project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die gutherzige und liebreizende Bella (Josette Day) lebt mit ihren beiden älteren Schwestern und ihrem Bruder im Schloss ihres Vaters (Marcel André), der einmal ein reicher Kaufmann war. Doch die Zeiten sind schlecht und als die Handelsschiffe des Vaters sinken und auch der Bruder bei einem Wucherer in der Kreide steht, scheinen für die Familie harte Zeiten anzubrechen. Doch als die Nachricht die Runde macht, dass doch noch ein Schiff angekommen ist, macht sich der Vater sogleich auf in die Stadt und fragt seine Töchter, was er ihnen mitbringe solle. Während die beiden habgierigen Schwestern teure Geschenke wünschen, verlangt Bella nur nach einer Rose.
Im Hafen angekommen muss der Vater jedoch feststellen, dass seine Gläubiger bereits die Ladung unter sich aufgeteilt haben und für die Kaufmannsfamilie nichts mehr übrigbleibt. Als er auch noch aus in einer nebligen Nacht aus der Stadt verjagt wird, verirrt sich der Vater und landet in Hof eines unbekannten und im Wald versteckten Schlosses. Da niemand antwortet erkundet der Kaufman das Schloss und findet gar sonderliche Einrichtungsgegenstände, jedoch keine Bewohner. Als er am nächsten Morgen bei der Abreise eine Rose pflückt, wird er von einer mysteriösen Bestie (Jean Marais) zur Rede gestellt, die seinen Tod verlangt, es sei denn, dass er eine seiner Töchter zu ihm bringen würde.
Der Mann ist verzweifelt, doch die hübsche Belle opfert sich freiwillig um ihren Vater vor dem Tode zu bewahren und macht sich auf ins Schloss um ihren Teil der Vereinbarung einzuhalten. Die Begegnung mit der Bestie ist jedoch grausam und Belle erschrickt vor dem furchtbaren Aussehen der haarigen Bestie, die der hübschen Frau verrät, dass er sie von nun an jeden Tag um ihrer Hand bitten wird. Belle verneint die Frage täglich, bemerkt jedoch, dass sich hinter der Fassade der furchteinflößenden Bestie ein Lebewesen mit Herz und Verstand befindet und die beiden kommen sich freundschaftlich näher.
Als Belle vor Sorge um ihren Vater jedoch immer trauriger wird, gewährt ihr die Bestie eine Woche um nach ihn zu sehen. Als die mittlerweile verarmten Schwestern bei der Ankunft die teuren Gewänder und den Perlenschmuck von ihrer Schwester sehen, fassen sie den Plan, ebenfalls vom Reichtum der Bestie zu profitieren und sorgen mit einer List dafür, dass Belle nach einer Woche nicht ins Schloss zur Bestie zurückkehrt, sondern bei ihrem Vater bleibt. Als sie auch noch den Plan fassen, gemeinsam mit dem Bruder und dessen Zechkumpanen die mittlerweile ebenfalls tieftraurige Bestie zu töten und die Schätze zu rauben, steuert alles einem tragischen Höhepunkt entgegen, den nur wahre Liebe verhindern kann…
Über die wunderbare Geschichte „Die Schöne und das Biest“ der französischen Autorin Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, dass wahre Schönheit die von Innen kommt, muss man wohl nicht mehr viel erzählen. Es gibt kaum einen Stoff, der im Laufe der Film- und Fernsehgeschichte so derart oft auf unterschiedlichste Weise adaptiert wurde, wie die universelle Geschichte aus dem Jahre 1757. Die OFDB listet ja sieben Filme von Horror bis Zeichentrick und auch die Serie mit Ron Perlman und Linda Hamilton werden die meisten Leser dieser Seite sicherlich kennen.
Die schönste und wohl auch fantasievollste aller Verfilmungen stammt wohl zweifelsfrei aus dem Jahre 1946 und wurde von dem französischen Maler, Schriftsteller und Regisseur Jean Cocteau inszeniert. In diesem poetischen Werk für das Cocteau auch das Drehbuch geschrieben hat, rückt die Geschichte über Treue und wahre Liebe etwas in den Hintergrund und macht Platz für eine surreale und traumartige Atmosphäre, die selbst 65 Jahre nach Entstehung noch immer beeindruckend wirkt. Die Art und Weise, wie Cocteau der Geschichte Leben einhaucht hat und mit Licht und Schatten gearbeitet wird, ist absolut schön anzuschauen und gilt gemeinhin auch als absolutes Meisterwerk der Filmgeschichte.
Natürlich kann man einen Film aus dem Jahre 1946 aber nicht nach aktuellen Standards messen und die Darstellung ist überzeichnet theatralisch und auch die Special Effects stammen aus einer Zeit, als diese noch in ihrer Kinderschuhen steckten. Trotzdem muss man neidlos zugestehen, dass dem Team ein paar sehr eindrucksvolle Sequenzen gelungen sind, auch wenn diese Tricks bisweilen doch leicht zu durchschauen sind. Doch das macht im Grunde nicht, da der Zuschauer mit dem Detailreichtum der Ausstattung und tollen Kostümen fast erschlagen wird. Sehr gelungen ist auch zweifelsfrei die optische Gestaltung der wilden Bestie, für die der Schauspieler Jean Marais bis zu fünf Stunden in der Maske verbringen musste.
Das der Streifen aber an dieser Stelle besprochen wird liegt an der wunderbaren Special-Edition aus dem Hause Alamode Film, die den Streifen in einer empfehlenswerten 3-Disk-Edition auf den Markt bringen. Neben dem Hauptfilm auf DVD und Blu-Ray-Disk gibt es auch noch eine Bonus-Disk mit Bonusmaterial zu dem 1946 entstandenen Streifen. So gibt es eine interessante Doku, die zwei der Hauptdarsteller wieder zurück an die Originaldrehorte bringt und die auch sehr interessant ausgefallen ist. Ebenfalls sehr informativ sind auch die kurze Doku zu den Restaurationsarbeiten und das Interview mit dem Maskenbildner Hagop Arakelian. Originaltrailer, sowie die restaurierte Variante desselben rund das positive Gesamtbild harmonisch ab.
Unterm Strich bleibt ein märchenhaft-bezaubernder Film, der auch knapp 65 Jahre nach Erscheinen nur wenig von seiner poetischen Schönheit eingebüßt hat. „Die Schöne und die Bestie“ von Jean Cocteau zählt nicht umsonst zu der wohl schönsten Inszenierung des historischen Märchens und schlägt auch alle bislang mir bekannten Varianten um Längen. Und auch wenn der Streifen sicherlich keine aktuellen Sehgewohnheiten bedient und so mancher Effekt zum Schmunzeln einlädt, so ist „Die Schöne und die Bestie“ doch ein surrealistisches Früh- und Meisterwerk des fantastischen Films, dem der bekannte französische Schriftsteller und Maler seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückt hat und der auch in jeder gepflegten Filmsammlung zu finden sein sollte.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/inde … ge_id=7918
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