project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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In einem Kellerabteil erwachen eines Tages sechs sehr unterschiedliche Personen, die einander größtenteils unbekannt sind und doch eines gemeinsam haben. Alle hatten aus unterschiedlichen Gründen den Plan freiwillig aus dem Leben zu scheiden und wurden von einer mysteriösen Person davor bewahrt und an einen abgeschiedenen Ort gebracht. Doch der vermeintliche Retter hat den etwas kruden Plan, in einem Würfelspiel das Schicksal neuerlich über das Leben der verhinderten Selbstmörder entscheiden zu lassen um danach den Lebenswillen neu zu erwecken und neu geboren zu werden.
Und so erwischt es als ersten den Millionär Robert (Fabio Fulco), der nach außen hin den smarten Wohltäter gibt, aber in Wirklichkeit ein Schläger ist. Er wird an einen Stuhl gefesselt, während der alkoholkranke Polizist Mark (Elias Koteas) mit dem Würfel über sein Schicksal entscheidet. Als Mark sich jedoch weigert, auf den Millionär mit einer Waffe und in einer Art russischem Roulette zu schießen, zeigt der Entführer, der sich als Jacob (John Pyper-Ferguson) vorstellt und selbst als Kind hilflos den Selbstmord seines Vaters mitansehen musste, dass er für seine Zwecke zu allem bereit ist und auch vor Mord nicht zurückschreckt.
Einer nach dem anderen der Entführten wird so einmal zum Spieler und einmal zum Opfer von tödlichen Fallen, die nach den Problemen der Teilnehmer inspiriert worden sind. Die Heroin-süchtige Hure Melody (Katie Boland) muss der Spiel-süchtigen Lisa (Emily Hampshire) Drogen spritzen, während der unter Depressionen leidende Arzt Zack (Karl Pruner) seinem Opfer eine Überdosis Anti-Depressiva verabreichen soll. Während Melody jedoch ihr Spiel überlebt und ohne Erinnerung an ihr voriges Dasein in eine Klinik gebracht wird, haben andere Teilnehmer weniger Glück und auch für die gläubige Krankenschwester Dianne (Patricia McKenzie) hat Jacob eine besonders grausige Art des Sterbens vorbereitet.
Doch das Verschwinden der Leute und gleichzeigte Auftauchen von Überlebenden und Leichen mit seltsamen Brandmalen bleibt nicht unbemerkt und auch Sofia (Caterina Murino), die Kollegin von Mark ahnt, dass mehr hinter der ganzen Sache steckt. Gegen den Willen ihres Vorgesetzten forscht die Polizistin daher weiter und erhält später einen Hinweis, der auf den Verbleib der Entführten hinweist. Und während auch die letzten Verbliebenen Teilnehmer versuchen, Jacob zu überlisten, rückt auch Sofia dem Wahnsinnigen immer dichter auf die Fersen…
Hier ist er nun – der gefühlt-hundertste „Saw-“Klon, der seit dem ungemeinen Erfolg des Streifens auf die Menschheit bzw. Filmfreund losgelassen wird. Neuerlich werden eine Handvoll Menschen entführt und wachen in einem düsteren Raum auf und fallen nach der Reihe irgendwelchen Spielchen eines selbstgefälligen Entführers zum Opfer. Doch wo vergleichbare Filme noch auf der Gore-Skala punkten wollen, gibt’s es in „Die! – Ein Spiel auf Leben und Tod“ eher eine düstere Atmosphäre und relativ viele Handlungsfäden, die jedoch am Ende mehr schlecht als recht zusammenlaufen. Anstatt ausgebluteter Torture-Porn-Pfaden beschreitet die Italo-kanadische Co-Produktion ja auch andere Wege.
Die Geschichte klingt auf dem Papier besser, als im Film und ein miterlebter Selbstmord in Kindertagen muss als etwas dürftiges Motiv für das doch etwas sonderbare Verhalten des Entführers herhalten. Nach einem durchaus interessanten Start, der schon sehr an die bereits erwähnten ersten beiden Teile von „Saw“ erinnert flacht der Film trotz schöner Bilder daher zunehmend ab und verstrickt sich in seinen zahlreichen Nebensächlichkeiten und Handlungssträngen, sodass sich die Verzweiflung und Ausweglosigkeit der Entführten nicht so wirklich auf den Zuschauer übertragen vermag. Und mit zunehmender Laufzeit tun sich zudem auch noch zahlreiche Logiklöcher und sehr, sehr fragwürdige Momente auf, die nicht gerade dazu beitragen, das Ganze als sonderlich spannend zu erachten.
Irgendwie hatte ich dennoch bei meiner Sichtung ja schon das seltsame Gefühl, alles in anderen Filmen bereits auf bessere Weise gesehen zu haben und auch die perfiden Spiele, die sich Jacob für die Teilnehmer seiner Schicksals-Sause ausgedacht hat, sind weder spannend, noch in irgendeiner Form sonderlich originell. Und mit zunehmender Laufzeit hatte ich auch das Gefühl, dass hier mit dem zahlreichen Hin- und Hergehopse zwischen den zahlreichen Handlungssträngen versucht wurde, die zahlreichen Löcher und unlogischen Momente des arg konstruierten Drehbuches zu überdecken. Das Tempo des Streifens ist zudem sehr gemächlich und irgendwie kommt keine rechte Spannung auf, was auch daran liegt, dass die Haupthandlung wie erwähnt auch ständig unterbrochen wird.
Bei den Darstellern gibt es zwar keine bekannten Gesichter, aber der Cast schlägt sich trotz lückenhaftem Drehbuch eigentlich ganz wacker. Emily Hampshire und Elias Koteas sind als Sympathieträger wider Willen ganz passabel und auch John-Pyper-Ferguson als traumatisierter Spielleiter macht seine Sache ganz gut. Was mich ein bisschen gestört hat, war lediglich Caterina Murino, die ständig mit 1A-Betroffenheitsblick durch die Gegend stapft und der man die Rolle als Ermittlerin auch nicht ganz abnimmt. Die Inszenierung ist ebenfalls ganz solide und „Die“ erinnert mit seinen Settings auch an aktuelle TV-Thrillerware.
An der Blu-Ray-Disc aus dem Hause Universum Film gibt’s im Gegensatz zum Film aber nicht viel zu meckern. Die Bild- und Tonqualität ist up to date und lediglich die FSK-18-Freigabe wirkt meines Erachtens etwas zu hoch gegriffen, da der Film ja nicht über sonderlich grafisch daherkommt und die Gewaltspitzen auch relativ kurz sind. Bonusmaterial zum Film ist leider nicht vorhanden, dafür wird man mit einer kleinen Trailershow entschädigt.
Unterm Strich ist „Die! – Ein Spiel auf Leben und Tod“ leider etwas durchschnittliche Thriller-Ware von der Stange, das versucht seine lahme Geschichte mit schicken Bildern und sprunghafter Erzählweise zu verdecken. Bei näherer Betrachtung macht die Geschichte leider wenig Sinn und sonderlich spannend ist der Streifen ebenfalls nicht geworden. Dominic James Streifen eignet sich dann auch eher den verregneten Sonntagnachmittag bzw. für Menschen, die von Filmen a la „Saw“ einfach nicht genug bekommen können. Nicht Fisch, nicht Fleisch, nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich schlecht: 5/10
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7922
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