project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die junge Amber (Courtney Hope) arbeitet als Fleischfachverkäuferin in einem kleinen Dorf namens Famfield und hat keinen sehnlicheren Wunsch, als ihre provinzielle Heimat und Alkoholiker-Mutter hinter sich zu lassen und nach Chicago zu ziehen. Für ihren geheimen Plan hat sie auch bereits eine Wohnung in Aussicht, die jedoch kurz davor ist, an jemand anderen vermietet zu werden. Um das jedoch noch zu verhindern muss Amber kurzfristig in die „Windy City“ um ihrem Vermieter Dustin eine Anzahlung in bar zu geben. Doch irgendwie scheint sich die gesamte Welt gegen die junge Frau verschworen zu haben und die eilends aufgetriebene Karre ihres Freundes Eric (Oliver Hawes) bleibt bereits kurz nach Verlassen des Ortes mit Motorschaden auf der offenen Straße stehen.
Amber ist verzweifelt und sieht ihren Plan, das Kuhdorf ein für alle Mal zu verlassen bereits gefährdet, als ein freundlicher Trucker namens Bernard (Bruce Payne) stehen bleibt, um den jungen Leuten aus ihrer misslichen Lage zu helfen. Da am Motorschaden jedoch nichts zu machen ist, bezirzen Amber und Suzy (Ruta Gedmintas) den Trucker so lange, bis sich dieser bereit erklärt, die jungen Leute entgegen seinen Richtlinien auf der Ladefläche seines Lastwagens mit nach Chicago zu nehmen. Und während Eric am Fahrersitz Platz nimmt, springen Amber und ihre Freunde kurzerhand in den geräumigen Laderaum und nehmen vor der Fracht des Truckers Platz.
Zuerst läuft auch alles gut und die jungen Leute schlagen die Zeit der mehrstündigen Fahrt mit allerlei Spielen und Alkohol tot. Doch schon wenig wird auch die Fahrweise von Bernard zunehmend aggressiver und als Eric mittels Handy nicht mehr erreichbar ist und der Fahrer auch nicht bereit ist, den LKW anzuhalten, geraten die jungen Leute zunehmend in Panik. Als sie auch noch entdecken, dass die Fracht aus Blutkonserven besteht und der Wagen in einem aufgelassenen Schlachthof zum Stehen kommt, müssen die verängstigten Leute erkennen, dass das Grauen in dieser Nacht noch lange keine Ende nehmen wird…
„Prowl“ zu dt. „anschleichen“ von Regisseur Patrik Syversen ist ein weiterer Film der sogenannten „After Dark Originals“, die wie schon der vor kurzen besprochene „Husk“ im Rahmen des gleichnamigen Festivals von der eigens dafür gegründeten Produktionsfirma in Auftrag gegeben wurden, am Festival aufgeführt und nun weltweit vertrieben werden. Aber wie schon der Maisacker-Schocker „Husk“, ist auch „Prowl“ ein doch etwas durchschnittlicher Film, der sich bekannter Elemente bedient und sich dabei nicht entschließen kann, ob er jetzt Thriller, „Coming-of-Age“-Drama und/ oder Vampir-Horror sein möchte. Herausgekommen ist daher ein Film, der sich prompt zwischen die Stühle setzt, keines der eben genannten Genres befriedigend bedient und dadurch auch etwas seltsam ausgefallen ist.
Dabei beginnt die Geschichte auch ganz vielversprechend und wer so wie ich ebenfalls in einem Kuhdorf aufgewachsen ist, kann die Wünsche der sympathischen Amber auch gut verstehen. Als die jungen Leute dann auf dem LKW-Fahrer treffen und sich gegen die Regeln der Vernunft auf de Ladefläche mitnehmen lassen, wird das Ganze auch recht spannend und jeder ahnt natürlich, dass diese ungewöhnliche Reise kein gutes Ende nehmen wird. Nur leider hat man neben einem vorhersehbaren Plot-Twist auch noch (warum auch immer) Vampire einbauen müssen, die irgendwie nicht so recht zu dem vorangegangenen Ereignissen passen mögen und dann auch noch sehr unkreativ und unblutig zu Werke gehen dürfen.
Vampire sind ja derzeit dank „Twilight“-Hysterie ohnehin recht populär und die Optik der bluttrinkenden Monster hat man sich dann gleich von dem ungleich besseren „30 Days of Night“ ausgeborgt. Die Überfälle in „Prowl“ sind aber wesentlich braver ausgefallen sind und man dank Wackelkamera, Schnittinferno und dunkler Drehorte bekommt man nicht viel zu sehen. Die einzige und auch eindeutig von „Irreversible“ – sagen wir mal so – inspirierte und brutale Szene spielt sich ebenfalls im Off ab und für einen aktuellen Horrorstreifen, der wohl düster und grimmig daherkommen möchte, ist „Prowl“ für meine Verhältnisse einfach viel zu zahm ausgefallen.
Dass es Patrik Syversen aber eigentlich auch ganz anders kann, beweist dessen 2008 entstandener Film „Rovdyr“ der ja nicht nur wie ein 70er-Jahre-Backwood-Slasher daherkommt und ihm das Tor nach Amerika öffnete, sondern auch dank brutaler Gore-Szenen bei der deutschen Zensur für einges Stirnrunzeln sorgte. „Rovdyr“ ist zwar auch nicht unbedingt originell, aber zumindest eine Schlachtplatte vor dem Herrn mit ordentlich Tempo zwischen den Backen, sodass man hier auch schon hinweg sehen konnte, dass der Streifen ebenfalls sehr vorhersehbar und wenig innovativ war. Es dürfte daher wohl an den Vorgaben der Produzenten liegen, dass Syversen für seinen Nachfolgefilm den Gore-Anteil ordentlich herunterschraubte und ein eher Massen- und Teenie-kompatibleres Werk mit „R“-Rating schuf, dass sich dann ohne Schnittvorlagen auch besser vermarkten lässt.
Schauspielerisch gibt es ebenfalls nicht viel zu meckern und im Gegensatz zu anderen Schreiberlingen fand ich die Darstellung von den mir unbekannten Darstellern auch gar nicht so übel. Courtney Hope als Amber ist wie auch Ruta Gedmintas als Suzy recht nett anzuschauen und spielen auch recht gekonnt gegen die Schwächen des Drehbuches an. Der Rest des Casts ist zwar eher austauschbar, aber auch keine Enttäuschung. Die Locations, des größtenteils in Bulgarien gedrehten Films sind aber nicht sonderlich gelungen und warum ein aufgelassener Schlachthof wie eine leerstehende Lagerhalle bzw. Raffinerie aussieht, muss mir auch erst jemand erklären.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Universum bringt den durchschnittlichen Streifen in guter Bildqualität, auch wenn der Streifen dank heruntergeschraubten Farben, schnellen Schnitten und dunkler Momente die Stärken des Mediums sicher nicht ausspielen kann. Neben einen sehr kurzen „Making-of“, dass gerade mal zweieinhalb Minuten dauert gibt es aber noch eine ausgiebige Trailershow mit allen acht „After Dark Originals“, die darauf hoffen lassen, dass hier auch noch das ein- oder andere interessante Werk auf uns zukommen mag.
Unterm Strich ist „Prowl“ ein sehr mittelmäßiger Horrorfilm, der sich nicht richtig entscheiden kann, was er denn eigentlich sein möchte. Ein bisschen Thriller, ein Hauch „Coming-of-Age“-Drama und ein paar hungrige Base-Jumper-Vampire hat man am Ende auch noch irgendwie untergebracht. Was sich in der Inhaltsangabe noch halbwegs interessant anhört, wird allerdings wenig konsequent zu Ende geführt. Leider ist ja die ganze Sause nicht nur etwas zusammengeschustert, sondern auch blutarm und trotz kurzer Laufzeit von gerade mal 74 Minuten ohne dem Mammut-Abspann sind bis zum vorhersehbaren und abrupten Finale doch einige Längen vorhanden. Die Geschichte mit seinen zahlreichen bekannten Elementen ist jedenfalls nicht so der Bringer, die Inszenierung eher unterdurchschnittlich und auch ansonsten hat sich bei „Prowl“ wohl niemand sonderlich mit Ruhm bekleckert. 4/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=8057
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