project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
Sie sind nicht angemeldet.
In einem New Yorker Hospital häufen sich die Fälle von Leichenschändungen und durch die hübsche Medizin-Studentin Lori (Alexandra Delli Colli) kommt der FBI-Beamte Dr. Peter Chandler (Ian McCulloch) auf die Spur eines uralten Kannibalen-Kultes auf einer entlegenen Insel namens Kito in Südostasien. Flugs wird eine Expedition zusammengestellt, an der sich neben den beiden Medizinern auch Peters Assistent George (Peter O’Neal), sowie dessen Freundin Susan (Sherry Buchanan) teilnehmen. Auf Kito angekommen entpuppt sich der ansässige Arzt Dr. Obrero (Donal O’Brien) jedoch rasch als durchgeknallter Psychopath, der auf der abgelegenen Insel durch seine grausamen Menschenversuche die kannibalistischen Eingeborenen in seelenlose Zombies verwandelt. Diese sind dann auch sogleich hinter den hoffnungsfrohen Abenteurern her und der Forschungstrip wird zur splattrigen Reise in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele...
Wird in gut-informierten Fan-Kreisen über seltsame Genre-Filme aus dem Land des Stiefels diskutiert, kommt die Sprache meist irgendwann unweigerlich auf den 1980 entstandenen Streifen „Zombies unter Kannibalen“ des ansonsten eher Komödien-erprobten Regisseurs Marino Girolami. Dieser doch recht dubiose Streifen wollte am Höhepunkt der Zombie- und Kannibalen-Welle wohl an beiden Fronten punkten und vermischt recht unbedarft eine herkömmliche Abenteuergeschichte mit diesen beiden doch sehr kontroversen Genres und toppt das Ganze zu allem Überfluss auch noch mit einer gehörigen Portion „Mad Scientist“-Thematik. Dieser „krude Genre-Cocktail“ („Inferno Italia“) ist dann auch zweifelsfrei einer der unterhaltsamsten (Plagiat-)Filme, die jemals produziert und dem fassungslosen Publikum vor Augen geführt wurde.
Doch „Zombies unter Kannibalen“ kennt natürlich jeder, der sich nur ansatzweise mit italienischem Genre-Kino beschäftigt und obwohl das Filmchen auch in Fankreisen recht umstritten ist, so hat er dennoch eine eingeschworene Fangemeinde, zu der ich mich natürlich ebenfalls zähle. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass sich Martin Beine nach dem herausragenden Erstlingswerk seines Magazins „Tenebrarum“, dass sich voll und ganz dem doch sehr grimmigen „Cannibal Holocaust“ von Ruggero Deadato verschrieben hatte, nun die zweite Ausgabe seines Fanzines diesem unterhaltsamen Trash-Krachers gewidmet hat. Statt Medienkritik, Tiersnuff und dubioser Vermarktungstechnik eines doch recht umstrittenen Regisseurs, steht dieses Mal dann auch der trashige Unterhaltungswerk und die dilettantische Machart des Plagiatsfilmes im Vordergrund, dass sich auch ohne Scheu an anderen Filmen orientiert und auch ansonsten den ein- oder anderen interessanten Aspekt zu bieten hat.
Auch ich hab mich im Rahmen meines Reviews natürlich mit dem Streifen auseinander gesetzt, aber mein Einsatz steht natürlich in keiner Relation, zu dem Aufwand, der sich Martin Beine angetan hat um dem geneigten und aufgeschlossenen Fan des Film auch nahezu jede Information über Inhalt und Entstehung, Bildmaterial und Aushangfotos, sowie sogar ein Vorwort von Ian McCulloch himself aufzutreiben und zugänglich zu machen. Herausgekommen ist mit Magazin Nummer 2 dann auch die wohl allumfassendste Bild- und Informationsquelle zu Marino Girolamis eigentlich grund-sympathischen Streifen, das jemals auf Papier gedruckt und unter die Leute gebracht wurde.
Zu Beginn des Heftes stehen dann neben dem Vorwort des Hauptdarstellers dann auch eine ausführliche Inhaltsangabe, sowie ein Review des Streifens. Das nächste Kapitel widmet sich dann den ausführlichen Filmfehler, dass selbst aufmerksamen Zuschauern neue Aspekte liefert und nahtlos in die berüchtigte Fallgruben-Sequenz übergeht, die nachträglich für die amerikanische Auswertung des Streifens gedreht wurde und seitdem für Gelächter und ungläubige Blicke sorgt. Neben einer kurzen Abhandlung über den Rassismus-Vorwurf, der wohl die meisten dieser Werke begleitet gibt es auch noch ein interessanten Einblick in das durchaus interessante Frauenbild, das der Streifen vermittelt, welches doch etwas im Widerspruch zu den sonstigen Werken aus derselben Kiste steht.
Auch danach bleibt die Ausgabe bis zur letzten Seite interessant und analysiert das etwas überhastete Ende des Streifens, sowie die grundlegende Frage, ob es sich bei den seelenlosen Wesen im Film denn überhaupt um Zombies im klassischen Sinne handelt. Ebenfalls der Frage, warum es in dem Film im Gegensatz zu vergleichbaren Werken keine klassische Liebesgeschichte zwischen den Hauptdarstellern gibt, wird erörtert und alle Fragen zu der amerikanischen Alternativfassung geklärt, bevor sich das durch die Bank empfehlenswerte Magazin mit näheren Angaben zu Regisseur, Produzent und den Darstellern dem Ende nähert und mit Fußnoten und genauen Angaben zu Plakaten und Aushangfotos sein harmonisches Ende findet.
Vor knapp zwei Jahren hab ich die erste Ausgabe ja schon als Nonplusalwaysultra für den Italo-Fan bezeichnet und auch auf Teil zwei trifft auch dieses wieder. Einen informativeren Text und umfassenderes Bildmaterial zu dem 1980 entstandenen Streifen und seinen Darstellern wird man wohl nicht finden und nahezu jeder Aspekt des Filmes wird auf augenzwinkernde und sympathische Weise betrachtet und dem Leser in deutscher und englischer Sprache näher gebracht. Das hier ein Kenner der Materie am Werk war ist mit jeder Seite des hochwertigen Magazins zu sehen und trotz Fan-Brille kommt auch der objektive Blick auf das trashige Filmchen nicht zu kurz.
Als besonderes Highlight für den Sammler gibt es aber über die neue Homepage www.tenebrarum.info nun nicht nur Ausgabe 2 des Magazins zu erwerben, sondern auch Sonderhefte, das sich dem Aushangmaterial zu einigen der bekanntesten Italo-Horrorfilmen beschäftigt und in geringer Auflage erschienen ist oder noch erscheinen werden. So gibt es u.a. zu „Zombies unter Kannibalen weitere Hefte mit Aushangfotos und Werberatschlägen aus Spanien und Thailand zu je 8 Seiten im gleichen Format, sowie eine etwas umfassendere Ausgabe zu „Cannibal Holocaust, das sich auch den unterschiedlichen Trailern widmet. Für Informationen zu den einzelnen Ausgaben und Kombi-Angebote gibt es auf der Homepage dann auch die entsprechende Kontaktadresse.
Abschließend bleibt zu sagen, dass sich Autor und Filmfan Martin Beine mit Ausgabe zwei seines Magazins neuerlich selbst übertroffen hat und dem nationalen und internationalen Fan ein Medium bietet, das zweifelsfrei auch jeden Cent seiner Anschaffung wert ist. Eine bessere, schönere, umfassendere und informativere Abhandlung zu meinem absoluten Zombie- und Kannibalen-Lieblingsfilm wird man in dieser Form nicht finden und so ist „Tenebrarum #2 – Zombies unter Kannibalen“ dann auch neuerlich für den interessierten Filmfreund und Sammler uneingeschränkt empfehlenswert. Ein Heft von Fan für den Fan, welches in Punkto Qualität und Optik herausragend ausgefallen ist und daher abermals auch in jeder gepflegten Italo-Literartur-Sammlung zu finden sein sollte.
Beitrag geändert von jogiwan (20.July 2011 16:37:04)
Offline
@ Jochen,
vielen Dank für das Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7913
Offline