project: equinoX - Das deutschsprachige DVD und Film Projekt im Internet
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Der hilfsbereite und bei allen beliebte Waisenjunge Pazu arbeitet in einer kleinen Stadt in den Bergen und ist gerade damit beschäftigt das Essen für seinen Chef zu holen, als er etwas Mysteriöses vom Himmel schweben sieht. Dieses Etwas entpuppt sich als ohnmächtiges Mädchen, das durch die Kraft eines blauen Kristalls an ihrer Halskette behutsam zur Erde gleitet. Pazu ist zwar überrascht, nimmt das regungslose Mädchen jedoch zu sich nach Hause, wo diese wieder zu Kräften kommt und am nächsten Morgen dem Jungen eine schier unglaubliche Geschichte erzählt. Sheeta ist ebenfalls Vollwaise und fiel während eines Piratenangriffes aus einem Luftschiff, auf das sie zuvor von dem zwielichtigen Regierungsbeamten Muska entführt wurde. Denn das junge Mädchen und ihre geheimnisvolle Kette mit dem blauen Kristall stehen nämlich im direkten Zusammenhang mit der magischen Königreich Laputa, die der Legende nach im Himmel schweben soll und einst ihren Bewohner unsägliche Macht und Reichtum bescherte. Auch Pazu hat durch seinen Vater von der Geschichte gehört und beschließt spontan, Sheeta aus ihrer misslichen Lage zu helfen.
Und das Mädchen hat die Hilfe des Jungen auch bitter nötig, da schon wenig später einige Piraten unter der Leitung der resoluten Dora und auch Soldaten der Regierung hinter Sheeta und ihrem Kristall her sind. Nur durch das beherzte Eingreifen von Pazu gelingt die Flucht in die weit-verzweigte Stollen der Bergarbeiter-Stadt, wo die beiden von einem alten Einsiedler mehr über den magischen Kristall und die mysteriöse Stadt im Himmel erfahren. Als die beiden jedoch wenig später von Regierungsbeamten gestellt werden, werden beide gefangen genommen und in eine militärische Festung am Meer gebracht. Sheeta bittet Muska aus Angst um ihren Gefährten um die Freilassung von Pazu, der tatsächlich freigelassen und mit ein paar Goldmünzen abgefertigt wird. Doch Pazu denkt nicht daran das gefangene Mädchen so einfach zurück zu lassen und schließt sich Dora und ihren Männern an, die ebenfalls hinter dem Kristall her sind, um das junge Mädchen aus der Gewalt der Regierung zu befreien.
Als sich Sheeta in ihrer Not an einen uralten Zauberspruch erinnert, den sie von ihrer Mutter gelernt hat, entfesselt sie dadurch unwissentlich die magischen Kräfte von Laputa und ein Kampfroboter verwandelt die militärische Festung in ein flammendes Inferno. Muska entwendet den Stein, kann durch die wiedererweckten Kräfte des untergegangenen Köngireichs dessen Aufenthaltsort im Himmel bestimmen und macht sich sogleich mit einem militärischen Luftschiff auf den Weg. Auch Pazu gelingt es, seine Freundin zu retten und die beiden machen sich gemeinsam mit den eigentlich sehr sympathischen Piraten auf den Weg um ebenfalls die magische Stadt in den Wolken zu erreichen. Nach einer abenteuerlichen Reise gelangen Pazu und Sheeta auch tatsächlich nach Laputa, der sich als idyllischer, jedoch menschenleerer Ort entpuppt. Wenig später landet auch das Luftschiff der Regierung auf Laputa, die Dora und ihre Männer gefangen genommen haben. Und während Pazu versucht, seine Gefährten zu befreien, zeigt auch Muska sein wahres Gesicht und versucht mit Hilfe der ahnungslosen Sheeta die zerstörerische Kraft des untergegangenen Königreichs zu reaktivieren…
Nach dem wirtschaftlichen Erfolg des Streifen „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ gründeten die beiden Regisseure Hayao Miyazaki und Isao Takahata auf Betreiben der Produktionsfirma Tokuma Shoten im Juni 1985 die berühmten Studio Ghibli. Diese sind seitdem nicht nur Garant für überdurchschnittliche und vielfach-preisgekrönte Anime-Unterhaltung, sondern diente mittlerweile auch einigen Jung-Regisseuren als Karriere-Sprungbrett. „Das Schloss im Himmel“ bzw. „Tenkū no Shiro Rapyuta“ war im Jahre 1986 der erste Streifen, der durch die neu gegründeten Studios in die japanischen Kinos kam und durch seinen großen Erfolg die Produktion von weiteren Werken wie „Mein Nachbar Totoro“ (Miyazaki) und „Die letzten Glühwürmchen“ (Takahata) ermöglichte.
Die spannende Geschichte ist wie bei Hayao Miyazaki üblich sehr komplex und abstrakt und besticht von der ersten Sekunde an durch absolute ungewöhnliche Bilder, die irgendwo zwischen viktorianischem Altertum und Science-Fiction liegen. Als Inspiration dienten sowohl die Geschichten von „Gullivers Reisen“ aus der Feder von Jonathan Swift, als auch eine Episode eines Mangas, den Miyazaki in seiner Kindheit gelesen hatte und von einem magischen Stein handelte, der seinem Besitzer die Fähigkeit des Fliegens ermöglichte. Doch das ist nur die Ausgangsbasis für ein fantasievolles Abenteuer sondergleichen, in dem Freundschaft und Loyalität an erster Stelle steht.
Neben der abenteuerlichen und sehr turbulenten Story gibt es aber auch sehr ernste Untertöne und wer sich einen niedlichen Streifen für Kinder erwartet, wird wohl im wahrsten Sinne des Wortes große Augen machen. Auch wenn „Das Schloss im Himmel“ eine FSK-Freigabe ab 6 Jahren erhalten hat und zu Beginn noch über ein paar humoristische Momente in bester Bud Spencer und Terence Hill-Manier hat, so ist der Streifen mit fortschreitender Laufzeit eigentlich alles andere als harmlos und richtet sich meines Erachtens mit Themen wie Krieg, Coming-of-Age, Allmachts-Fantasien und Rüstungs- Technik auch eher an ein etwas älteres Publikum, dass dann auch die teils sehr Action-lastigen Bilder von direkten Feuergefechten und zerstörerischen Mächten dann auch ohne nächtliche Albträume ertragen kann.
Dennoch ist der Streifen natürlich grandios und unterhält trotz langer Laufzeit von knapp 125 Minuten von der ersten bis zur letzten Minute durch eine atemberaubende Optik. Im Gegensatz zu modernen Streifen mit massenhaft CGI-Einsatz ist „Das Schloss im Himmel“ gänzlich auf dem Papier entstanden und innerhalb eines Jahres wurden knapp 70.000 Bilder gezeichnet und einzeln abfotografiert. Besonders auffällig ist neben den schönen Landschaften und Wolkenformationen vor allem die Detailfülle der einzelnen Fluggeräte, die wie so oft in Filmen des Großmeisters eine gewichtige Rolle spielen. Generell gibt es auch auf der technischen Seite also nichts zu bemängeln und der Streifen fügt sich nahtlos in das hohe Output der bekannten Studios ein.
Auch die Blu-Ray-Disc aus dem Hause Universum ist für den geneigten Fan natürlich eine Wucht und bringt nach den ebenfalls empfehlenswerten Veröffentlichungen von „Ponyo – das große Abenteuer am Meer“ und „Nausicaä – aus dem Tal der Winde“ nun bereits den dritten Studio Ghibli-Streifen in bester HD-Qualität. Die Bild- und Tonqualität lässt dann auch keinerlei Wünsche offen und auch das Bonusmaterial ist überzeugend. So gibt es Storyboards zum ganzen Film, jede Menge Trailer und TV-Spots, die bereits bekannte Studio Ghibli-Trailershow und auch noch die Infos zum seinerzeitigen Kinostart. Abgerundet wird das Ganze mit minimalistischen Cover in Rosa und ein paar hübschen Postkarten.
Unterm Strich ist „Das Schloss im Himmel“ nicht nur ein herausragender Anime, sondern ein weiterer, unverzichtbarer Film der Studio Ghibli, der natürlich in keiner gepflegten Sammlung fehlen sollte. Und auch wenn er nicht ganz die absolut überragenden Qualitäten von „Prinzessin Mononoke“ und „Chihirio“ erreicht, so spielt der magische Streifen trotzdem in der obersten Anime-Liga und begeistert von Anfang bis Ende mit einer herausragenden Optik, einer spannenden Geschichte und einem tollen und abermals sehr eingängigen Soundtrack von Joe Hisaishi. Wer den Streifen noch nicht sein Eigen nennt, sollte jedenfalls spätestens bei der hervorragenden Blu-Ray-Disc zugreifen und auch DVD-Besitzer können ein Upgrade durchaus in Erwägung ziehen. Sehr, sehr schön bzw. 9,5/10 Punkten.
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@ Jochen,
vielen Dank fürs Review, ist nun auch schon Online: http://chilidog.project-equinox.de/?page_id=7863
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