project: equinoX Forum

Am ersten Arbeitstag an einer neuen Schule ahnt Musiklehrer Andrew  (Perry King) noch nicht, dass diese unter der Gewalt von dem Schüler Stegman (Timothy Van Patten) und seiner gewaltbereiten Gang steht und wundert sich noch, dass sein Kollege, der Biologielehrer Terry (Roddy McDowall) eine Waffe mit sich führt. Doch das ändert sich schnell, als er die Schule betritt und erkennen muss, dass an der Schule ein anderer Umgangston herrscht, als Andrew bislang gewohnt war und schon wenig später kommt es in seinem Unterricht zur ersten Konfrontation mit Stegman, der den Unterricht stört, dealt und mit seiner Gang die anderen Schüler in Angst und Schrecken versetzt.

Im Gegensatz zu Direktor der Schule und seinen Kollegen will Andrew jedoch nicht tatenlos zusehen, wie die Schule immer mehr zu einem Ort der Gewalt wird und versucht auf eigene Faust die Gang um Stegman zur Vernunft zu bringen. Doch die machen sich einen Spaß daraus, Andrew zu ärgern und suchen den ambitionierten Lehrer auch vor seinem Haus auf um ihn dort einen gehörigen Schrecken zu verpassen. Als dieser die Hilfe der Polizei in Anspruch nehmen möchte, erfährt er von Detective Stewinski (Al Waxman), dass diese ebenfalls machtlos ist, da es sich bei den amtsbekannten Straftätern um Minderjährige handelt, die man nicht einsperren kann.

Und so dreht sich die Spirale der Gewalt immer weiter und als Andrew neuerlich eine Konfrontation mit Stegman hat, dreht dieser völlig durch und verletzt sich selbst und beschuldigt den Lehrer, ihn verletzt zu haben. Als dieser das Gespräch mit Stegmans Mutter sucht, ist diese ebenfalls wenig kooperativ und der Lehrer zerstört im Zorn das Auto seines Schülers. Doch auch diese Aktion bleibt nicht ohne Konsequenzen und die gegenseitigen Attacken werden immer brutaler. Als auch noch Terry durchdreht und nachdem er mit der Waffe auf seine Schüler gezielt hat, Amok läuft und Stegman und seine Gang auch noch Diane (Merrie Lynn Ross),  die Frau des verhassten Lehrers aufsuchen, steuert alles einem brutalen Höhepunkt entgegen, in dem Moral und Anstand keine Gültigkeit mehr haben…

Gewalt an Schulen ist ja eigentlich ein sehr kontroverses Thema, dass in den letzten Jahren immer wieder in den Medien präsent ist und mit jedem Anlassfall neuerlich für heftige Reaktionen von Seiten der Politik, Medien, Schüler- und Lehrervertretern sorgt. Aber so wie auch die Gesellschaft immer gewaltbereiter wird und bereits kleine Konflikte hoffnungslos eskalieren, ist es auch in den Schulen so, dass immer öfter neben dem Unterricht auch Gewalt unter jungen Leute an der Tagesordnung steht, die dabei aus recht unterschiedlicher Motivation heraus entstehen kann. Und so häufen sich zunehmend die Fälle von Vandalismus, Prügeleien, Mobbing bzw. Bullying und Gewaltandrohung gegenüber Lehrer und Burn-out, bis hin zu dem Mitbringen von unerlaubten Gegenständen in den Unterricht. 

Aber auch schon im Jahre 1982 waren diese traurigen Tendenzen im Schulwesen aber bereits absehbar und dienten dem Regisseur Mark L. Lester als Vorlage für seine düstere Zukunftsutopie „Die Klasse von 1984“, die mittlerweile jedoch längst von der Realität eingeholt wurde. In diesem durchaus kontroversen Kultfilm ist es eine gewaltbereite Gang, die eine gesamte Schule terrorisiert und sich auf eine Art Krieg mit einem ambitionierten Musiklehrer einlässt, der sich im Laufe des Filmes von seinen Idealen verabschieden muss und selbst zu den Mitteln greift, die er anfänglich eigentlich verurteilt hat. Direktion und Polizei steht dem Treiben machtlos gegenüber, da es sich bei den brutalen Schläger und Vandalen ja immer noch um minderjährige handelt, die nach dem Strafgesetzbuch noch strafunmündig sind.

Was aber „Die Klasse von 1984“ so herausragend macht  ist die Tatsache, dass es sich dabei nicht nur um einen handfesten und gut gemachten Actionfilm handelt, sondern auch um einen absolut düsteren Streifen, der nebenher auch dramatische und tiefgründige Töne anschlägt und bei Entstehung auch seiner Zeit weit voraus war. Die Geschichte ist heutzutage aktueller denn je, auch wenn man sich mittlerweile mit solchen Meldungen schon längst abgefunden hat, verfehlt die beispiellose Gewaltspirale im Filme seine Wirkung auf den Zuschauer sicher nicht. Das Herr Lester ja eigentlich aus der Action-Ecke kommt, merkt man ja am Finale, in dem der Regisseur auch so richtig aufdreht und das auch durchaus packend ausgefallen ist.

Mark L. Lester bezeichnet „Die Klasse von 1984“ auch selbst als seinen besten Film und drehte im Jahre 1990 auch gleich eine Fortsetzung unter dem Titel „Class of 1999“, die jedoch mit Sci-Fi-Anteil nicht an den verstörenden Vorgänger heranreicht. Dass der 1982 größtenteils in Toronto gedrehte Streifen so gut funktioniert liegt neben seiner Geschichte zweifelsfrei an den gut besetzten Darstellern, allen voran Perry King und Roddy McDowell als sympathische Lehrer, die auf jeweils ihre Art versuchen, gegen die Gewalt der Jungendgang anzutreten.  Timothy Van Patten gibt dem durchgeknallten Stegman ein eigentlich viel zu hübsches Milchbubi-Gesicht, was seine Taten noch zweifelhafter darstellen lässt und auch die anderen Darsteller, inklusive Michael J. Fox in einer Nebenrolle als Streber lassen auch rasch vergessen, dass die meisten Darsteller für Unter-16jährige einfach schon viel zu alt erscheinen.

Die DVD aus dem Hause CMV-Laservision bringt diesen bereits mehrfach und teils auch gekürzt veröffentlichten Kultfilm nun mit einer sehr guten Bildqualität, die bisherige VÖs auch gern vergessen macht. Neben zwei unterschiedlichen Cover-Varianten gibt es wahlweise die englische Originalfassung oder die gelungene deutsche Synchronfassung, sowie einen Audiokommentar. Neben einem 35minütigen und interessanten Making-Of gibt es auch noch Fernsehinterviews, diverse Trailer, sowie Spots, ausführliche Bildergalerie und den Vor- und Abspann der französischen Fassung. Insgesamt gesehen, trotz etwas seltsamen Text auf der Rückseite sicher die derzeit beste Veröffentlichung des Filmes in deutschen Landen, sodass man auch durchaus ein Upgrade in Erwägung ziehen kann und wer den Streifen noch nicht sein Eigen nennt, ist mit der DVD sicherlich bestens bedient.

„Die Klasse von 1984“ ist ein effektvoller und auch effektreicher Streifen über Gewalt an der Schule, der knapp dreißig Jahre nach Erscheinen aktueller denn je ist und der auch über die Jahre nichts von seiner verstörenden Kraft eingebüßt hat. Mark L. Lesters nachdenklich stimmender Streifen über sinnlose und unmotivierte Gewalt von Jugendlichen ist zwar im Grunde mehr Actionfilm als Drama und man hätte in Richtung Sozialkritik wohl auch einiges besser machen können, aber dennoch ist der Streifen absolut gelungen und hat sich auch vollkommen zu recht seinen Kultstatus erarbeitet.  Eine aufrüttelnde Mischung aus Action und Drama, gepaart mit einer brisanten Thematik und tollen Schauspielern machen den Streifen sicherlich zu dem Besten, was aus dieser Schiene in den Achtzigern entstanden ist: 9/10 Punkten!