project: equinoX Forum

Am Tag nachdem die hübsche Haruka (Noriko Aoyama) mit zwei Beinen in Gips gehüllt aus ihrem etwas missglückten USA-Urlaub zurückkehrt, muss auch ihr Vater für zwei Wochen geschäftlich verreisen. Und so ist es der jüngere Bruder Koichi (Aoi Nakamura), der sich um die junge Frau kümmert, obwohl dieser eigentlich lieber mit seiner neu erworbenen Videokamera herumexperimentieren würde. Als Haruka eines Morgens beim Frühstück erzählt, dass sich ihr Rollstuhl nicht mehr am gleichen Platz wie in der Nacht zuvor befand, wird die Neugier von Koichi geweckt und er beginnt, das Zimmer seiner Schwester in der Nacht zu filmen.

Und die sonderbaren Ereignisse lassen auch nicht lange auf sich warten. Zuerst sind auf den Aufnahmen seltsame Klopfgeräusche zu hören, wenig später verteilt sich sein kleines Häufchen Salz wie von Geisterhand und Türen öffnen sich, obwohl niemand zu sehen ist. In den darauffolgenden Tagen häufen sich diese Phänomene und als auch noch eine medial begabte Freundin in dem Haus eine Panikattacke bekommt, sind die jungen Leute alarmiert. Daher beschließt Koichi einen Priester zu rufen, der den bösen Poltergeist in einem Ritual ein für alle Mal austreiben soll.

Nach der Zeremonie scheint der Geist erst einmal verschwunden und die beiden Geschwister kommen langsam wieder zur Ruhe. Auch der Vater der Beiden kehrt kurz von seiner Geschäftsreise nach Hause und kümmert sich um seine psychisch mittlerweile etwas angeschlagene Tochter. Doch dieser ist am nächsten Tag schon wieder verschwunden und auch der nächtliche Friede währt nur kurz. Der Spuk wird immer intensiver und als Haruka sogar körperlich angegriffen wird und Koichi ebenfalls ins Visier des Dämonen gerät, schweben die beiden auf einmal in größter Gefahr…

Der Streifen „Paranormal Activity“ des aus Israel stammenden, aber mittlerweile in den USA lebenden Regisseurs Oren Peli ist der feuchte Traum eines jeden Produzenten. Mit einem Budget von knapp 15.000 US-Dollars hat der Streifen weltweit nicht nur hunderte Millionen eingespielt, sondern auch den Grundstein für einen Nachfolgefilm gelegt, der ebenfalls angesichts seiner Produktionskosten sehr erfolgreich war. Und so war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die eigentlich sehr simple Idee des Streifens auch anderswo gewinnbringend vermarktet wird.

Während es bislang ja eher üblich war, dass im Ausland erfolgreiche Filme, insbesondere J-Horror-Filme für den US-Markt neu zu drehen, ist man mit „Paranormal Activity: Tokyo Nights“ nun den umgekehrten Weg gegangen und hat im Jahre 2010 ein Quasi-Remake von Oren Peli gedreht, in dem der Handlungsort von einer amerikanischen Kleinstadt in die japanische Millionenmetropole Tokyo verlegt wird. Der Streifen bietet dann neben dezenten Verweisen auf den amerikanischen Streifen dann jedoch im Grunde nichts wirklich Neues und so hält sich der Überraschungseffekt des Erstlings dann auch stark in Grenzen.

Von Pelis Streifen war ich ja bei meiner Sichtung sehr angetan und der Streifen hat auch hervorragend bei mir funktioniert. Leider ist es bei dieser Art von Film jedoch so, dass sie wohl nur einmal funktionieren und wenn man erst einmal weiß, dass ohnehin nicht viel passiert und sich nach minutenlangen Einstellungen maximal einmal eine Tür bewegt oder sich das Licht einschaltet, dann hält sich auch der Gruselfaktor äußerst in Grenzen und Langeweile macht sich breit. Daher hab ich auch schon den offiziellen Nachfolger gar nicht mehr gesichtet und auch die Freude über die japanische Variante hält sich nach meiner Sichtung doch stark in Grenzen.

Wer das Original kennt, wird bei „Paranormal Activity: Tokyo Nights“ nicht viel Neues entdecken und die Story, die Begebenheiten, Handlungsverlauf und auch die Art der Inszenierung sind zum überwiegenden Teil vom Oren Pelis Werk übernommen. Wie schon in der Ami-Variante wird der Zuschauer mit dokumentarisch- und vermeintlich echt-wirkenden Bildern konfrontiert, bei denen viel in die Kamera gequatscht wird und sich nach minutenlangen Einstellungen auf einmal eine Tür öffnet oder sich das Licht einschaltet. Das mag zwar bei der ersten Sichtung originell sein, ist beim zweiten Mal aber ungefähr so gruselig, wie wenn man nachts mal auf Töpfchen muss, oder  den unsortierten Müll runterträgt und dabei dem neugierigen Hausmeister über den Weg läuft.

Kurz zusammengefasst: kennt man das Original, kann man sich dieses japanische Quasi-Remake-Fortsetzung schlichtweg schenken. Wer mit „Paranormal Activity“ hingegen noch nicht die Ehre hatte, kann sich aber durchaus eine Sichtung überlegen und sich an den simplen Ideen erfreuen, die mit einfachsten Mitteln eine gruselige Atmosphäre erzeugen. Und manchmal braucht es echt nicht mehr als ein Klopfgeräusch oder ein gesprungenes Glas, um  ängstlichen Personen die Nachtruhe gehörig zu vermiesen.

An der Regie des ansonsten wohl eher Serien-erprobten Toshikazu Nagae gibt es nicht wirklich was zu meckern und die ist auch ganz okay ausgefallen. Da das ganze wie ein Home-Video wirkt, muss hinter der Kamera wohl auch nicht großartig gewerkt werden. Auch die beiden jungen Darsteller Aoi Nakamura und Noriko Aoymama sind ganz gut gewählt, auch wenn mir persönlich die amerikanische Mentalität durchaus näher ist, als die japanische Zurückhaltung. Nach einem eher ruhigen Start, wird die Bedrohlichkeitsschraube zunehmend angezogen und gipfelt ein einem hübschen Finale, dass vom Original abweicht und an die zahlreichen J-Horror-Filme erinnert, die vor ca. 10 Jahren so inflationär über uns hereingebrochen sind und die ihrerseits wohl wiederum Filmemacher zu Werken wie „Paranormal Activity“ erst inspiriert haben.

Die DVD von Wild Bunch/Senator bzw. Universum Film bringt den Streifen mit einer FSK-16-Freigabe und eigentlich sehr guter Bild und Tonqualität, wobei die deutsche Synchro schon mal aus einem kurzen, japanischen „Oh!“  schon mal ein „ich hab keine Ahnung“ zaubert. Bonusmaterial ist leider nahezu nicht vorhanden und außer dem Trailer zum Film, der wiederum vom Originaltrailer inspiriert ist, der ebenfalls auf der Scheibe ist, gibt es noch zwei Trailer zu den kürzlich veröffentlichten Streifen „Sheitan“ und „Rabia“.

Unterm Strich ist „Paranormal Activity: Tokyo Nights“ ein für westliche Verhältnisse eher unnötiger Aufguss, der dem überraschend erfolgreichen Original auch nicht wirklich neue Impulse verleihen kann und einfach auf japanische Verhältnisse getrimmt wurde. Ob man das jetzt gut oder schlecht findet, bleibt wohl jedem selber überlassen und wer das Original kennt, wird hier kaum, bis gar keine überraschenden Momente entdecken können. Die Bezeichnung „Sequel“ ist ja eigentlich ebenfalls etwas irreführend, da weitgehend die Story aus dem Original nochmals verbraten wurde. Ich für meinen Teil bleib lieber beim Original und denke mit Freuden daran, wie sehr mir dieses bei der damaligen Sichtung im Dunkeln Gänsehaut bereitet hat.