dieser Aktion und auch Roy kommt den Mutierten durch eine weitere Attacke auf der Spur. Diese entpuppen sich jedoch als durchaus sympathisches Völkchen, das nur versucht, sich mit der grausamen Situation zu arrangieren und dem Dr. Savary den Nachschub seiner Droge verweigert. Als Roy auch noch erkennen muss, dass er von Motherskille und seinen Leuten nur benutzt worden ist um die Kolonie im Untergrund zu lokalisieren um diese ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen, schlägt er sich wie Nicole auf die Seite der deformierten Drogensüchtigen und es kommt zu einem ungleichen Kampf, in denen auch die übernatürlichen Nebenwirkungen der Droge eine Rolle spielen…
Der 1952 in Liverpool geborene Schriftsteller Clive Barker zählt neben Stephen King zu dem bekanntesten Lieferanten von Horrorgeschichten, die nach ersten Verkaufserfolgen natürlich im Lauf der Geschichte auch mehrfach verfilmt wurden. Der erste Streifen der dabei auf eine Geschichte von Barker zurückgreift ist dabei George Pavlous „Underworld“, der im Jahre 1985 entstanden ist und über eine seltsame Droge handelt, die bei den Süchtigen grauenvolle Missbildungen und Deformierungen zur Folge hat. Doch wie auch bei anderen Werken aus Barkers Feder verzichtet dieser darauf, diese Wesen zu dämonisieren und auch bei „Underworld“ entpuppen sich die Deformierten durchaus als Sympathieträger.
Dennoch hat „Underworld“ innerhalb der Horrorfilmgemeinde keinen guten Ruf und selbst Clive Barker, der das Drehbuch schrieb, zeigte sich angesichts des etwas trashigen Endergebnisses eher enttäuscht, was dazu führte, dass er nach der Entstehung des mir bislang noch unbekannten „RawHeadRex“, bei dem George Pavlou neuerlich das Regie-Zepter schwang, selbst den Regiestuhl erklomm um bei „Hellraiser“ Regie zu führen, der ja gemeinhin als Klassiker des düsteren Erwachsenenfilms zählt und seine Protagonisten, die Cenobiten inklusive Pinhead zu Stars machte, die heutzutage jeder kennt.
In „Underworld“ ist das Konzept der Figuren leider nicht so gelungen und die Make-Up-Effekte und die doch eher nicht so gelungenen Locations lassen schon erahnen, dass wohl nicht wirklich viel Budget zur Verfügung stand. Liest man die Stimmen im Netz, so kommt der Streifen auch generell sehr schlecht weg, was vermutlich auch daran liegt, dass der wenig später entstandene „Hellraiser“ im direkten Vergleich natürlich um Lichtjahre besser ausgefallen ist. „Underworld“ hingegen ist eher eine unfreiwillig-komische Achterbahnfahrt in den Londoner Untergrund, der dann auch noch so Achtzigerjahre-lastig daherkommt, dass man eigentlich nur noch darauf wartet, dass die Gruppe „Sigue Sigue Sputnik“ ihr kleines Stelldichein gibt.
Dabei wäre die Geschichte ja meines Erachtens gar nicht mal so schlecht und hätte ja auch durchaus Potential, wenn die ganze Sause nicht so derart zäh und spannungsarm in Szene gesetzt worden wäre. Auch der Hauptdarsteller Larry Lamb wirkt zahm wie ein ebensolches und vermag es auch nicht, seinen ambivalenten Charakter glaubhaft darzustellen. Hammer-Horror-Ikone Ingrid Pitt steht als Pepperdine ebenfalls auf verlorenen Posten und dürfte neben Stephen Berkoff („Rambo“) und Miranda Richardson („Sleepy Hollow“) noch zu den bekannteren Gesichtern des Films zählen. Und auch wenn der Streifen im Finale etwas mehr in Fahrt kommt und am Ende sogar noch einen netten Effekt präsentiert, so ist der Weg bis dahin einfach viel zu steinig, als dass man sich an einem derartigen Werk öfters erfreuen könnte.
Ein derartiger Streifen ist dann aber in der „Trash Collection“ natürlich bestens aufgehoben und trägt die Nummer 87. Die Qualität ist eigentlich aus gut und wer von der Geschichte über die Drogen-Kommune im Untergrund nicht genug bekommen kann, hat auch noch die Möglichkeit sich die um rund zehn Minuten erweiterte Fassung des Streifens in englischer Sprache anzusehen. Neben zwei hübschen Cover-Varianten, gibt’s als Bonus auch noch eine umfangreiche Bildergalerie, sowie Trailer zu George Pavlous Nachfolgefilm „RawHeadRex“, dem Down-Under-Slasher „Nightmare on the Streets“, sowie „Shizomaniac“ und „Shocking Heavy Metal“, die ebenfalls in der „Trash-Collection“ veröffentlicht wurden.
Unterm Strich bleibt mit „Underworld“ ein leicht-unterdurchschnittlicher Horrorfilm, der seine Herkunft aus den Untiefen der Achtziger-Jahre, so wie seine kostengünstige Machart auch zu keiner Sekunde verleugnen kann. Wer sich bei dem Namen „Clive Barker“ jedenfalls grimmigen und blutigen Horror a la „Hellraiser“ erwartet, ist bei „Underworld“ sicher an der falschen Adresse. Hier gibt’s eher unfreiwillige Komik und eine teils vor Pathos-triefende Inszenierung, dass mit dem Talent zahlreicher Darsteller im Film nicht ganz mithalten kann. Die Make-Up-Effekte sind ebenfalls nicht wirklich gelungen und die Locations sind ebenfalls nicht ganz stimmig. Alles in allem ein Streifen, der dann auch eher die Trash-Fraktion ansprechen würde und dessen filmhistorische Relevanz wohl darin besteht, dass er Clive Barker dazu verleitet hat, selbst am Regiestuhl Platz zu nehmen um es eindeutig besser zu machen: 4-5/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8249
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