project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Im Jahre 1999 kehrt die fünfzehnjährige Rachel Barber von ihrem Tanzunterricht nicht nach Hause zurück lässt ihre Eltern verzweifeln zurück. Nicht nur, dass es keine Spur von dem hübschen Teenager gibt, auch die Polizei scheint sich wenig für den Fall zu interessieren, da jährlich tausende Jugendliche von ihrem Elternhaus ausreißen und wenig später doch wieder wohlbehalten zu Hause auftauchen. Doch im Falle von Rachel ahnen ihre Eltern, dass etwas Schreckliches passiert ist und beginnen auf eigene Faust nach ihrer verschwundenen Tochter zu suchen.
Diese ist aber auch Tage später noch immer wie vom Erdboden verschluckt und sämtliche Ermittlungen der Polizei und auch die private Suche von der Familie und Freunden verlaufen ins Leere. Als die verzweifelten Eltern den Weg in die Medien suchen kommt die Polizei aufgrund eines Hinweises der Bevölkerung jedoch der dreiundzwanzigjährigen Caroline auf die Spur, die bereits als Kindermädchen für die Barbers gearbeitet hat, für ihre psychischen Probleme bekannt und seit Tagen nicht bei ihrer Arbeit erschienen ist…
Der heimtückische Mordfall an der jungen Australierin Rachel Barber sorgte im Jahre 1999 weit über die Grenzen des Kontinents für großes mediales Aufsehen, da die psychisch-gestörte Täterin aus Eifersucht auf das – ihrer Meinung nach perfekte - Leben der Schülerin den Mord beging und daraufhin die Identität des Opfers übernehmen wollte. Dabei nutzte sie die Gutgläubigkeit des Opfers aus und auch die Tatsache, dass sie mit diesem seit langen bekannt war. Sie strangulierte das Opfer, vergrub es in der Nähe einer Farm und führte ein Tagebuch, in dem sie ihren grotesken Plan dokumentierte.
In dem Streifen „I am you – Mörderische Sehnsucht“ von nimmt Regie-Debütantin Simone North diese scheinbar sinnlose Tat zum Anlass und präsentiert dem Zuschauer den Kriminalfall aus mehreren Perspektiven. Während im ersten Teil des Filmes die Reaktionen der verzweifelten Eltern und deren Versuche, die polizeiliche Ermittlungsarbeit zu beschleunigen, gezeigt werden, wechselt die Perspektive danach wahlweise zwischen Täter und Opfer, sowie im letzten Teil auch zu den Ermittlungen der Polizei.
Der Film startet auch sehr eindrucksvoll mit dem drastischen Worten der von Selbsthass zerfressenen Caroline und traumartigen und von schweren Streichern untermalten Bildern von der mit ihrem Freund tanzenden Rachel, die ihrer Meinung nach nicht nur den perfekten Körper, sondern auch das perfekte Leben führt. Danach startet der eigentliche Film mit dem besorgten Vater, der auf seine Tochter wartet, die wider Erwarten nicht vom Tanzunterricht zurückkommt und der ganze Fall ins Rollen kommt.
Danach folgen weitere stimmungsvolle Bilder und lange, schwelgerische Kamerafahrten, die eigentlich im Widerspruch zur unbequemen Handlung stehen und den Zuschauer immer tiefer in die wirre Gefühlswelt der paranoiden Täterin eindringen lässt, die voller Selbsthass zerfressen ist und sich ständig von ihrer Umwelt bedroht und eingeschüchtert sieht. Und in diesen Momenten läuft der Film auch dank der eindrucksvollen Leistung von Ruth Bradley zu absoluter Höchstform auf.
Leider kann der Rest des Filmes dann nicht mehr ganz so mithalten und irgendwie ist „I am You – Mörderische Sehnsucht“ trotzt überwiegend positiver Aspekte dann doch ein etwas zwiespältiges Ereignis. Irgendwie wusste wohl auch Simone North nicht so recht, in welche Richtung ihr Thriller-Drama gehen soll, da der Fokus scheinbar willkürlich von einer Person(nengruppe) und Zeitebene zur nächsten springt. Da man ja von Anfang an weiß, wie die Sache ausgeht, hält sich auch die Spannung in Grenzen und alle Figuren werden wertungsfrei und dadurch seltsam distanziert betrachtet.
Das angekündigte „Psychogramm einer unmenschlichen Eifersucht“ wird ja nicht wirklich geliefert und einige – zum Teil sehr drastische – Momentaufnahmen im Leben der Täterin müssen als Erklärung für die abscheuliche Tat genügen. Diese ist dann auch sehr drastisch in Szene gesetzt und wirkt in dem ansonsten eher ruhigen Drama irgendwie deplatziert. Die Charaktere der anderen Figuren werden ebenfalls nicht weiter vertieft, sondern in einem gewissen Grad Sensations-heischend im in emotionalen Momenten quasi zur Schau gestellt, was zumindest bei mir den Effekt hatte, dass der Film zwar interessant ist, aber sicherlich sein Potential nur ansatzweise ausschöpft.
Der Film kann durch seine Darstellung dann auch nur als Versuch gesehen werden, die Psyche einer mental-gestörten Frau näher zu beleuchten. Und diese Absicht steht und fällt natürlich mit der schauspielerischen Leistung von Ruth Bradley, die mit Mut zur Hässlichkeit und mit vollem Körpereinsatz versucht, dem Zuschauer die zerrüttete Psyche ihres Charakters näher zu bringen. Das ist dann auch zweifelsfrei sehr gelungen, auch wenn ich mir in diesem Zusammenhang etwas mehr als die gezeigten Gefühlsausbrüche gewünscht hätte.
Die restlichen Darsteller sind ebenfalls gelungen, kämpfen aber gegen das etwas unentschlossene Drehbuch an. Mit Miranda Otto („Herr der Ringe“) Sam Neill („Event Horizon“) und Guy Pearce „Memento“) hat man drei sehr bekannte Namen am Start, die auch gut gegen das etwas unentschlossene Drehbuch anspielen. Auch die anderen Darsteller sind sehr glaubwürdig und vor allem technisch bietet der australische Streifen aus dem Jahre 2009 überhaupt keinen Anlass zur Kritik und wer so wie ich vollkommen auf lange und schwelgerische Kamerafahrten abfährt, kommt in „In Her Skin“ voll auf seine Kosten.
Die DVD aus dem Hause Atlas Film bringt dieses Thriller-Drama in sehr guter Bild- und Tonqualität und lag mir nur in der Presse-Fassung ohne Bonusmaterial vor. Der Film selbst wäre eigentlich mit einer FSK16-Freigabe über die Runden gekommen, erscheint aber aufgrund des Bonusmaterials mit einer Freigabe ab 18 Jahre. Warum das so ist, kann ich aber an dieser Stelle nicht erahnen, da sich dieses aus Interviews, unverwendeten Szenen und anderen Featurettes zusammensetzt.
Unterm Strich bleibt ein solides und technisch sehr gutes Psycho-Drama über einen brutalen und ungewöhnlichen Eifersuchts-Mord, das jedoch etwas darunter leidet, dass sich das Drehbuch nicht entscheiden kann, aus welcher Perspektive es den nun die Geschichte eigentlich erzählen möchte. Die vier Blickwinkel sind zwar ein interessanter Ansatz, haben jedoch die Folge, dass der Film seine Geschichte auf sehr emotionale und etwas plakative Momente reduziert und leisere Zwischentöne vermissen lässt. Und auch wenn mir der Film gut gefallen hat, so werde ich das Gefühl nicht los, dass hier schon mehr möglich gewesen wäre: 6-7/10
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@ sven: wie machen wir das mit den Bildern. Die Presse-DVD hat ja leider durchgehend eine Einblendung. Ich kann schon Screenies machen, aber das sieht halt nicht sonderlich gut aus...
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Hi Jochen,
kein Thema, ein paar habe ich da und ich schaue im Netz noch etwas nach, werde sicher fündig werden.
Schöne Grüße
cu Sven
jogiwan schrieb:
@ sven: wie machen wir das mit den Bildern. Die Presse-DVD hat ja leider durchgehend eine Einblendung. Ich kann schon Screenies machen, aber das sieht halt nicht sonderlich gut aus...
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8065
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