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Eines schönen Tages treffen sich sechs Freunde und Hobby-Höhlenforscher um einen abenteuerlichen Trip in einem aufgelassenen Bergwerk zu unternehmen. Kurze Zeit nachdem die illustre Runde die weitreichenden Höhlen betreten haben, stürzt jedoch ein Gang im Stollensystem zusammen und versperrt den entsetzten Teilzeit-Archäologen den einzigen Ausweg. Einige Tage später sind dann auch sämtliche Nahrungsreserven aufgebraucht und es macht sich Panik und Lagerkoller unter den Männern breit, die vergeblich die ganze Zeit auf Rettung gewartet haben.
Als der hauptberuflich als Drehbuchautor tätige Jeff (David G. Cannon) seinen Freunden von einer Kurzgeschichte erzählt, die von Seeleuten handelt, die sechzig Tage verschollen galten und das Fleisch von toten Seeleuten gegessen haben um das eigene Leben zu retten, entsteht die entsetzliche Idee, deinen beliebigen Körperteil eines der eingeschlossenen Männer zu essen, der in einem Losverfahren ermittelt wird. Zuerst sind nicht alle begeistert, aber als die Aussicht auf eine baldige Rettung gegen Null tendiert, willigen auch die Skeptiker ein und das Los fällt auf Ted (Ray Dannis), der naturgemäß darüber wenig begeistert ist.
Das Unterfangen wird dann auch nicht sogleich in die Tat umgesetzt, da Ted bitterlich um sein Leben fleht. Doch das ändert sich, als Ted versucht, im Schlaf den Radiomoderator Hermann (Marvin Kaplan) zu ermorden. Die anderen halten ihn fest, während der Arzt Ray dem armen Mann den Arm amputiert, der für alle als Nahrungsquelle dienen soll. Als die Runde jedoch kurze Zeit später gefunden wird, beschließen die restlichen Abenteurer, die ganze Sache als Unfall darzustellen, während der mittlerweile wahnsinnig gewordene Ted furchtbare Rache schwört.
Als Jeff daher fünf Jahr später in der Weihnachtspost einen amputierten Arm eines Toten findet, ist dieser hochgradig alarmiert und begibt sich Ray und den anderen, die vermutlich in größter Gefahr schwebe. Und tatsächlich hat es sich jemand zur Aufgabe gemacht, an den fünf Männern Rache zu üben und als Ray in der Nacht von einem Unbekannten der Arm abgeschnitten wird, fällt der Verdacht sofort auf Ted, der mittlerweile von der Irrenanstalt entlassen wurde, aber spurlos verschwunden ist.
Gemeinsam mit dessen attraktiven Tochter (Deborah Walley) versuchen Jeff und der Polizist Mark (Paul Carr) den ehemaligen Freund zu finden, der jedoch den Beiden immer einen Schritt voraus ist. Jeff wird niedergeschlagen und erhält die Nachricht, der Nächste auf der Liste des Psychopathen zu sein. Der hegt jedoch ganz andere Pläne und schlägt kurze Zeit später neuerlich und unbarmherzig zu. Und während die ehemalige Hobby-Höhlenforscher-Runde weiter dezimiert wird, versuchen die anderen einen Ausweg aus dem grauenvollen Alptraum zu finden…
Die Sache vom „Kannibalismus in menschlichen Ausnahmesituationen“ ist ja ein Thema, das immer wieder von Filmemachern aufgegriffen wird. Ausschlaggebend dafür ist wohl die wahre Begebenheit des Fluges 571 der Uruguayan-Air-Force, bei dem im Jahre 1972 das Flugzeug in den Anden abstürzte und die erst 72 Tage später durch Zufall gerettet werden konnten und die das Fleisch ihrer toten Mit-Passagiere aßen, um selbst zu überleben. Ähnliches machen auch die sechs Höhlenforscher durch, die zu Beginn des Filmes verschüttet werden und nach Tagen des Hungerns und ohne Aussicht auf baldige Rettung den Arm ihres Kumpels Ted essen, um nicht zu sterben. Als sie jedoch wenig später gerettet werden, schwört dieser bittere Rache und scheint diese fünf Jahre danach auch in die Tat umzusetzen.
Was jedenfalls recht dramatisch beginnt, verkommt im Falle von „Amputiert – Der Henker der Apokalypse“ aber eher zum trashigen Horror-Vergnügen, bei dem man schon auch mal ein oder zwei Äugelein bei der Logik zudrücken muss. Trotz seines reißerischen Titels bietet der 1975 unter der Regie von Thomas S. Alderman entstandene Horrorfilm ja doch eher gediegene Slasher-Unterhaltung der zahmeren Sorte, bei dem man zwar einige abgetrennte Gliedmaßen vor die Linse bekommt, aber bei dem der Rest doch auch etwas träge in Szene gesetzt ist, sodass es bis zum bitteren Finale durchaus schon mal etwas Langeweile aufkommen kann.
Generell mag ich ja diese Art von Siebzigerjahre-Grindhouse-Filmchen auch recht gerne und „Amputiert“ macht auf seine Weise durchaus Spaß, allerdings meint es Alderman mit seinen hinausgezögerten Spannungsmomenten dann einfach etwas zu gut und der Film wirkt in diesen Szenen vor allem im Finale doch etwas zu sehr in die Länge gestreckt. Außerdem sind die Szenerien bei Nacht teilweise so schlecht ausgeleuchtet und finster, sodass die ganze Slasher-Sause in Kombination mit der mittelmäßigen Bildqualität der Scheibe die Fantasie des Zuschauers imho etwas zu sehr in Anspruch nimmt.
Andererseits ist der Film dann auch wieder spaßig und hat großartige Momente, wie z.B. die verzweifelten Momente im verschütteten Tunnelsystem, die an ähm… Dramatik auch nicht mehr zu überbieten sind. Während die Gesichter immer dreckiger werden, bleiben die Shirts der Darsteller aber sauber und ob es wirklich eine gute Idee ist, sich in so einer Situation gegenseitig die Körperteile abzuschneiden um damit zu überleben, sei jetzt auch einmal dahingestellt. Und auch die fiepsige, elektronische Moog-Musik hat mir in Kombination mit den teils recht düsteren Bildern gut gefallen.
Was jedoch etwas verwundert sind die zahlreichen Veröffentlichungen, dieses doch recht durchschnittlichen Filmchens aus dem Jahre 1975. So gibt es neben der CMV-Laservision-Scheibe als Nr. 28 der Trash-Collection ja auch noch ein Re-Pack von „84 Entertainment“ und neuerdings auch noch eine Fassung von „Savoy Film“. Inwiefern sich die Scheiben von der Qualität unterscheiden kann ich jetzt zwar nicht beurteilen, aber die Scheibe von CMV-Laservision ist in Anbetracht der Entstehungsgeschichte wohl durchaus okay, auch wenn sie sehr dunkel ausgefallen ist. Die Synchro ist ebenfalls okay und neben dem hübschen Cover (welches ja nicht unbedingt etwas mit dem Film selbst zu tun hat) gibt es auch noch eine Bildergalerie, sowie vier Trailer zu weiteren Filmen aus dem Programm der Trash-Collection.
Unterm Strich bleibt ein doch recht düsterer Früh-Slasher, der jedoch etwas daran krankt, dass die ganze Sache etwas zu zäh inszeniert ist. Die lustige Grundidee, die sympathischen Darsteller und auch das bitterböse Finale können jedenfalls nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier wohl nur eingeschränktes Budget und technisches Vermögen am Werke war. Dennoch mach „Amputiert – Der Henker der Apokalypse“ durchaus Spaß und für den Slasher-Abend in der richtigen Runde ist der Streifen von Thomas S. Alderman auch sicherlich gut geeignet. Ich hab mich mit wenigen Abstrichen ganz gut unterhalten gefühlt und daher gibt’s an dieser Stelle auch wohlwollende 5/10 Punkten.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8191
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