project: equinoX Forum

Als der junge Kei eines Tages in einer U-Bahnstation auf seinen ehemaligen Schulfreund Kato trifft, ist dieser gerade damit beschäftigt einen Betrunkenen, der auf die Gleise gefallen ist, vor einem herannahenden Zug zu retten. Als auch Kei eingreifen möchte, werde beide vom Zug erfasst und erwachen augenblicklich später mit anderen Menschen in einem Appartment mit einer riesigen Kugel in der Nähe des Tokio Towers. Weder Kei noch Kato, noch die anderen Personen wissen, wie sie in dem Raum gekommen sind und werden wenig später Zeuge, wie sich eine weitere Person in dem Zimmer materialisiert.

Von einer mysteriösen und großen, schwarzen Kugel im Raum erfährt die verdutzte Gruppe, dass sie für ein Spiel auserwählt wurden, in dem es darum geht, außerirdische Invasoren zu bekämpfen und damit Punkte zu sammeln, die ab einer gewissen Höhe auch die Rückkehr in das alte Leben bzw. die Wiedererweckung eines toten Menschen ermöglichen kann. Und ehe sich Kei und Kato versehen, sind sie schon mitten drin in einem Action-reichen Spiel um Leben und Tod, in dem nur der Beste gewinnen kann…

Hach menno…  mit Animes ist es ja generell so eine Sache. Während die Klassiker des Genres klassisches Erzählkino mit ungewöhnlichen Bildern präsentieren, gibt es abseits von Ghibli & Co auch unzählige andere Filme, bei denen eher die Action, Gewalt und eine ungewöhnliche und  technisch-perfekte Optik im Vordergrund steht und dabei eine eigentliche Geschichte oder tiefergehende Charakterisierung der Figuren eher vernachlässigt wird, was der offensichtlich verkürzten Aufmerksamkeitsspanne der sogenannten Gaming-Generation sehr entgegenkommt. Und anstatt einen stimmigen Handlungsbogen zu bieten, gibt es eher episodenhaftes Erzählgut inklusive zahlreicher sogenannter „Cliffhanger“ für Pre-, Se- und sonstige Quels.

Die Realverfilmung des sehr erfolgreichen Mangas „Gantz – Spiel um dein Leben“ zählt dann leider auch zur zweiten Kategorie und setzt den Zuschauer vor vollendete Tatsachen und bietet für die abstruse Geschichte auch erst gar keine Erklärungsversuche. Auch auf eine tiefergehende Charakterisierung der Protagonisten wird verzichtet und lässt den Film zu einer CGI-Nummern-Revue verkommen, bei der ich nach knapp 30 Minuten etwas gelangweilt zum ersten Mal auf die Anzeige des DVD-Player schaute. Denn was sich in der Inhaltsangabe noch halbwegs interessant anhört ist leider nur wieder einmal ein absolutes Paradebeispiel für unausgegorene Drehbuchentwürfe und Ideenlosigkeit der heutigen Zeit.

Keine Ahnung, inwieweit sich die Verfilmung an die erfolgreiche Anime-Serie hält, aber offensichtlich gilt die Print-Form doch als sehr brutal, blutig und auch sexuell, während sich der Film diesbezüglich doch etwas zurückhält oder das Geschehen so verfremdet, dass Blut und Körpersäfte nicht mehr als solche zu erkennen sind. Inhaltlich scheint es sich bei dem Film auch um eine entschlackte Form der Vorlage zu handeln, die sich auf wenige der zahlreichen Hauptfiguren konzentriert.

Dabei wäre die Geschichte über frisch Verstorbene, die zu Kämpfen gegen Aliens genötigt werden und dabei auf ein ansehnliches Waffenarsenal zurückgreifen können, ja eigentlich gar nicht mal so schlecht. Allerdings ist schon der Einstieg etwas arg mau und nach dem unerwarteten Auftakt der Geschichte und dem Kennenlernen der Charaktere bietet die ganze Monsterhatz-Sause nur noch wenig überraschende Momente und verlässt sich zu sehr auf seine computer-animierten Bilder und Action-Sequenzen, die sich aber ab einem gewissen Zeitpunkt dann auch nur noch wiederholen und trotz immer größerer und wilderer Gegner doch auf Dauer langweilen.

Irgendwie erinnert der Streifen dann auch etwas an ein Computerspiel und ist wohl auch genau auf diese Zielgruppe zugeschnitten, die sich gerne von hübschen Bildern von der Realität ablenken lässt. Und vermutlich bin ich für diese Art von Filmen auch einfach schon viel zu alt bzw. oldskool, als dass ich mich dafür noch begeistern könnte. Wenn ich einen Film gucke, dann hab ich gerne eine Geschichte oder die Mindestanforderungen einer derselben. Auch bei den Bildern bevorzuge ich lieber handgemachte Dinger, als irgendwelche austauschbaren Effektorgien aus dem Rechner, denen imho einfach die Seele und das Herzblut fehlt.

„Gantz – Spiel um dein Leben“ folgt dann auch auf anderer Seite den negativen Tendenzen des Genres und bietet weder richtigen Beginn, noch Ende und auch keine Antworten auf etwaige Fragen, sondern ist dann wohl wohl wieder einmal der Auftakt zu einer ganzen Serie von Filmen, die bei wirtschaftlichen Erfolg dann auf die Fans losgelassen werden. Die Kuh wird halt wie üblich so lange gemolken, wie sie Milch gibt und anscheinend ist bei Anime-Fans ja auch immer noch Potential, dass Kohle-technisch abgeschöpft werden kann. Eine TV-Serie gibt es ja bereits und auch der Nachfolge-Film „Gantz: Perfect Answer“ steht schon in den Startlöchern, in dem von Regisseur Shinsuke Sato die spartanische Geschichte des Erstlings weiter erzählt wird und von der man sich wohl ebenfalls nur wenig Auflösendes erwarten darf. 

Neben dem Inhalt fand ich aber auch die Bilder nicht sonderlich ansprechend. Der Look des Films ist eher trist und dunkel gehalten und auch die Action, die ja wohl das Herzstück des Filmes darstellen sollte, fand ich ehrlich gesagt nicht sonderlich spektakulär. Jedenfalls bietet „Gantz – Spiel um dein Leben“ nichts, was man nicht auch schon dutzendfach in vergleichbaren Filmen gesehen hätte. Die Zwei- und Mehrfachkämpfe sind zwar sehr flott inszeniert, aber nachdem man kaum etwas über „warum“ und „wieso“ erfährt, hält sich die Spannung bei einer Laufzeit von über zwei Stunden dann auch etwas in Grenzen. Auch die Darsteller bleiben aufgrund des Drehbuchs seltsam blass und sind auch eher körperlich, als schauspielerisch gefordert.

Die DVD aus dem Hause Sunfilm bietet den knapp zweistündigen Film, bei dem in der Mitte des Abspanns noch eine Szene folgt, in sicherlich sehr guter Qualität. Auch die Synchro ist sehr gelungen, was ja bei Filmen aus der Ecke nicht immer der Fall ist. Neben dem deutschen und japanischen Trailer zum Film gibt es auch noch eine Trailershow und die Kaufversion bietet im Gegensatz zur mir vorliegenden Promo-DVD dann auch noch eine zweite Disc mit Interviews und einem Making-Of.

Unterm Strich bleibt eine etwas seltsame Anime-Realverfilmung, die zwar für das Auge so einiges bietet, inhaltlich aber doch arg enttäuscht. Der episodenhaft-angelegte Film bietet ein recht wirres Szenario, dass der Zuschauer ohne nähere Erklärungen zu akzeptieren hat und wer nicht gerade Interesse an Computerspiel-artigen Filmen hat, wird an „Gantz – Spiel um dein Leben“ wohl kaum seine Freude haben. Die Geschichte bleibt jedenfalls weit hinter ihren eigentlichen Möglichkeiten zurück und bietet lediglich die lose und dürftige Rahmenhandlung für zahllose actionreiche Sequenzen inklusive begonnener Handlungsfäden, die zwar einzeln für sich gut gemacht sind, aber aufgrund mangelnder Charakterisierung im Gesamtkontext einfach nur mäßig funzen. Für über zwei Stunden bietet „Gantz“ dann auch erschreckend wenig Substanz und hat mich insgesamt doch arg enttäuscht:  3/10

Beitrag geändert von jogiwan (13.October 2011 17:39:06)