project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die junge Sarah (Amy Seimetz) lebt in einer kleinen amerikanischen Stadt, arbeitet bei einem Arzt und lernt eines Tages bei ihren wöchentlichen Treffen bei den „Anonymen Alkoholikern“ Kevin (Joe Swanberg) kennen, der ebenfalls seine Alkoholsucht zu überwinden versucht. Die Beiden sind sich sympathisch und eines Tages nach einem Geständnis von Sarah vor der gesamten Gruppe fasst dieser seinen ganzen Mut zusammen und macht mit Leidensgenossin ein Date aus. Diese ist zwar zuerst ablehnend eingestellt, willigt aber kurze Zeit später ein und trifft sich tatsächlich noch in derselben Woche mit dem jungen Mann auf ein Date.
Doch es gibt einen guten Grund für Sarahs Verschlossenheit und der heißt Garrick Turrell (AJ Bowen), ist ein verurteilter Serienkiller und gerade aus dem Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses entflohen. Nun ist er unterwegs auf der Suche nach seiner Ex-Freundin, die dafür gesorgt hat, dass der Mann überhaupt verhaftet wurde. Dabei zieht der skrupellose Massenmörder eine Spur des Grauen durch das ganze Land und mordet sich durch mehrere amerikanische Bundesstaaten um seine ehemalige Freundin zu finden.
Als Sarah die Nachricht von Garricks Flucht erfährt, vermutet sie sofort, dass dieser versuchen wird, sie zu finden und gerät zunehmend in Panik. Als auch noch eine Arbeitskollegin ermordet aufgefunden wird und zwei weitere Morde im Umkreis geschehen, erzählt sie Kevin von ihrer grausamen Vergangenheit, der darauf vorschlägt, zu einem abgelegenen Haus seiner Eltern zu flüchten, dass nur zu Fuß zu erreichen ist. Doch als Sarah und Kevin dort angekommen, werden sie bereits erwartet und für die junge Frau geht das wahre Grauen erst richtig los…
Mit Independent-Filmen ist es ja immer so eine Sache. Da ihnen einfach nicht die Kohle für teure Schauspieler, Settings und Publicity großer Produktionen zur Verfügung stehen, haben diese Art von Filme im Grunde drei Möglichkeiten um in der schier überschaubare Masse von Veröffentlichungen herauszustechen und ein entsprechendes Publikum zu finden. Entweder sie erzählen eine außergewöhnliche Geschichte, sind in ihrer filmischen Form besonders ungewöhnlich und/oder bieten Bilder im grafischen Bereich, die in Mainstream-Werken aufgrund diverser Beschränkungen einfach nicht möglich sind.
Dem jungen amerikanische Indie-Regisseur Adam Winegard sind diese Regeln wohl auch bewusst und so hat er mit seinem 2010 entstandenen Streifen einen Film geschaffen, der sowohl eine ungewöhnliche Geschichte erzählt, ungewöhnlichen Bilder bietet und auch die ein- oder andere Gewaltspitze für das aufgeschlossene Genre-Publikum bietet. Herausgekommen ist „A Horrible way to die“ und ein Indie-Streifen, der im Grunde dann auch alles richtig macht und den direkten Vergleich mit großen Produktionen auch gar mal scheuen muss.
Die Geschichte über eine junge Frau im Zeugenschutzprogramm, die nicht nur mit ihrer Alkoholabhängigkeit, sondern auch ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat, ist auf den ersten Blick zwar nicht unbedingt neu, bietet aber im Verlauf des Filmes auch die ein- oder andere Überraschung, mit der man vielleicht auch nicht gerechnet hat. Die Art und Weise, wie Winegard seine Geschichte erzählt, ist ebenfalls gelungen und sorgt dafür, dass der Zuschauer mit zunehmender Laufzeit mehr über das nicht uninteressante Verhältnis über Sarah und Garrick erfahren.
Die Optik des Streifens ist jedoch schon etwas ungewöhnlich und wird wohl nicht den Geschmack von allen treffen. Der ganze Film wurde mit Handkamera gedreht und nahezu alle Szenen beginnen und enden zumeist mit Unschärfen und anderen optischen Spielereien mit Licht, die vielleicht dann doch etwas zu inflationär eingesetzt werden. Der gesamte Look des Filmes ist eher trist und düster gehalten, die Geschichte mit Abhängigkeit und Mord auch sehr dramatisch gehalten und gänzlich humor-befreit.
Neben den drei Hauptdarstellern AJ Bowen („The Signal“), Amy Seimetz und Joe Swanberg wurden Laienschauspieler im Umfeld des Regisseurs engagiert, die ihre Sache aber auch ganz gut machen. Bei der Besetzung wurde dann auch statt herkömmlicher Schönheitsideale auch auf kantige Charakterköpfe gesetzt, die dem Film ebenfalls eine besondere und authentische Note verleihen und sich imho auch wohltuend von amerikanischen Mainstream-Produktionen abhebt. Die Ausstattung des Streifens ist ebenfalls eher trist und mit Locations im winterlichen Missouri hat man ebenfalls Orte gefunden, die den düsteren Grundton der Geschichte, sie auch der spartanische Soundtrack passend wiederspiegeln.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Donau Film bringt den Indie-Streifen aus dem Jahre 2010 in guter Qualität, wobei „A horrible way to die“ mit seinem Look sicher kein Streifen ist, bei dem die BR-Technologie seine Trümpfe ausspielen kann. Neben der Originalversion samt optionaler Untertiteln gibt es aber auch eine deutsche Synchro, die größtenteils gelungen ist. Im Bonusbereich gibt es neben einer Trailershow auch noch ein kurze Featurette, in dem mit dem sympathischen Regisseur und drei Hauptdarstellern über den Film und die Dreharbeiten gesprochen wird. Ein Wendecover und Taschengeld-freundlicher Preis runden die Sache harmonisch ab.
Unterm Strich ist „A Horrible Way to die“ ein interessanter Low-Budget-Streifen, der mit einem interessanten Ausgangspunkt und ungewöhnlicher Machart punkten kann und vor allem Fans aus der Indie- und Drama-Ecke, die auch gegen härtere Bilder nichts einzuwenden haben, ansprechen dürfte. Ein durchaus interessanter Beitrag zum Serial-Killer-Genre, der mit einfachen Mitteln eine bisweilen sehr intensive Stimmung erzeugt und gegen Ende auch noch eine nette Wendung zu bieten hat. Zwar wird die Machart nicht jeden Mainstream-verwöhnten Horrorfan ansprechen, aber mir hat Adam Winegards Streifen insgesamt doch sehr gut gefallen: 7/10 Punkten!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8125
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