project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
Dr. Easter ist in der futuristischen Stadt Mardock City gerade dabei den reichen Casinobetreiber und Spieler Shell zu verfolgen, als dieser gerade dabei ist, die junge Prostituierte Balot, die er zuvor aus dem Gefängnis befreit hat, kaltblütig aus dem Weg zu räumen. Easter gelingt es jedoch in letzter Sekunde die Schwerverletzte aus dem brennenden Wrack zu befreien und als Balot wenig später wieder in einer zum Labor umfunktionierten Leichenhalle zu Bewusstsein kommt, liegt sie körperlich regeneriert aber ohne Stimme am Operationstisch von Easter und erfährt, dass sie von einer mysteriösen Organisation namens Scramble OS gerettet wurde und nun gegen die Verbrecher antreten soll, die Mardock City zu einem unrühmlichen Ort gemacht haben.
Dazu erhält die mit übermenschlichen Fähigkeiten versehene Balot auch einen neuen Partner namens Oeufcock, ein als gelbe Maus getarntes „Universal Item“, dass über messerscharfe Intelligenz und die Fähigkeit verfügt, Gefühle von Menschen zu spüren und sich bei Bedarf in jede beliebige Form und Waffe wandeln kann. Von Dr. Easter erfährt Balot auch, dass die geheime Vereinigung der Scrambles schon seit längeren öffentlich und auch im Untergrund hinter der kriminellen Organisation „October Company“ her ist, zu der auch der gewaltbereite Boyle gehört, der wie Oeufcock aus dem geheimen Labors des Militärs entstanden ist und nun mit Shell in eine mysteriöse Mordserie an jungen Mädchen verwickelt ist.
Obwohl Balots Erinnerung weitgehend gelöscht wurde, um die Verbrecherbekämpfung von Gefühlen unbeeinflusst ausführen zu können, erinnert sich die junge Frau jedoch wieder an ihr früheres Leben, in dem sie von ihrem Vater als Kind missbraucht wurde. Dieser wurde von Balots Bruder zum Krüppel geschossen und als die Familie daran zerbrach, musste sie sich auf eigene Faust in der heruntergekommenen Stadt durchschlagen. Doch auch an Shell und den Mordversuch kann sich Balot erinnern und schon bald keimt auch aufgrund ihrer neuen Möglichkeiten in der attraktiven Frau der Wunsch, an ihren Peinigern Rache zu nehmen. Auch Shell und Boyle ist es natürlich nicht entgangen, dass Balot den Mordanschlag überlebt hat und als die beiden Kopfgeldjäger auf die junge Frau hetzen, scheint die Möglichkeit der Rache gekommen…
„Mardock Scramble – The First Compression“ ist der erste Teil einer Anime-Trilogie, die auf den düsteren Romanen des japanischen Sci-Fi-Schriftstellers Tow Ubukata basiert und von einer Zukunft handelt, in der Mensch und Maschine bereits verschmolzen sind und der Kampf Gut gegen Böse schon fast apokalyptische Züge erlangt hat. Und genau in dieser Welt wird die junge Balot nach einem Mordanschlag als todbringender Cyborg zur Verbrechungsbekämpfung reaktiviert, die sich danach nicht nur den Bösen, sondern auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen muss.
Die literarische Vorlage des Streifens ist mir zwar nicht bekannt, erfreut sich weltweit anscheinend großer Beliebtheit und Autor Ubukata war auch bei der Umsetzung zum Anime für das Drehbuch zuständig. Dabei spart der Autor auch nicht mit unbequemen Themen und ist auch in Punkto Gewalt nicht gerade zimperlich ausgefallen. Aber auch wenn man die Romane nicht kennt, so macht der Auftakt der Trilogie doch gehörig Lust auf die nachfolgenden Teile, auch wenn man jetzt schon erahnen kann, dass die handelnden Personen vermutlich enger miteinander vernetzt sind, als man im Auftakt der Trilogie eigentlich annehmen würde.
Sieht man „Mardock Scramble“ so drängen sich natürlich Vergleiche mit „Ghost in the Shell“, „Akira“ und auch „Blade Runner“ auf, die ebenfalls in einer post-apokalyptischen Cyberpunk-Zukunft handeln und nicht auf ein Transformer-Teenie-Publikum zugeschnitten sind. Aber auch wenn man bei solchen übergroßen Vorbildern natürlich immer etwas vorsichtig sein muss, so hat mir „The First Compression“ doch sehr gut gefallen und man darf wirklich gespannt sein, ob die beiden noch kommenden Teile auch das hohe optische und inhaltliche Niveau, sowie auch das Tempo des hervorragenden Erstlings halten können. Doch bis es soweit ist, heißt es wohl noch ein bisschen warten, da der zweite Teil mit dem Titel „The second Combustion“ erst vor einigen Monaten in Japan veröffentlicht wurde und der dritte derzeit er einmal angekündigt ist.
Leider ist die Laufzeit von „The First Compression“ aber auch etwas kurz ausgefallen und erreicht mit Auf- und reichlich ausgedehntem Abspann gerade mal 69 Minuten. Zieht man beides ab, bleibt eine Laufzeit von knapp einer Stunde, dass ja fast noch unter die Kategorie Kurzfilm fällt. Laut Interview mit dem Regisseur war das aber die Vorgabe der Produzenten und das ursprüngliche Drehbuch musste von Ubukata dafür sogar noch gekürzt werden. Das ist imho doch etwas schade, da so natürlich wieder einmal ein schaler Nachgeschmack der Geschäftemacherei zurückbleibt, der im Anime-Business ja fast schon die Norm darstellt.
Aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt, da „Mardock Scramble“ ansonsten auf der Höhe der Zeit daherkommt. Die Optik ist eigentlich sensationell und die Verfolgungsjagd mit den Autos schon fast Foto-realistisch. Auch die Art und Weise, wie die verschachtelte Geschichte erzählt wird, hat mir ebenfalls gut gefallen und auch wenn manche Dinge etwas „over-the-top“ daherkommen, so überzeugt die spannende Geschichte mit relativ hohen Tempo und einer guten Mischung aus atemberaubender Action und auch ruhigerer Momente in einem postapokalyptischen Szenario, dass sich auch nicht hinter den großen Vorbildern verstecken muss.
Die DVD aus dem Hause Universum Anime bringt diesen Action-Kracher dann auch in sehr guter Bildqualität, die auch keine Wünsche offen lässt. Neben der japanischen Originalversion samt deutsch-sprachiger Untertiteln gibt es eine gelungene Synchro und auch das Bonusmaterial ist für Fans recht interessant ausgefallen. So gibt es drei längere Interviews mit Regisseur Susumu Kudo, der neben Details seiner beruflichen Laufbahn u.a. auch über seine Vorliebe zu Wim Wenders und unbekannteren Werken der „Studio Ghibli“ erzählt. Abgerundet wird der Silberling neben einer Trailershow dann noch mit zwei weiteren Interviews mit den Produzenten Go Nakanishi und Hiroyuki Shimizu, die ebenfalls recht interessante Dinge zum Entstehungsprozess der Trilogie von sich geben.
Unterm Strich bleibt ein kurzweiliger, weil auch etwas kurzer Animationsstreifen, der Fans von Sci-Fi-Action-Werken im Stile von „Ghost in the Shell“ aber dennoch nicht enttäuschen wird. Die Geschichte ist düster und komplex - die Bilder bunt, brutal und überdreht und die ganze Cyberpunk-Sause geht auch immer hübsch nach Vorne. „The First Compression“ und macht als Auftakt große Lust auf die beiden nächsten Teile, die hoffentlich in absehbarer Zeit ebenfalls veröffentlicht werden. Wer auf temporeiche Action im mittleren Härtegrad, etwas Tiefgang und einer sensationellen Optik abfährt, bekommt hier alles geboten, was das Anime-Herz so alles begehrt und auch wenn ich nicht der große Freund von derartigen Vermarktungsstrategien bin und auch lieber alle drei Teile am Stück gesehen hätte, so gibt es an dieser Stelle schon einmal 8/10 Punkten.
Offline
@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8345
Offline