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Raymond (David Roberts) lebt mit seiner Frau und seinem Hund ein beschauliches und ruhiges Leben in dem australischen Küstenort Haven Cove und leitet dort für einen skrupellosen Geschäftsmann eine Baustelle. Während ihn seine Arbeit zunehmend stresst, findet er Ausgleich bei der jungen Friseurin Carla (Claire van der Boom), mit der er eine Affäre hat. Als diese eines Tages ihren Mann Smithy (Anthony Hayes) dabei beobachtet, wie dieser eine große Menge Geld im Dachboden versteckt, fasst sie den Plan, das Geld an sich zu nehmen und mit Ray gemeinsam irgendwo anders ein besseres Leben zu führen.
Der bodenständige und ehrliche Ray ist über die Idee zwar wenig begeistert, willigt aber kurze Zeit später ein und hat ebenfalls einen Plan. Er organisiert einen den Brandstifter Billy (Joel Edgerton), der das Haus von Carla abfackeln soll, während sich diese mit ihren Mann auf einer öffentlichen Weihnachtsfeier im Stadtpark befindet und natürlich im Vorfeld das Geld an sich genommen hat. Doch der Plan geht schief und durch einen dummen Zufall kommt Carlas schlafende Schwiegermutter ebenfalls in dem Feuer ums Leben.
Nach dem Brand entdeckt jedoch Smithy, dass das Geld bereits im Vorfeld entfernt wurde und verdächtigt seine beiden Kumpel Eddy (Damon Herriman) und Leonard (Brendan Donoghue). Als Ray sich mit seiner Freundin auf der Baustelle trifft, wird er von Leonard beobachtet, der gerade dabei ist, einen Kompressor zu entwenden. Als es deswegen kurze Zeit später zu einem Handgemenge zwischen den Beiden kommt, fällt Leonard auf der Baustelle so unglücklich, dass er wenig später tot ist.
Während Ray nun auch eine Leiche am Hals hat und versucht, diese auf der Baustelle los zu werden, meldet sich auch der Brandstifter, der wenig erfreut ist, dass bei seinem Coup auch ein Mensch zu Schaden gekommen ist und verlangt mehr Geld. Als auch noch weitere Erpresserbriefe einlangen, Rays Frau zunehmend Verdacht schöpft und auch Smithy seine Frau verdächtigt, steuert alles einem blutigen Höhepunkt entgegen…
Australische Filme sind ja in unseren Breiten irgendwie immer noch ein bisschen unterrepräsentiert, auch wenn in der letzten Zeit mit „The loved Ones“ und „I Am You – Mörderische Sehnsucht“ zwei durchaus interessante Filme aus Down Under veröffentlicht wurden. Auch die Inhaltsangabe von „The Square“, dem Regie-Debüt des 1973 geborenen Nash Edgerton klingt auf den ersten Blick recht interessant und lässt Thriller-Fans aufhorchen.
Die Geschichte über den „perfekten Plan“ zweier einfacher Leute erinnert dann auch zu recht an „Fargo“ von den Coen-Brüdern, oder auch Sam Raimis „Ein einfacher Plan“, in denen sich ebenfalls Normalos in einem Netz aus Lügen und Gewalt verstricken und letztendlich für unehrenhafte Gedanken und kriminelle Handlungen ihre jeweiligen Rechnungen bekommen. Und auch in „The Square“ geht natürlich einiges schief und aus dem Plan, bei dem eigentlich niemand körperlich zu Schaden kommen soll, wird leider nichts und schon bald gibt es die ersten Leichen zu vermelden.
Das Drehbuch von Joel Edgerton, der im Film auch als cholerischer Brandstifter zu sehen ist, wirkt bewusst sehr authentisch und lässt die ganze Geschichte über Habgier und kriminelle Energie aus einem sehr bodenständigen Umfeld endstehen. Baustellen-Leiter Ray wirkt wie der nette Typ von nebenan und auch Carla wirkt sympathisch und sieht in dem Geld die Möglichkeit, endlich von ihrem saufenden und zwielichtigen Mann zu entfliehen. Der gestresste und unglückliche Ray ist auch anfänglich nicht begeistert und lässt sich eher widerwillig auf die Geschichte.
Leider kommt die Geschichte aber irgendwie nie so richtig in Fahrt und im Vergleich zu den beiden genannten Streifen schwächelt „The Square“ dann auch etwas. So bleiben sämtliche Figuren ziemlich blass und auch über die Hintergründe wird zu wenig verraten. So kann man nur erahnen, wie Ray zu der wesentlich jüngeren Clara gekommen ist und auch über die Herkunft der ominösen Tasche voller Geld wird der Zuschauer im Unklaren gelassen. Außerdem gibt es für meinen Geschmack ein paar „Zufälle“ zu viel, die auch nur dazu dienen, die Geschichte weiter eskalieren zu lassen.
Sicherlich ist „The Square“ nicht uninteressant, aber irgendwie hat mir die unspektakuläre Inszenierung nicht so wirklich zugesagt und der Funke wollte nicht so wirklich überspringen. Es fehlt auch irgendwie der Sympathieträger, der die ganze Sache für den Zuschauer irgendwie spannend macht. Vom tiefschwarzen Humor der Coen-Brüder ist ebenfalls nichts zu spüren und wer nach der behäbigen Inszenierung wenigstens im Finale auf eine spezielle Pointe oder dergleichen wartet, wird wohl auch zwangsläufig etwas enttäuscht sein.
Dabei gibt es schauspielerisch wenig zu meckern und David Roberts agiert auch ganz passabel. Auch Claire van der Boom als Carla bietet keinen Anlass zur Kritik, auch wenn ihre Rolle wohl die farbloseste im ganzen Streifen ist. In den Nebenrollen gibt es Ex-Baywatcher Peter Phelps und Kieran Darcy-Smith („The Cave“) als Bauarbeiter-Kollegen und Anthony Hayes beweist wie auch Damon Herriman und Brendan Donoghue ausgiebig Mut zur White-Trash-Hässlichkeit.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause „Atlas Film/Koch Media“ bringt den 2008 gedrehten Film in sehr guter Bild- und Tonqualität, wobei aufgrund der Inszenierung das Medium sicherlich keine Bildwunder zu erwarten sind. Das Bonusmaterial ist recht üppig ausgefallen und bringt nicht nur ein ausgiebiges Making-Of und entfallene Szenen, sondern auch noch weitere Featurettes, sowie einen Audiokommentar. Abgerundet wird der Silberling dann noch mit zwei Trailern.
Unterm Strich bleibt ein etwas zwiespältiges Thriller-Vergnügen aus Down-Under, das irgendwie daran kränkelt, dass es aus der Ecke einfach viel bessere Filme gibt. „The Suare“ hängt sich an „Fargo“ und „Ein einfacher Plan“ und ist mit seiner Geschichte dabei einfach zu beliebig ausgefallen. Trotz der guten Darsteller und der sicherlich soliden Inszenierung bleibt am Ende einfach zu wenig zurück, als dass man sich nachhaltig an „The Square“ erinnern würde. Für den durchschnittlichen und etwas unspektakulären Thriller-Abend ist Edgertons Regie-Debüt dann aber trotzdem geeignet. 5/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8246
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