project: equinoX Forum

Der junge Arzt Nathan (Grégoire Colin) lebt mit seiner Frau, der Chemikerin Claire (Bérénice Bejo) in der französischen Provinz, wo diese als Chemikerin in der Düngemittelfirma ihres Vaters Nicolas (Francois Levantal) beschäftigt ist. Da Nicolas ständig mit seiner Frau Marie (Isabelle Renauld) Differenzen hat  und es auch ansonsten in der Familie immer wieder zu Konflikten kommt, möchte Nathan, als er von der Schwangerschaft seiner Frau erfährt am liebsten die Koffer zusammenpacken und mit Claire in die Stadt ziehen. Doch diese hängt zu sehr an Familie und Firma und würde lieber das Kind abtreiben lassen, als ihren Vater in Stich zu lassen.

Als Claires Opa Eric (Fred Ulysse) eines Morgens von einem mysteriösen Keiler attackiert wird und verstümmelte Tierkadaver entdeckt werden, beschließt Eric mit seinen beiden Söhnen Nicolas und David (Joseph Malerba) das Tier bei einer Jagd zu erlegen, an der sich auch der vom Verhalten seiner Frau erzürnte Nathan beteiligt. Dieser hegt den Plan während der Jagd seinem Schwiegervater von der Schwangerschaft zu erzählen und seinem Ärger gehörig Luft zu verschaffen. Nicolas ist von der Jagd ebenfalls wenig begeistert, während der etwas stürmische David bestrebt ist, das Tier zu erlegen und so den Jagdrekord seines Vaters zu übertreffen.

Die Konflikte lassen nicht lange auf sich warten und noch bevor einer der Keiler erlegt ist, spitzt sich die Lage unterhalb der unterschiedlichen Männer zu. Während Nicolas seinem Schwiegersohn mangelnde Loyalität vorwirft, konfrontiert ihn dieser seinerseits mit seinen Vorwürfen und Familienoberhaupt Eric hat Mühe die Truppe ruhig zu halten und die aufgebrachten Männer auf das eigentliche Ziel zu besinnen. Als sich die Tierkadaver weiter häufen, trifft die Truppe auf einen der Keiler und versucht diesen im Wald zusammenzutreiben und zu erlegen. Doch das Tier entpuppt sich als durchaus schlau, entwischt den Männern und setzt mit seinen Gefährten im Dunkel der Nacht zum Gegenangriff an.

Die Truppe flüchtet Hals über Kopf und landet schließlich an einem Teich, der mit toten Fischen und Tierkadavern übersät ist. Und während Nathan langsam dämmert, warum sich die eigentlich harmlosen Wildschweine in letzter Zeit  so aggressiv verhalten, spitzt sich auch die Lage innerhalb der Gruppe weiter zu und gegenseitige Schuldvorwürfe häufen sich. Als Eric verletzt und von den Tieren verschleppt wird,  flüchten die restlichen Jäger und die aufgestaute Wut entlädt sich endgültig, sodass es bald ein weiteres Todesopfer zu verzeichnen gilt. Und während die Verbliebenen trotz aller Streitereien zusammenhalten müssen, haben die Keiler ihre Beute schon längst im Visier und schlagen wenig später neuerlich zu…

Aus Frankreich kommen ja schon seit Jahren viele der interessantesten Beiträge zum Horrorgenre, die sich mit gesunder Härte und unbequemen Themen auch durchaus an ein erwachsenes Publikum richten.  Auch „Proie“, das Regie-Debut des französischen Regisseurs Antoine Blossier steht mit „richtigen“ Darstellern, düsterer Atmosphäre, Umwelt-Thematik und einigen Härten eher in der Tradition von „High Tension“ oder „Inside“, als irgendwelchen amerikanischen Teenie-Horrorfilmen mit unbekannten Darstellern und irgendwelchen Inhalten, die den Zuschauer tunlichst nicht überfordern sollten.

Die Geschichte von „Prey – vom Jäger zur Beute“ handelt zwar primär von einem missglückten Jagdausflug und fällt wohl in das Genre „Tier-Horror“, aber auch Themen wie Umweltschutz, Profitgier und familiärer Zusammenhalt werden ansatzweise thematisiert, auch wenn ich mir hier vielleicht sogar noch etwas mehr kritische Untertöne gewünscht hätte. Auch die Figuren hätte man sicherlich etwas besser charakterisieren können, worauf aber wohl zugunsten einer  temporeichen Inszenierung  verzichtet wurde. Und so konzentriert sich der Großteil des knapp 75 Minuten doch recht kurz ausgefallenen Filmes dann größtenteils auf die Jagd den nach dem Keiler.

Das männliche Wildschwein ist ja nicht nur ein sehr anpassungsfähiger Allesfressern, sondern mit seinen Hauern auch eine imposante Erscheinung, die sogar ein Körpergewicht von über 300 Kilo erreichen kann. Und wenn so ein Tier einmal sauer wird oder aus sonstigen Gründen die Beherrschung verliert, möchte man wohl nicht gerade einem derartigen Tier vor die Linse kommen. Und so ist es wenig verwunderlich, dass der Keiler auch eine beliebte Bedrohung in Tierhorror-Filmen ist. Man erinnere sich ja nur an den südkoreanischen Streifen „Keiler“ aus dem Jahre 2009 oder den bereits zuvor erschienenen „Pig Hunt – Dreck, Blut und Schweine“ des amerikanischen Regisseurs James Isaac, die ebenfalls dieses possierliche Tierchen auf unbedarfte Menschen losgelassen haben.

In „Prey“ (zu dt. „Beute“) gibt es aber dann gleich eine ganze Meute von wildgewordenen Viechern, die sich gewaltbereit und durchaus schlau dann auch als ernstzunehmende Bedrohung für die Männer herausstellen, die ihrerseits auch mit so allerlei Problemen zu kämpfen haben. Und wie es in solchen Filmen nun mal so ist, geht die Gefahr mit fortschreitender Laufzeit dann nicht mehr bloß von den  Keilern aus, sondern auch die Männer lassen keine Gelegenheit aus, aneinander zu geraten und persönliche Standpunkte notfalls auch mit Waffengewalt zu vertreten.

Dabei hält sich die Gewalt aber durchaus zurück und wer sich bei dem Streifen eine französische Schlachtplatte erwartet, wird wohl eher enttäuscht werden. Sicherlich bietet „Prey“ einige grausige Szenen, die auch sehr gelungen sind, doch dabei handelt es sich größtenteils um Tierkadaver und Bestandteile, die dann in der Gegend herumliegen. Und auch die Schnitte sind recht hektisch ausgefallen, sodass man etwaige Gewaltspitzen auch nur für Sekundenbruchteile zu sehen bekommt. Da hatte dann auch die FSK ein Einsehen und dem Streifen eine FSK16-Freigabe verpasst, obwohl „Prey“ sicherlich nicht ohne ausgefallen ist.

Auch bei den Darstellern gibt es wenig zu meckern und im Gegensatz zu anderen Streifen gibt es hier keine kreischenden und minderbegabten Teenies, sondern richtige Kerle zu bestaunen, die ihren Rollen auch die notwendige Glaubwürdigkeit verleihen. Francois Levantal kennt man aus „Dobermann“ , während der kantige Joseph Malerba kürzlich erst in „Public Enemy Nr. 1“ zu sehen.  Auch die Regie ist durchaus gelungen und setzt auf Tempo, schnelle Schnitte und düstere und bedrohliche Bilder, die von Regisseur Pierre Aim auch sehr passend eingefangen wurden.

Universum Film bringt diesen kurzweiligen Streifen dann auch nach Einsätzen am Fantasy-Film-Fest gleich auf DVD und Blu-Ray-Disc, wobei letztere abgesehen von fehlendem Bonsumaterial zum Film auch sehr gut ausgefallen ist. Die Bildqualität ist wie die Synchro auch sehr gelungen und bietet keinerlei Anlass zur Kritik. Und so bleibt unterm Strich ein solider Tierhorror-Streifen aus Frankreich, bei dem man sich vielleicht zwar etwas mehr Tiefgang und Härte erwünscht hätte, aber der ansonsten nach herkömmlichen Genre-Strickmustern sehr solide zu unterhalten weiß. Mir hat „Prey – vom Jäger zu Beute“ jedenfalls auch dank der Schauspieler und angestreifter Umwelt-Thematik sehr gut gefallen und so gibt’s an dieser Stelle dann auch gut und gerne 6-7/10 Punkten.