project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Rupert Berner (John Aldrich) ist ein ambitionierter Tierarzt, arbeitet im Frankfurter Zoo und ist mit der hübschen Reporterin Laura (Lorraine De Selle) befreundet. Als Laura eines Abends einem Kongress von Tierforschern beiwohnt, wird Berner von Inspektor Braun (Ugo Bologna) zu einem bizarren Tatort in der Innenstadt gerufen, an dem ein Liebespaar von tausenden von Ratten förmlich zerfleischt wurde. Obwohl die Fakten klar sind, kann sich Berner das aggressive Verhalten der ansonsten scheuen Tiere nicht erklären und nimmt vor Ort eine Blutprobe.
Als er diese in seinem Labor auswerten möchte, entdeckt der schockierte Arzt, dass durch einen Kurzschluss die Käfige der Zootiere geöffnet, drei Pfleger getötet wurden und die aufgebrachten Tiere geflohen sind. Diese machen nun die Innenstadt unsicher und fallen über die arglosen Bewohner der hessischen Finanzmetropole her, während die Polizei machtlos agiert. Als sich jedoch die übel zugerichteten Leichen stapeln, entdeckt Berner tatsächlich den Grund für das ungewohnt aggressive Verhalten, nur um wenig später festzustellen, dass die Bedrohung weit größer ist, als ursprünglich angenommen…
Mit Tierschutz und italienischen Filmen ist es ja immer so eine Sache und Themen wie „Tier-Snuff“ in Kannibalen-Filmen und den sogenannten „Mondos“ sorgen ja seit jeher für hitzige Diskussionen zwischen Filmfreunden und Tierschützern. Das jedenfalls bei diesem Reizthema auch die Wogen hochgehen ist nachvollziehbar und ich verstehe jeden, der für sich entscheidet, diese Filme aus diesen Gründen zu meiden. Andererseits ist diese Diskussion zum Teil auch etwas verlogen, da tagtäglich Millionen Tiere auf der Schlachtbank enden und zu Lebensmittel verwurstet und Kleidung verarbeitet werden und auch der Kreislauf der Natur wenig Rücksicht auch schwächere Tiere in der Nahrungsmittelkette nimmt.
Aber auch wenn ich „Tier-Snuff“ in „Cannibal Holocaust“ als provokantes, aber andererseits zweifelsfrei auch effektives Stil-Mittel von Filmen aus der Zeit akzeptieren kann, so fällt es mir im Gegensatz bei Franco Prosperis „Wild Beasts“ doch etwas schwerer, die gezeigten Tierquälereien kommentarlos hinzunehmen. Diese wären zum größten Teil auch gar nicht notwendig und sind der eigentliche Geschichte des Streifens, der dann auch von der „Umkehrung darwinistischer Machtverhältnissen“ handelt, auch gar nicht zuträglich. Für mich ist es ja verwunderlich, dass in den meisten Kritiken im Netz, dieser Aspekt vollkommen ausgeklammert zu sein scheint und bis auf Ausnahme von Marcus Stigglegger, der dieses im Booklet als „mittlerweile überwundene Unart des Genrekinos“ bezeichnet, kaum bis gar keine Erwähnung findet.
Dabei wäre die eigentliche Intention des Filmes ja auch gar nicht so schlecht und aus den interessanten Themen Umweltverschmutzung und Tierschutz hätte man auch durchaus einen guten Unterhaltungsfilm zaubern können, ohne dass man unnötige Tiertötungen so derart plakativ hätte einbauen müssen, die ihre ursprünglichen Bestrebungen dann auch vollkommen ad absurdum führen. Auch der semi-dokumentarische Stil der Inszenierung und die Frankfurter Locations sind sehr atmosphärisch und wissen eigentlich sehr gut zu gefallen, werden aber durch die beschriebenen Szenen größtenteils zunichte gemacht und so richtige Freude wollte sich trotz Italo-Leidenschaft nicht einstelle.
Was mir an dem Streifen ebenfalls nicht sonderlich gefallen hat ist die Tatsache, dass der Zuschauer in dem etwas trashigen Werk (Stichwort „Flughafel“) auf eigentliche Sympathieträger verzichten muss. Tierarzt Berner glänzt neben seinem eindrucksvollen Pornoschnauzinger vor allem durch seltsame Berufsansichten, während der weibliche Hauptpart der Reporterin Laura und zugleich optischer Aufputz mit seltsamer Synchronstimme vollends blass bleibt. Ziemlich ärgerlich wird es dann bei deren Tochter Suzy, die als Ballett-tanzende und etwas vernachlässigte Terrorbratze auch erschreckender und vestörender agiert, als es die wilden Tiere jemals tun könnten und bei der man – leider vergeblich – nur noch darauf wartet, dass sich eines der Raubtiere über sie hermachen möge.
Bekanntestes Gesicht bei den Darsteller dürfte für den italophilen Zuschauer wohl die französische Darstellerin Lorraine De Selle sein, die ja mit Filmen wie „Der Schlitzer“, „Die Rache der Kannibalen“ und „Laura – eine Frau geht durch die Hölle“ schon ausreichend mit den Abgründen des italienischen Genre-Kinos in Berührung gekommen ist. Für John Aldrich als Tierarzt Berner war es hingegen wohl der einzige Ausflug in schauspielerische Gefilde, während Ugo Bologna ja auch in anderen geschmackvollen Werken wie „Großangriff der Zombies“ und „Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“ in Erscheinung getreten ist.
Woran es aber im gegensatz zum polarisierenden Film wieder einmal nichts zu meckern gibt, ist die wunderbare Veröffentlichungspolitik von „Camera Obscura“, die den bisherigen Filmen um nichts nachsteht. Die Scheibe aus der „Italo Genre Cinema Collection“ hat ja nicht nur eine geschmackvolle Verpackung, sondern glänzt auch durch tolle Bild- und Tonqualität in sämtlichen Tonspuren. Auch das eigens angefertigte Bonusmaterial ist überzeugend, auch wenn das Interview mit Prosperi eher die Diskussionen über Tierschutz in seinen Werken eher anheizen wird. Abgerundet wird der Silberling dann noch mit einem Booklet samt Text vom geschätzten Marcus Stiglegger, dem Trailer zum Film, sowie einer Bildergalerie.
Unterm Strich bleibt ein sehr zwiespältiger Film, der mit Frankfurt als Location zwar zweifellos seine Momente hat, der aber mit vielen seiner tierquälerischen und Tiertötungs- Szenen, die nicht einmal notwendig wären, für mein Empfinden weit über das Ziel eines simplen „Unterhaltungs-Horrorfilm“ hinausschießt. Wer diese Tatsache ausblenden kann, bekommt mit „Wild Beasts“ sicherlich einen der besseren Vertreter von Tierhorrorfilmen serviert, bei allen anderen wird die Sichtung des 1982 gedrehten Streifens sicherlich, Befremden, Wut und Zorn hervorrufen. Ich bin an dieser Stelle jedenfalls froh, dass die fortschreitende Entwicklung von CGI, sowie die von Tierschutz-Gesetzen solche Szenen nicht mehr notwendig machten, bzw. ohnehin verbieten. Ich kann und will mich daher auch an solchen Filmen nicht erfreuen und so landet bei dem nächsten Prosperi-Filmabend als bessere Alternative doch lieber wieder der großartige „Mondo Candido“ im Player.
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@ Jochen,
Danke fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8253
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