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Largo (Tomer Sisley) ist nicht nur ein smarter Draufgänger, sondern auch der bislang nicht in Erscheinung getretene Adoptivsohn des milliardenschweren Finanzmoguls Nerio Winch (Miki Manojilovic). Als dieser eines Tages tot aufgefunden wird, lässt diese Nachricht die Finanzwelt und Börsen der Welt erzittern, da dessen Konglomerat aus diversen Firmen kurz vor einer feindlichen Übernahme durch den zwielichtigen Russen Korsky (Karel Roden) steht. Als von Ann Ferguson (Kristin Scott Thomas), der rechten Hand des verstorbenen Milliardärs dem Vorstand daher überraschend einen Adoptivsohn präsentiert, reagiert dieser skeptisch und verlangt Beweise für dessen Behauptungen. Diese kann Largo zwar erbringen, aber dennoch ist die versammelte Runde von einem Abenteurer als Chef wenig begeistert.
Während Ferguson jedoch den Vorstand bei der Sitzung zur Einigkeit mahnt, da man nur gemeinsam einer feindlichen Übernahmen trotzen könnte, geschieht ein Mord und Largo beginnt auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen. Als er auch erfährt, dass sein Vater nicht eines natürlichen Todes gestorben ist, fällt der Verdacht sofort auf denzwielichtigen Russen und Largo lässt sich trotz aller Bedenken auf ein Treffen ein. Währenddessen hat auch Ferguson bereits einen Plan um die Versuche des russischen Geschäftsmanns zu sabotieren. Und ehe sich Largo versieht ist er im Kreuzfeuer wirtschaftlicher Interessen und einem gigantischen Spiel aus Korruption und Intrigen, bei dem auch seine Familie in größte Gefahr gerät…
Das die Finanzwelt bisweilen einem Haifischbecken gleicht ist ja im Grunde keine neue Erkenntnis. Geld korrumpiert und wo es um Beträge jenseits der Milliönchen geht, spielt auch Ethik und Moral keine Rolle mehr. Da werden Firmen gekauft und wieder verkauft, manche feindlich übernommen und ausgeschlachte, Lobbyisten verunglücken auf mysteriöse Weise und so manches Firmenimperium kann allein durch platzierte Gerüchte und fallende Aktienkurse an den Rand des wirtschaftlichen Bankrotts gebracht werden. Und gerade in Zeiten wie diesen, wo dubiose Rating-Firmen über das Schicksal von ganzen Ländern entscheiden und auch manche Länder in einem Sumpf aus Korruption versinken, ist die Thematik ja aktueller denn je.
Und genau diese korrupte Sphären der Finanzwelt bzw. die Chef-Etage eines weltweiten Imperiums bietet den Hintergrund für das französische Abenteuer-Spektakel „Largo Winch“, das handfeste Action mit allerlei Intrigen und Korruption verbindet und dabei ein temporeiches Spektakel vom Zaun lässt, dass auch sehr gut zu unterhalten weiß. Die Geschichte des Abenteurers Largo ist dann wohl auch von Figuren wie James Bond inspiriert, liegt aber wohl einer französischen Comic-Reihe zu Grunde, die auch schon Vorlage für eine ganze TV-Serie war. Aber auch in Unkenntnis der literarischen Vorlage ist Regisseur Jerome Salle ein sehr kurzweiliger Film gelungen, der mit allerlei Wendungen bis zum Schluss auch recht gut funktioniert.
Neben der Geschichte über feindliche Übernahmen konzentriert sich der Film mit seinen vielen Rückblenden auch eher auf die Figur von Lago, der von seinem Vater über die Jahre auf seine Rolle vorbereitet wurde und der jedoch lieber Abenteurer als Finanzjongleur ist. Als er sich daher nach der Ermordung seines Adoptiv-Vaters einer großen Intrige ausgesetzt sieht und das Erbe bzw. Vermächtnis bedroht ist, greift er daher auch zu unorthodoxen Ermittlungsmethoden, die den smarten und sympathischen Mann dann auch in zahlreiche lebensbedrohenden Situationen in exotischen Orten führen. Die Geschichte wirkt dabei durchaus komplex, wird aber so geschickt erzählt, sodass der Unterhaltungsfilm nicht mit unnötigen Ballast und wirtschaftlichen Fakten langweilt.
Das Herzstück des Films sind ja dann auch seine Action-Passagen und davon gibt es in „Largo Winch“ ja auch eine ganze Menge. Von der spannenden Autoverfolgungsjagd in Brasilien bis zum packenden Zweikampf über den Dächern von Hongkong ist bis zum spannenden, wenn auch etwas vorhersehbaren Finale alles vertreten und es kracht wirklich an allen Enden und Ecken. Das Tempo von „Largo Winch“ ist im oberen Bereich und mit wunderbaren Dreh-Locations in den unterschiedlichsten Ecken der Erde vergehen die knapp 100 Minuten auch wie im Flug.
Bei den Darstellern überzeugt vor allem der mir bislang unbekannt Tomer Sisley, der sonst wohl eher in Serien mitgewirkt hat. In „Largo Winch“ überzeugt er allerdings auch als herzensguter Actionheld, der mit Witz und Charme auch sofort die Sympathien auf seiner Seite hat. Bekanntestes Gesicht ist aber wohl die englische Schauspielerin Kristin Scott Thomas, die als Ann Ferguson einen etwas zwielichtigen Charakter spielen darf. Die Nebenrollen sind ebenfalls mit eher unbekannten Gesichtern, aber dennoch gut besetzt und mit Melanie Thierry gibt es auch noch ein hübsches Eye-Candy für die männlichen Zuschauer.
Die DVD aus dem Hause Sunfilm bringt den Streifen ungekürzt mit einer FSK16-Freigabe. Die Bild und Tonqualität ist für eine aktuelle Produktion auch sehr gut und neben der deutschen Synchro gibt es auch noch die französische Originalversion samt optionaler, deutscher Untertitel. Neben einer Single-Edition, die im Bonus eine Handvoll Trailer bietet, gibt es aber auch noch eine Special-Edition, die sowohl auf DVD als auch auf Blu-Ray-Disc noch eine zweite Scheibe mit allerei Bonusmaterial befindet, in der dann ausgiebig auf die Dreharbeiten und Entstehung des Filmes eingegangen wird.
Unterm Strich bleibt ein solider Action-Abenteuerfilm im Dunstkreis der Wirtschaftskriminaltät, der den Zuschauer aber zu keiner Sekunden mit schnarchigen Details aus der Finanzwelt langweilt, sondern eher ein wahres Feuerwerk an Action abfackelt, dass sich auch hinter anderen Filmen nicht verstecken muss. Dass die ganze Sache doch sehr mainstreamig daherkommt und für Drama-Fans auch an Tiefe vermissen lässt, fällt dann angesichts des hohen Tempos auch gar auf. Wer sich jedenfalls 100 Minuten mit hübschen Menschen, handfester Action und schönen Locations vertreiben möchte, ist mit „Largo Winch“ sicherlich gut beraten. Es muss ja nicht immer Hollywood sein. 6-7/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8183
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