project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Die beiden frisch verliebten Jugendlichen Gaspard (Grégoire Leprince-Ringuet) und Marion (Pauline Etienne) finden eines Tages beim Baden am Meer in einer Umkleidekabine ein Handy. Darauf finden sich neben Fotos von einer mysteriösen Blondine auch etwas seltsame Nachrichten von einem Mann namens „Dragon“, einer Frau namens „Sam“ und auch die Zeit und der Ort eines Treffens, das ganz in der Nähe stattfinden soll. Die Neugier der beiden Jugendlichen ist geweckt und Gaspard und Marion warten zum vereinbarten Zeitpunkt ebenfalls auf die beiden anderen, die sich auch wenig später einfinden. Als die beiden gemeinsam mit einem Auto davonfahren, folgen ihnen die beiden mit ihrem Moped und werden Zeuge, wie der Mann in einem Baumarkt Klebeband und einen Plastikschlauch kauft.
Die beiden jungen Leute denken sich jedoch nichts dabei und folgen dem Auto weiter zu einem Steinbruch in den Bergen, wo sich die Spur jedoch verliert. Gaspard und Marion sind jedoch darüber gar nicht so traurig und beschließen den Abend gemütlich und gemeinsam ausklingen zu lassen und starren verliebt in den Sonnenuntergang, als die beiden auf einmal einen winselnden Hund in der Ferne hören. Als sie den Geräuschen folgen finden sie das Auto, sowie den toten Mann und die bewusstlose Frau, die sich offensichtlich gemeinsam mit den Abgasen des Autos das Leben nehmen wollten.
Tage später lässt Gaspard das Geschehene noch immer keine Ruhe und während Marion ihrem Sommerjob nachgeht und unter dem strengen Auflagen ihres Vaters leidet, trifft Gaspard durch seinen impulsiven und etwas durchgeknallten Freund Ludo (Ali Marhyar) beim Drogenkauf zufällig das gerettete Mädchen, dass sich als Audrey (Louise Bourgoin) vorstellt und keine Ahnung hat, dass es sich bei Gaspard um ihren Retter handelt. Als diese ihm von einem Online-Game bzw. Community namens „Black Hole“ erzählt, beginnt auch der junge Mann mit dem Spiel und versucht Audrey auch online zu finden um hinter das Geheimnis ihres Selbstmordes zu kommen.
Wenig später scheint Gaspard die todessehnsüchtige Frau auch tatsächlich online gefunden zu haben und erliegt immer mehr den Reizen der mysteriösen Audrey und dem abgründigen Spiel im Internet. Während er zunehmend Marion und seine Freunde vernachlässigt, beginnt er online mit der todessehnsüchtigen Audrey ein gefährliches Spiel, in dem sich Realität mit dem Leben der virtuellen Figur vermischt. Er setzt bewusst seine Beziehung zu Marion auf Spiel und beginnt einen gefährlichen Flirt mit Audrey und gerät durch deren dubioses Umfeld immer mehr in einem teuflischen Alptraum…
Mit dem Thriller „Chatroom“ des japanischen Regisseurs Hideo Nakata wurde vor einiger Zeit schon ein Film veröffentlicht, der sich mit neuen Kommunikationsformen und den Abgründen des Internets beschäftigte. Nun legt der französische Regisseur Gilles Marchand nach und präsentiert uns mit „Black Heaven“ einen weiteren Streifen, der sich mit dieser neuen Form der weltweiten Kommunikation beschäftigt und sehr eindrucksvoll zeigt, wie sehr die Online-Community auf einen jungen Menschen einwirken und dessen Persönlichkeit und soziales Leben verändern können.
Der junge Gaspard wirkt auf den ersten Blick wie ein fröhlicher junger Mann, der gerade die erste Liebe erlebt und den Sommer alleine in der elterlichen Wohnung verbringt. Als er gemeinsam mit seiner Freundin eine junge Frau vor dem Selbstmord bewahrt, lässt ihn das Schicksal der geretteten Frau jedoch nicht mehr los und der sympathische Jugendliche versucht zu verstehen, was die hübsche Audrey dazu bewogen hat, ihrem Leben ein Ende zu setzten. Als er mit der Online-Community in Berührung kommt, verstrickt sich Gaspard daher immer mehr mit seiner Figur in der virtuellen Realität und ahnt dabei nicht, dass im Internet oft vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Die interessante und ungewöhnliche Geschichte von „Black Heaven“ ist dabei sehr ruhig erzählt und verzichtet auf plakative Schockeffekte. Viel mehr entwickelt der Streifen von Beginn an eine durchaus bedrohliche Stimmung, die sich auch bis zum Finale steigert. Das Tempo und die Spannung wird sukzessive angezogen und der 2010 entstandene Streifen wirkt mit seiner Thematik nicht nur hochaktuell, sondern bleibt dabei zum Glück auch halbwegs glaubwürdig. Das mag dann bei manchen Menschen heutzutage etwas behäbig wirken, dennoch fand ich das Gesamtergebnis trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit sehr gelungen.
Normalerweise bin ich ja nicht so der Fan von Computer-generierten Bildern, aber im Falle von „Black Heaven“ haben mit die Bilder der virtuellen Realität gar nicht mal so gestört. Diese sind nicht nur sehr gelungen, sondern fügen sich auch recht gut in das Werk ein. Dafür verantwortlich zeigt sich ja auch das Team, dass bereits für „Source Code“ und „Harry Potter 4“ die Rechner angeschmissen hat. Die Optik des sogenannten „Black Holes“ wirkt up to date und auch die Figuren sind gut gestaltet.
Doch die virtuellen Figuren von „L’autre monde“ (wörtlich übersetzt: „die andere Welt“) verblassen aber natürlich dennoch im Vergleich zu den realen Darstellern. Grégoire Leprince-Ringuet überzeugt als zurückhaltender und sympathischer Gaspard, der den Verlockungen des Internets erliegt und schafft es auch mühelos, den Zuschauer für sein Schicksal zu interessieren. Auch Pauline Etienne als schüchterne Marion hat mir sehr gut gefallen und Louise Bourgoin ist für die Rolle der todessehnsüchtigen Audrey sehr passend gewählt. Auch die restlichen Darsteller sind sehr gut gecastet und bieten wie die solide Inszenierung keinen Anlass zur Kritik.
Die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Koch Media bringt das eher ruhige Drama über Selbstfindung und die Abgründe des Internets in sehr guter Bild- und Tonqualität, wobei die Blu-Ray vor allem bei den animierten Sequenzen ihre Vorzüge voll- und ganz ausspielen kann. Auch das Bonusmaterial ist eigentlich recht reichhaltig ausgefallen und es gibt neben einigen Interviews mit Cast und Crew und auch ein knapp 6 minütiges „Behind the Scenes“, sowie den französischen- und deutschen Trailer. Abgerundet wird das positive Gesamtbild mit einer kleinen Trailershow.
Unterm Strich ist „Black Heaven“ zwar nicht der Erotik-Thriller mit Femme-fatale, der das Cover vielleicht suggerieren würde, sondern ein eher ruhiges Drama über einen jungen Mann, der in der Phase des Erwachsenwerdens in die Abgründe von Todessehnsucht, falschen Freunden und modernen Kommunikationsmöglichkeiten gesogen wird. Die ungewöhnliche Geschichte steigert stetig seine Spannung und gipfelt in einem dramatischen Finale, das sich zwar im Vorfeld schon irgendwie ankündigt, aber trotzdem interessant ausgefallen ist. Fans des Euro-Kinos mit Hang zu dramatischen Filmen und auch nichts gegen ein eher ruhiges Erzähltempo haben, sollten definitiv einen Blick riskieren: 7-8/10 Punkten!
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7920
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